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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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würde unweigerlich in einer Krise kulminieren, deren Ausgang nicht nur ihre persönliche Zukunft bestimmte, sondern auch die aller sieben – nein, mittlerweile wieder acht – Machtblöcke der Heimatenwolke.
    Wer von ihnen den Entschluss gefasst beziehungsweise als Erster ausgesprochen hatte, das Charon-Korps neu zu gründen, jene über/neben/hinter den Nationen stehende Elitetruppe der Strukturpiloten aus der uralten Turmburg wiedererstehen zu lassen – Kempo hätte es nicht mehr zu sagen gewusst.
    Auhara? Sheerdurn? Zbirk? Palankan? Er selbst? Egal.
    Daheim auf Aram Tachady im Dubox-System war die DORYNA seit langem überfällig. Und der Bluff mit der angeblich vom Ratsvorsitzenden beauftragten Mission sollte inzwischen ebenfalls aufgeflogen sein, allen blinden Flecken der Erenesae zum Trotz.
    Sie steuerten auf eine Entscheidung zu. Hopp oder dropp. Sie würden sich dem Hainrat und den anderen Beharrungskräften stellen müssen, und zwar ohne Andruck-Absorber.
    Kempo und Auhara hatten allerdings, dank der Satelliten-Protokolle, einen zusätzlichen Trumpf in der Hinterhand. Die Doryner brachten eine Aufzeichnung mit, sensationeller noch als alles bisher Entdeckte.
     
    *
     
    Fast empfand Kempo die vielen Tage, an denen er überwiegend mit der Führung seiner Dolbe, dem Espern und Zurückdrängen der Hyperwirbel befasst war, als entspannend. Hier war er in seinem Element. Fliegen. Surfen auf tödlichen Wellen; Raften in reißenden Strömen.
    Das Strukturgestöber lockte ihn mit finaler Gewalt.
    Gib dich mir hin, lass dich auflösen, schien es zu wispern. Alle Qual, alle Mühsal endet, sobald du für einen Lidschlag loslässt. Du wirst den Verlust deiner leiblichen Hüllen mit Freuden akzeptieren ...
    Aber Kempo Doll’Arym hatte noch etwas zu erledigen. In Wahrheit fing er gerade erst damit an, diesem lächerlich limitierten Mini-Universum seinen Stempel aufzudrücken.
    Die Idee des Charon-Korps war größer, viel größer als alles, was er je erträumt hatte. Er griff nach den Sternen, wohl wissend, dass er auf seinen Zehenspitzen stand und sehr leicht sehr hart auf die Nase fallen konnte.
     
    *
     
    Stolp bot einen erfreulichen Anblick, trotz des unaufhörlichen Regens: Das obere Drittel der Turmburg war inzwischen freigelegt worden, desgleichen ein Zugang zu den subplanetaren Hangars.Über das gesamte Areal wölbte sich ein flimmernder Schutzschirm. Und an den Auslegern knapp unterhalb der Spitze des mächtigen Gebäudes dockten zwei Strukturdolben. „Die ersten beiden, die wir auf Vordermann gebracht haben", berichtete Zbirk mit unverhohlenem Stolz. „Sie waren mit Abstand im besten Zustand. Der Rest wird noch ein wenig auf sich warten lassen. Wir haben wochenlang nur Schlick, Vegetation und Getier beseitigt. Eine Knochenarbeit, das dürft ihr uns glauben."
    Bis der Stützpunkt des Charon-Korps wieder zur Gänze benutzbar war, würde noch viel Wasser vom ewig verhangenen Himmel fallen. Auch die Daten aus den neu erschlossenen Sektoren waren erst zu einem kleinen Teil gesichtet.
    Dennoch konnte Sheerdurn ebenfalls mit einer brisanten Neuigkeit aufwarten.
    Offenbar hatte es schon vor zwölftausend Jahren neben dem Charon-Korps eine weitere supranationale Organisation gegeben: eine Geheimgesellschaft, die als „Charon-Loge" bezeichnet wurde. „Loge und Korps konkurrierten hinter den Kulissen seit jeher um die Vormachtstellung." Der Alte wirkte fragil, körperlich ausgelaugt, doch sein gesundes Auge funkelte energischer denn je. „Nach der Einschließung in den Hyperkokon gewann allerdings die Loge rasch die Oberhand."
    „Verständlich. Die Hauptaufgabe des Korps, nämlich die Beobachtung der Außenwelt, war mit der Abschottung ja obsolet geworden."
    „Genau. Binnen weniger Wochen machte die Loge, der einflussreiche Persönlichkeiten aus – höre und staune – allen sieben Sonnen-Sphären angehörten, reinen Tisch. Die Männer und Frauen des Korps haben geahnt, was auf sie zukam; das geht aus ihren Schriften hervor. Und sie trafen Vorkehrungen, um zumindest das Ärgste abzuwenden."
    Sheerdurn pochte mit einem Finger auf den Rücken der anderen Hand, wie er es immer tat, wenn er seine Erregung zügelte. „Ihre Organisation wurde verboten, zerschlagen und aufgelöst, die Turmburg dem Verfall preisgegeben. Man wollte jede Erinnerung daran tilgen, so, wie damals ja auch fast alle Aufzeichnungen aus der Schutzherren-Zeit gelöscht wurden. Jedoch gelang es den Resten des Korps, wohl mit der Hilfe von

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