2311 - Die Explosive Kraft
das trotz der Erhöhung der Hyperimpedanz!
Die immensen Vorteile, die dieser Fund mit sich brachte, lagen auf der Hand. Nun brauchten sie zur Erlangung eines Orterbildes das Gestöber nicht mehr zu verlassen. Ihre Anwesenheit war daher praktisch nicht festzustellen. Und sollten sie doch einmal entdeckt werden, fiel im Grenzbereich der Charon-Schranke der Rückzug leicht und war in wenigen Sekunden getan.
Sie feierten ausgiebig. Wenngleich ohne Stimulanzien: Ihr Erfolg und die so erfreuliche Zukunftsperspektive wirkten aufputschend genug.
Tags darauf befassten sie sich mit den abgerufenen Protokollen, die viele Jahre in die Vergangenheit reichten. Aber es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Wenig verwunderlich: So nahe am Milchstraßenzentrum ließen sich keine großartigen Ortungsreichweiten erzielen.
Keineswegs entmutigt, nahmen sie einen weiteren langen Flug auf sich. Quer durch die Weltenwolke, zu jenen Koordinaten, wo sie beim ersten Zufallstreffer die Kelcheinheiten bemerkt hatten. Und tatsächlich, dieses Mal hatten sie Glück – in dreifachem Sinn. Erstens waren in diesem Sektor gleich mehrere Ortersatelliten auf engem Raum ansprechbar.
Zweitens dokumentierten die Aufzeichnungen die Anwesenheit fremder Riesenraumer. Die Kelche hatten, zuletzt vor wenigen Tagen, einige Experimente nicht genauer erkennbarer Natur vorgenommen; kurz darauf waren sie mit unbekanntem Ziel verschwunden.
Drittens zeigten sich aktuell, kaum zwei Lichtmonate entfernt, Aktivitäten!
Sie flogen hin. Beim Überlichtfaktor von vierhundert, den die bestens in Schuss befindliche DORYNA erzielte, waren es bloß knapp vier Stunden.
Aus sicherer Distanz, bestens verborgen in der schmalen Übergangszone der Charon-Schranke, riefen sie die Satellitenbilder und -protokolle ab. Mit dem Ergebnis, dass es sich diesmal um kugelförmige Einheiten handelte, die ebenfalls allerlei Versuche anstellten.
Eine zweite Partei? Wie viele trieben sich eigentlich noch da draußen herum?
Die DORYNA zeichnete via Schutzherren-Sonden auch den Funkverkehr der Globen untereinander auf, um die in einer eigenartig ruppig klingenden Sprache geführte Kommunikation der Fremden später analysieren zu können. Vielleicht ergab sich daraus ja die Möglichkeit einer realistischen Einschätzung von deren Absichten und technologischem Standard.
Auf Verdacht klapperten sie weitere Standorte ab, jeweils mit einem kurzen „Blick" auf die derzeitige Lage sowie einer Abfrage der Orterprotokolle. Wieder fanden sie Spuren, die auf eine Erkundung der Umgebung der Charon-Wolke durch differierende Schiffskonstruktionen hindeuteten. Mehr und mehr kristallisierte sich heraus, dass von nobler Einsamkeit keine Rede sein konnte. Im Gegenteil, seit rund sechs Jahren herrschte geradezu Furcht erregender Andrang.
Inzwischen hatte die Bordpositronikdie Übersetzung der Funkbotschaften beendet. Demnach wetteiferten mindestens zwei Nationen um die Erforschung der Charon-Wolke. Die einen nannten sich „Arkoniden"; ihnen waren die Kelchraumer zuzurechnen. Die anderen, die kugelförmige Schiffe bevorzugten, bezeichneten sich als „Terraner".
Auhara schnappte nach Luft. „Sie sehen aus wie wir! Im Schnitt hässlicher und irgendwie krankhaft aufgeblasen, aber ..."
„Was hast du erwartet?", scherzte Palankan. „Winzige grüne Männchen? Kleine knuddlige Pelzwesen? Aufrecht gehende Reptilien oder sechsgliedrige Ungetüme? So was kommt nur in Schundgeschichten für Dauerpubertierende vor!"
Sie lachten herzlich.
Beide Fremdnationen verfügten beruhigenderweise nicht über ausreichend technisches oder parapsychisches Potenzial, das ihnen erlaubt hätte, ins Gestöber vorzustoßen. Kempo, Auhara und ihre Leute amüsierten sich köstlich über die Klagen der unnatürlich hoch Aufgeschossenen, die sich jeweils als auserwähltes Volk und Krone der Schöpfung verstanden – und doch, was immer sie auch probierten, jämmerlich an der Charon-Schranke scheiterten. „Gegen uns sind das zu schnell zu groß gewordene Kinder", fasste Srecno, einer der beiden Erenesae, die sich tadellos an Bord eingelebt hatten, zugleich erleichtert und peinlich berührt die positronische Auswertung zusammen. „Von denen droht keine Gefahr. Aber lernen könnten wir wohl auch nicht viel von ihnen. Na ja. Vielleicht in zehntausend Jahrend, wenn sie erwachsen sind."
*
Zur chronischen charonischen Selbstzufriedenheit bestand gleichwohl kein Anlass.
Kempo machte sich und den Seinen nichts vor. Diese Reise
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