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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erschien wie verwandelt und gab sich einsichtiger als je zuvor.
    Sie legten die Fakten auf den Tisch: das uralte, jedoch noch immer funktionstüchtige Netz der Ortungssatelliten. Die Vorgänge jenseits der Charon-Schranke. Die jahrelangen Bemühungen der fremden, äußerlich so ähnlichen Völker.
    Nachdem Khal Pif’Deran das alles geschluckt hatte – wenngleich sichtlich nicht verdaut –, ohne ein einziges Mal Zweifel an den Daten zu äußern, präsentierten Kempo und Auhara diejenigen Protokolle, welche in der Weltenwolke wohl am meisten Aufsehen erregen würden.
    Noch vor den Arkoniden und Terranern – gemäß deren Zeitrechnung im Jahr 1334 – war ein Besucher einer dritten Fraktion an der Charon-Schranke aufgetaucht. Form und Emissionen des Schiffes, dokumentiert in den Archiven der Turmburg, ließen wenig Zweifel zu.
    Als der Ratsvorsitzende begriff, worum es sich handelte, umklammerte er keuchend die Lehnen seines Stuhls.
    Ein Bionischer Kreuzer! Ein Raumer der Schutzherren! „In der Tat, es gibt sie noch." Kempo konnte sich nicht verkneifen, hinzuzufügen: „Du scheinst dich ja gar nicht zu freuen, Schwiegerpapi?"
    Auhara warf ihm einen warnenden Blick zu. „Die Schutzherren versuchten uns zu kontaktieren. Erfolglos – weil wir sie mangels Anbindung an die Außenwelt schlichtweg nicht bemerkt haben."
    „Was ... wollten sie?", krächzte Khal. „Die Charonii für den Aufbruch zu einem unendlich weit entfernten Paradies, dem so genannten Ahandaba, gewinnen. Da sie keine Antwort erhielten, zogen sie schließlich unverrichteter Dinge ab. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir nie wieder von ihnen hören."
    Sie spielte eine Grußbotschaft vor. Die Schutzherrin Carya Andaxi bedankte sich für die treuen Dienste der Charonii in der Vergangenheit und wünschte ihnen alles erdenkliche Glück für die Zukunft.
    Kempo bemerkte, dass Auharas Vater aufatmete, und dachte bei sich: Hohepriester, die an den Schaltkreisen der Macht sitzen, fürchten nichts mehr, als dass ihre Gottheiten plötzlich real in Erscheinung treten ... „Ein Verlust, jedoch kein großer", sagte Khal rau. „Wir sind in den zurückliegenden Jahrtausenden ganz gut ohne Schutzherren ausgekommen. Und ich gestehe, nicht unfroh zu sein, dass das weiterhin so bleiben wird."
    Wenn Kempo ehrlich war, trauerte auch er dem fehlgeschlagenen Kontaktversuch nicht sonderlich nach. Natürlich wäre es eine faszinierende Erfahrung gewesen, den legendären Gönnern und Auftraggebern Auge in Auge gegenüberzutreten. Oder ein paar Sätze mit Vertretern der Motana, ihres Ursprungsvolks, zu wechseln. Aber eine Wallfahrt zu diesem Ahandaba wäre von den Charonii niemals ernsthaft in Erwägung gezogen worden.
    Nein, sie hätten die Einladung der Schutzherren, diese wohin auch immer zu begleiten, dankend abgelehnt. Viel zu stark hingen sie an ihrer Heimat, der Weltenwolke. Ganz abgesehen davon, dass eine dauernde Entfernung vom Gestöber für die Strukturpiloten mit ihrer spezifischen Hirnstruktur das unausweichliche Ende bedeutet hätte.
    Zu guter Letzt sagte Auhara, wobei sie ihrem Vater die Hand auf den Unterarm legte: „Wir wissen und haben Verständnis dafür, dass nach dem Willen des Rates das Leben in der Weltenwolke exakt so weitergehen soll wie bisher. Und wir stellen die Leistungen der Generationen vor uns keineswegs in Abrede."
    „Immerhin. – Aber?"
    „Aber wir, wir alle zusammen, dürfen uns nicht der Erkenntnis verschließen, dass unsere Isolation über kurz oder lang zu Ende sein wird. Ob wir wollen oder nicht, irgendwann wird die Außenwelt zu uns vordringen."
    Khal wischte Schweiß von seiner Stirn und vollführte matt eine halbherzig verneinende Geste. Mit diesem Gedanken freundete er sich nur sehr schwer an. „Offenbar", sagte Sheerdurn betont ruhig, „erleben wir eine Zeit der Veränderung." Mit dem Finger pochend, zählte er auf: „Der Hyperkokon erlischt. Die Schutzherren kehren wieder, nur um sich für immer zu verabschieden. Und Parteien, deren Motive uns völlig unbekannt sind, entwickeln bedenklich hohes Interesse an unserer Heimat. Diese Realität zu leugnen könnte sich schon bald als fataler Fehler erweisen."
    „Was schlagt ihr vor?"
    Kempo räusperte sich. „Besser, wir stellen uns rechtzeitig auf neue Gegebenheiten ein. Wie wir den Funksprüchen entnommen haben, herrschten draußen im freien All keineswegs Friede und Stabilität. Ich denke, wir täten gut daran, uns beizeiten neue Verbündete, neue Freunde zu suchen. –

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