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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Struktursturm Blessuren erlitten, wiewohl vergleichsweise leichte. Sie war auf dem Heimflug weit vom Kurs abgekommen, hatte Sivial angesteuert, um Reparaturarbeiten auszuführen – und den Notruf der CELOWEZ empfangen.
    Die Bewohner des Planeten Jileen und der zugehörigen drei Raumhabitate galten als besonders eigenbrötlerisch. Von allen Nationen beteiligten sie sich am wenigsten am interstellaren Austausch von Waren und Informationen. Zwar entsandten sie, um der Form Genüge zu tun, ebenfalls elf Delegierte zum Rat der Charonii auf Ijordan. Doch wurden diese nicht gewählt, sondern per Losentscheid bestimmt; nicht bewundert wie anderswo, sondern bedauert, weil sie das Jil-System verlassen mussten. „Volksnarren" nannte man sie. Im Ratshain ergriffen sie nie das Wort und stimmten grundsätzlich ungültig. „Man könnte sie genauso gut durch Topfpflanzen ersetzen", hatte Sheerdurn einmal gespöttelt.
    Seltsame Leute, die Jileenos, von Angehörigen anderer Nationen oft schief angesehen. Aber in Raumnot geratenen Strukturpiloten eilten auch sie selbstverständlich zu Hilfe.
    Sie nahmen die Überlebenden an Bord. Im Einverständnis mit diesen bargen sie die noch verwendbaren Teile, dann versetzten sie der defekten Dolbe einen Impuls, sodass die CELOWEZ binnen einiger Wochen in der Sonne verglühen würde.
    Auhara leitete eine kurze Totenandacht. Zu ausgelaugt, um weinen zu können, murmelten die Schiffbrüchigen Floskeln und Gebete an die Schutzherren, bevor sie, medizinisch versorgt, auf ihre Pritschen fielen und in einen unruhigen, von Alpträumen geplagten Schlaf.
    Die XALAPU setzte, sobald sie hinlänglich instand gesetzt war, ihre Reise fort. Mit großer Verspätung traf sie zwölf Tage später in der heimatlichen Pilotenstadt ein.
     
    *
     
    „Natürlich haben wir uns sofort um eine Passage nach Hause bemüht", berichtete Kempo weiter. „Doch das gestaltete sich, ähem, nicht ganz einfach."
    „Kannst ruhig erwähnen, woran es lag, dass sie uns knallhart auflaufen ließen", sagte Auhara feixend. „Erzähl selbst."
    „Na schön. Es war meine Schuld."
    Sie hatte sich bemüßigt gefühlt, darauf zu pochen, dass sie die Tochter von Khal Pif’Deran war, dem Ratsherrn. Auhara hatte gehofft, man würde sie und ihre Begleiter deshalb bevorzugt behandeln.
    Weit gefehlt. Die Jileenos hielten nichts von Privilegien; ganz im Gegenteil.
    Im Jil-System gab es keinen Privatbesitz, kein Finanzkapital. Allen gehörte alles. Die Verfügungsgewalt über Ressourcen, vom Tretroller bis zur Strukturdolbe, konnte nur durch Beiträge zum Gemeinwohl errungen werden. Wer solche erbrachte, bekam gemäß einer uralten, hoch komplizierten Tabelle Punkte zugesprochen. Eine zweite, ebenso lange und detaillierte Liste gab Aufschluss darüber, wie viele Punkte zum Genuss welcher über die Grundversorgung hinausgehenden Einrichtungen berechtigten. Herkunft, Geschlecht, Abstammung wurden dezidiert nicht berücksichtigt.
    Angesichts der unverschuldeten Notlage der Sturmopfer hätten die jileenischen Beamten vielleicht dennoch ein Auge zugedrückt und die Solidarität unter Strukturpiloten in den Vordergrund gestellt. Auharas Verweis auf ihren vermögenden, einflussreichen Vater jedoch ließ den Tabellatoren „das Gesicht einschlafen". „Von da an haben sie auf stur geschaltet", seufzte Kempos Herzliebste, „und uns streng nach Vorschrift behandelt."
    „Soll heißen, wir mussten ganz schön schuften, bis wir die Punkte für den Flug nach Dubox beisammenhatten. Zumal mittelfristig keiner geplant war." Der Bengel schmunzelte. „Hat uns nicht geschadet, denke ich. Ich habe als Gärtner gearbeitet, in den Gemüseplantagen, und sogar einige winzige Neuerungen durchgesetzt."
    „Sei nicht so bescheiden. – Er hat drei Preise für herausragende Leistungen im Dienst der Kommune gewonnen. Ohne diese Boni säßen wir heute noch dort fest."
    „War also dein ›Studienaufenthalt‹ bei den Bauernschädeln von Bocyn doch nicht ganz umsonst", brummte Sheerdurn.
    Kempo nickte. „Auch die anderen haben sich mächtig ins Zeug gelegt. Im Jil-System bleiben wollte niemand. Ich meine, man hat sich uns gegenüber durchaus korrekt und höflich verhalten, wir wurden keineswegs schikaniert. Aber die frugale Lebensweise der Jileenos ... Puh. Gegen diese selbstgenügsamen Sparmeister sind unsere Landsleute ja regelrecht übermütig, aufgeschlossen und weltoffen!"
    Nach einem halben Jahr hatten sie endlich die nötige Punktezahl verdient, um eine Dolbe nach

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