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2311 - Die Explosive Kraft

Titel: 2311 - Die Explosive Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Pilotenmontur.
    Sheerdurn schloss kurz die Augen. Gerade weil er derlei nicht zum ersten Mal sah, ertrug er den Anblick so schwer. Der Struktursturm hatte Kempos Vater zu einem Wrack gemacht – körperlich wie geistig. Sein Geist war unheilbar zerrüttet, seine Persönlichkeit fast vollständig ausgelöscht.
    Im Vergleich zu ihm bin ich damals noch gut davongekommen, dachte Sheerdurn. Und auch wenn er das nie laut ausgesprochen hätte: Wahrscheinlich sind sogar die Toten besser dran.
    Von den vierzig Strukturfliegern, die mit der CELOWEZ aufgebrochen waren, kamen neunundzwanzig zurück: acht Kadetten, drei ihrer Prüfer sowie achtzehn Mitglieder der Standardbesatzung.
    Unter anderen Umständen hätten sich Sheerdurn und der Bengel köstlich darüber amüsiert, dass Kempo just während seiner eigenen Gedenkfeier auftauchte. So aber fiel die Begrüßung, bei aller Wiedersehensfreude, verhalten aus.
    Auf einer Prallfeld-Rikscha transportierten sie Danoit zum Pilotenhospiz unweit der Siedlung Limmersach, wo die Großfamilie wohnte. Danach, in der Gemeinschaftsküche, erzählten Kempo und Auhara, wie es ihnen ergangen war.
     
    *
     
    Mit letzter Kraft hatten sie die Enklave rings um die planetenlose Sonne Sivial erreicht.
    Dass die schwer angeschlagene CELOWEZ den Linearsprung überstanden hatte, war ein Wunder zu nennen. Beim Wiedereintritt in den Normalraum barst ihre Hülle an mehreren Stellen, und neunzig Prozent der Aggregate versagten endgültig. Irreparabel; nicht einmal im Wartungsdock einer Pilotenstadt wäre die Strukturdolbe wieder flottzukriegen gewesen, geschweige denn im freien, leeren Raum. Ihnen blieb nur zu warten, bis die Sauerstoffvorräte in den intakten Segmenten des Schiffes aufgebraucht waren. Eine grausige Situation: Dem Struktursturm entronnen, sahen sie dennoch dem sicheren Verderben entgegen.
    Und Danoit, ihr ehemaliger Epha-Pilot, schwebte lallend und zuckend durch die Schwerelosigkeit der Zentrale. Ständig musste er beaufsichtigt und daran gehindert werden, sich Verletzungen zuzufügen. Sie fütterten, wuschen, wickelten ihn wie ein Kleinkind ...
    Zwei Crewmitglieder ertrugen die Belastung nicht und begingen in ihren Kojen Selbstmord; sodass sie von da an elf Leichen an Bord hatten. Zu einer Raumbestattung vermochte sich niemand aufzuraffen – schon bald würde die ganze CELOWEZ ein einziger, mit Restfahrt dahintreibender Sarg sein.
    Etliche, unter ihnen Yllay Hor’Boran, waren zwar bei geistiger Gesundheit geblieben. Doch hatten sie im Kampf gegen den Sturm ihre Pilotengaben eingebüßt. Depressiv, apathisch, wie paralysiert hingen sie in den Gurten, aßen nicht, tranken nicht, sprachen nicht. Die Luft begann schal zu schmecken. Hoffnungslosigkeit breitete sich aus wie giftiger Gestank.
    Auch Kempo haderte mit sich und dem Schicksal. Was nützte ihm nun all sein Talent? Er spürte, dass der Sturm inzwischen abgeklungen war, ja. Zu spät. Davon hatten sie nichts mehr. Das Gestöber machte Funkverkehr unmöglich, und in der Sivial-Sphäre lebte niemand. Niemand außer ihnen – den Todgeweihten.
    Er fragte sich und die wenigen Ansprechbaren, ob es nicht besser wäre, Schluss zu machen, bevor sie entweder durchdrehten oder letztlich qualvoll erstickten. Wenn man die spärliche Rest-Energie dazu verwendete, die Triebwerke zu sprengen, war binnen eines Lidschlags alles vorüber.
    Ein schneller Abgang in Würde ...
    Auhara verwehrte sich strikt dagegen. „Strukturpiloten geben die Hoffnung niemals auf!", appellierte sie an ihr gemeinsames Berufsethos. „Wir stehlen uns nicht feige davon, sondern strahlen das Notsignal aus, solange der Sender funktioniert."
    Hätte Kempo es auf eine Abstimmung ankommen lassen, sein Vorschlag hätte vermutlich eine Mehrheit gefunden. Aber Auhara blitzte ihn aus ihren hellgrauen Augen so forsch an, dass er klein beigab.
    Sie warteten. Bewegten sich wenig. Atmeten flach. Dämmerten dahin.
    Irgendwann schraken sie hoch, weil ein heftiger Stoß den zerfetzten Rumpf der CELOWEZ erschütterte. Im ersten Moment dachten sie, das Schiff bräche vollends auseinander.
    Dann erkannten sie, dass eine andere Strukturdolbe angedockt hatte. Deren Annäherung hatten sie nicht bemerkt, da die Sensoren nicht mehr funktionierten.
    Kempo fürchtete, einer Halluzination zu erliegen, einem Wunschtraum aufzusitzen. Erst als das Schott der Zentrale von außen geöffnet wurde, wagte er daran zu glauben, dass sie gerettet waren.
     
    *
     
    Auch die von Jil stammende XALAPU hatte im

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