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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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langsam Hunger.«
    »Na klar. Danke.«
    Zasha lenkte das Boot über den Fluss zu einem Wasserlauf auf der Jersey-Seite, der westwärts führte. Es war schwer zu sagen, ob es sich um einen Kanal oder einen natürlichen Zufluss handelte. Landeinwärts verbreiterte sich das Gewässer nach Norden, und Zasha bog in diese Richtung ab und legte an einem hölzernen Steg an, der in etwas hineinragte, das nun wie ein seichter See aussah. Ganze am Hang gelegene Stadtviertel verschwanden hier unter Wasser. Nordamerika hatte seit jeher eine Senkungsküste, jetzt mehr als je zuvor.
    Sie machten einen Spaziergang im Licht eines wilden Sonnenuntergangs, der geschmacklos orange und rosa am Himmel vermischte. Bei solchen Gelegenheiten war es der östliche Himmel, an dem die eigentliche Show stattfand, subtiler, aber prachtvoller. Doch in diese Richtung schauten die Leute nie.
    Zashas Zuhause war ein winziger Verschlag bei ein paar Bäumen, der so selbstgebastelt und heruntergekommen aussah wie die Hütten irgendeiner Favela.
    »Was ist das hier?«
    »Es gehört zu den Meadowlands.«
    »Und du darfst dir hier einfach ein Zuhause hinbauen?«
    »Schön wär’s! Genau genommen zahle ich eine horrende Miete, aber die Leute vom Merkur-Haus schießen mir etwas zu, damit ich hier draußen bleibe, weit weg von ihnen.«
    »Schwer vorstellbar.«
    »Wie dem auch sei, es ist in Ordnung so. Ich pendele gerne.«
    Swan ließ sich dankbar in einen ramponierten Sessel nieder und schaute im Zwielicht Zasha beim Herumwerkeln zu. Es war schon lange her, dass sie verpartnert gewesen waren, sich zusammen im Sonnensystem herumgetrieben, Terrarien gebaut und Zephyr großgezogen hatten; sogar Zephyrs Tod war schon lange her. Und sie waren nie besonders gut miteinander ausgekommen. Kurz nachdem Zephyr gegangen war, hatten sie sich voneinander getrennt. Trotzdem war Swan die Art vertraut, auf die Zasha sich über den Herd beugte und darauf wartete, dass das Teewasser kochte, mit einem verstohlenen, wissenden Blick, den Swan ebenfalls wiedererkannte.
    Sie sagte: »Und, hast du mit Alex zusammengearbeitet?«
    »Aber ja«, antwortete Zasha und warf ihr einen kurzen Blick zu. »Sie war meine Chefin. Du weißt doch, wie so was läuft.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, dass sie einen geliebt und sich um einen gekümmert hat, und dafür hat man genau das getan, was sie von einem erwartete.«
    Swan konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Tja, stimmt.« Sie dachte über Zashas Worte nach, ohne den Schmerz zu beachten. »Irgendwie hat sie sich an die Bedürfnisse anderer Menschen angepasst. Mit ihrer Hilfe hat man immer bekommen, was man brauchte.«
    »M-hm. Ich weiß, was du meinst.«
    »Aber jetzt ist sie tot, und sie hat mir eine Nachricht hinterlassen. Im Prinzip hat sie mich als Kurier nach Io eingesetzt, zu Wang, und bei Pauline hat sie auch etwas abgeladen. Alles für den Fall, dass ihr etwas passieren würde, meinte sie.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Swan beschrieb, wie Alex’ Geist sie heimgesucht hatte – die Sache mit den Umschlägen –, und erzählte von ihrer Reise zum Jupiter und dem Eindringling auf Io.
    »Davon habe ich gehört. Ich wusste nicht, dass du dort warst«, erwiderte Zasha und blickte stirnrunzelnd auf den Teekessel, das Gesicht in das blaue Licht der Herdflamme getaucht.
    »Woran haben du und Alex gearbeitet?«, fragte Swan. »Und warum hat sie mir in diesen Nachrichten, die sie hinterlassen hat, nichts davon erzählt? Sie … es kommt mir vor, als wäre ich bloß der Botenjunge für sie, und Pauline eine Art Safe.«
    Zasha antwortete nicht.
    »Komm schon, erzähl es mir«, sagte Swan. »Du kannst es mir sagen. Wenn es von dir kommt, halte ich das schon aus. Ich bin es gewohnt, dass du mir erzählst, was für ein schlechter Mensch ich bin.«
    Zasha atmete aus und goss zwei Tassen Tee ein. Dampf stieg im Halbdunkel auf und fing von irgendwo ein wenig Licht ein. Z reichte ihr eine Tasse und setzte sich ihr gegenüber auf einen Küchenstuhl. Swan wärmte sich die Hände an ihrer Tasse.
    »Es gibt Sachen, über die ich nicht reden kann …«
    »Ach komm schon!«
    »… und Sachen, über die ich durchaus reden kann. Sie hat mich in eine Gruppe mit reingeholt, die auf der Jagd nach ein paar seltsamen Qubes war. Das war interessant. Aber es war auch etwas, das sie vertraulich behandeln wollte, ebenso wie einige andere Sachen, die sie am Laufen hatte. Möglicherweise war sie der Meinung, dass du nicht besonders verschwiegen

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