2313 - Das Goldene System
Alternative schlechthin. Der Wirkungsbereich dieser Hyperkristalle lag im superhochfrequenten Bereich des Hyperspektrums, also nicht auf den vom Hyperimpedanz-Schock betroffenen Frequenzen, wahrscheinlich sogar im übergeordneten Dakkar- oder 6-D-Bereich.
Ich fragte mich, wie wahrscheinlich es war, dass die Macht der Terminalen Kolonne TRAITOR auf Salkrit oder einem vergleichbaren Hypermineral basierte und dass Chaotarchen ebenso wie Kosmokraten ihre überlegene Technik darauf abgestellt hatten. Das zu wissen hieß noch lange nicht, die Hohen Mächte des Kosmos zu entzaubern, aber es ließ ihre Handlungen greifbarer werden.
Ohne das Kantorsche Ultra-Messwerk hätten wir nicht einmal über die Möglichkeit verfügt, diesen für uns neuen Stoff zu orten. Die strategische Bedeutung der Charon-Wolke potenzierte sich damit. Falls es wirklich zum Krieg gegen die Terminale Kolonne und die Chaosmächte kam, dann wurde dieser unter Umständen bei Charon entschieden.
Hätte mich jetzt jemand nach dem wichtigsten Ort in der Milchstraße gefragt, meine Antwort hätte ihn zweifellos überrascht.
Nicht Arkon ... Auch nicht Terra ...
Sondern eindeutig die Charon-Wolke.
Jahrmillionen hatte sie im Verborgenen existiert, nun konnte sie die Wende bringen. Zumindest barg sie Hoffnung für die von Krisen geschüttelten Völker der Galaxis.
Ich fragte mich, ob ES das geahnt hatte, damals ...
Der Anruf aus den technischen Labors erreichte mich, nachdem ich mich mit Marc London in der Offiziersmesse getroffen hatte. Ein Schweberoboter hatte eben den Synthobraten aufgetragen, und Marc griff kräftig zu. Obwohl er sich Mühe gab, unbeteiligt zu erscheinen, registrierte ich sein Interesse überdeutlich.
Vorübergehend verzichtete der junge Psiont sogar aufs Kauen.
„Robotische Eigenheiten sollten eigentlich ein Nebengebiet der Kosmopsychologie sein", bemerkte Marc. „Aber gerade dieses Thema wird auf Terra äußerst zwiespältig behandelt."
„Mit anderen Worten: Du möchtest mich zu den Labors begleiten ..."
Seine Augen wurden größer, er schluckte hastig und stopfte sich noch ein Stück Fleisch in den Mund. „Sehr gerne, Atlan. Das hier müssen wir stehen lassen?"
Der Anruf war dringend gewesen. Die Techniker und Robotpsychologen standen kurz vor dem Durchbruch. „Nur noch Minuten", hatte Projektleiter Undro verkündet, „dann können wir die Datensätze auslesen."
Vielleicht würde sich alles auf Banalitäten beschränken. Doch ebenso gut konnten wir vor Überraschungen stehen.
Sonderlich großen Appetit hatte ich im Gegensatz zu Marc ohnehin nicht.
Gemeinsam verließen wir die Messe über den Hauptzugang und sprangen in den nächsten Antigravschacht, der uns bis in den Labortrakt brachte.
Der Raum, in dem das Wrack des Techniten nach allen Regeln der Kunst auseinander genommen und analysiert wurde, war halb abgedunkelt. Die meisten Fragmente des Roboters lagen unter schwachen Schutzschirmen. Holografische Anzeigen kommentierten Werte wie Materialzusammensetzung, Dichte, Tem- peraturveränderungen und eine Vielzahl anderer Parameter. Aber darauf achtete momentan kaum jemand.
Alle Beteiligten hatten sich um den zentralen Arbeitsplatz versammelt. Zwischen ihnen zuckten flackernde Lichtschleier auf.
„Atlan!" Morlan Undro hatte mich entdeckt und machte sich kurz in der Mitte seines Teams bemerkbar. „Es ist gleich so weit."
Einige Männer und Frauen machten mir Platz, ich konnte bis an den Rand des Arbeitsbereichs vortreten. Marc folgte mir. Ich hörte sein enttäuschtes Schnaufen, als er nichts anderes sah als nur einige fingernagelgroße Chips. Sie wirkten in der Tat wenig spektakulär.
Ein fahles Leuchten haftete den halb transparenten, in allen Farben des Regenbogens schillernden Elementen an.
Dieses Leuchten entstand als Nebeneffekt der Kontaktflüssigkeit. In einer neu- . . tralen Lösung gebundene Nanomoleküle umflossen die fremden Speicherchips, gruppierten sich in einem Memory-Effekt an deren Datenenden und generierten letztlich Reizimpulse, die funktionsfähige Kreise aufspürten und analysierten. Manuelle Beschädigungen konnten auf die Weise ebenfalls überbrückt oder kompensiert werden, jedoch war eine derartige Anreicherung ein langwieriger Prozess. Letztlich stimulierte ein Positronenaustausch das Auslesen der Daten, ersetzte aber nicht verloren gegangenes Material.
Dämpfungsfelder verhinderten jede noch so schwache Erschütterung der Kontaktflüssigkeit; Leseprozessoren siganesischer
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