2315 - Kampf ums Salkrit
drohenden Kampf ausfechten.
Doch jetzt, in diesen Momenten, brauchte ich eine Schulter, an der ich mich ausweinen konnte. Einen Körper, an den ich mich klammern und mit dem ich eins werden konnte. Leidenschaft, so musste ich mir selbst eingestehen, half über die schwersten Ängste hinweg.
*
Nachdem wir verschwitzt und ermattet auf die angenehm schaukelnden Matratzen zurückgesunken waren, sprachen wir kaum miteinander. Möglicherweise gab es kein Wiedersehen. Ein jedes Wort schien in diesen Momenten fehl am Platz.
Leilila verabschiedete sich mit einem traurigen Nicken und setzte an Bord der ENZIMUND über. Ich kehrte in die Kommandozentrale zurück, wo ich die fragenden Blicke meiner Kollegen und Freunde missachtete. „Sind wir startklar?", fragte ich Sheerdurn, der mit versteinerter Miene neben mir zu stehen kam. „Ja."
„Irgendwelche Neuigkeiten?"
„Ja. Die AHHOJAC ist vor wenigen Minuten eingetroffen. Sie bringt Neuigkeiten von den Charnaz Bakr."
„Tatsächlich?" Augenblicklich schlug mir das Herz bis zum Hals. „Warum hast du mich nicht gleich verständigt?"
„Du warst zu sehr ... abgelenkt." Sheerdurn schien sich über mich zu ärgern. Ich konnte es ihm nicht verdenken, verspürte aber trotzdem kein schlechtes Gewissen. „Ist es nicht Seyn Dif'Darum, der das Kommando über die AHHOJAC führt?"
„Ja." Der Alte reichte mir einen Speicherwürfel grissomischer Bauart.
Ich erinnerte mich nur zu gut an Seyn, der so wie ich die Explosive Kraft in ihren Grundzügen beherrschte. Ich mochte ihn wegen seiner allzu raffgierigen Art nicht besonders. Die fast nur auf materielle Dinge ausgerichtete Mentalität der Grissomer war nicht leicht zu verstehen.
Aber im Rahmen des Charon-Korps hatte sich Seyn stets integer verhalten. Er war über jeden Zweifel erhaben.
Ich überflog die Daten, die mir Seyn übermittelt hatte. „Das ist, worauf wir gewartet haben!", sagte ich zu dem nach wie vor schmollenden Sheerdurn. Ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. „Stell mir eine Funkverbindung zu Atlan her!"
Wortlos schaltete der Alte die Leitung zu. „Kempo?", fragte mich der Arkonide und nickte kurz. „Wieder wohlauf?"
„Ein paar Tassen heißen Melossensirups tun Wunder", log ich ungerührt. „Ich fühle mich putzmunter."
„Erzeugt dieser wundertätige Saft auch rote Drucknecken am Hals?" Atlan grinste unverschämt.
Dieser verfluchte ... Es gelang mir einfach nicht, ihn zu täuschen.
Ich wechselte das Thema. „Wir sind startbereit, und wir haben Koordinaten. Du folgst uns?"
„So ist es." Mit unglaublicher Leichtigkeit passte er sich meinem Gedankensprung an. „Die VERACRUZ untersteht deinem Kommando."
Ich sah, wie hinter dem Arkoniden Unruhe entstand. Die Besatzung seines Schiffes war offensichtlich ganz und gar nicht damit einverstanden, dass mir vorläufig auch der Befehl über die terranische Schiffseinheit übertragen wurde.
Doch diese Ordnung war durchaus sinnvoll. Die Einheiten der DORYNA, der ENZIMUND und dreier weiterer Schiffe waren im Strukturgestöber die einzigen Garanten für das Überleben der Terraner. „Wohin geht die Reise nun?", fragte Atlan.
Ich blickte auf den dreidimensionalen Sternenkatalog vor mir. Er war nahezu leer, so wie immer. Wenige Fixpunkte zeichneten sich in der 24 Lichtjahre darstellenden Kugel ab; umgeben war das Hologramm von weiß glitzerndem Staub, der die Charon-Schranke versinnbildlichte. „Hier liegt unser Ziel", sagte ich schließlich.
Ich konnte nicht verhindern, dass meine Finger zitterten, als sie in das Bild eintauchten. Mit einem Handgriff holte ich eine Sonne hervor, schnippte sie an, schaffte derart eine hundertfache Vergrößerung. „Tsaba. Eine planetenlose Sonne. 10,7 Lichtjahre von hier entfernt. Das bedeutet zehn Tage anstrengenden Flugs für uns alle. Ich habe soeben Informationen erhalten, dass die Charnaz Bakr die Charon-Schranke tatsächlich durchbrochen haben. Ihre Schwerkraftfelder räumen das Gestöber beiseite - wie auch immer das funktionieren mag. Nichts kann sie aufhalten. Wenn die Berechnungen stimmen - und darauf müssen wir uns wohl oder übel verlassen -, steuern sie wie erwartet direkt auf das Goldene System zu.
Sie bewegen sich ähnlich rasch, wie wir es mit den Strukturdolben vermögen."
„Die Charnaz Bakr benehmen sich wie Bulldozer, die jedes Hindernis aus dem Weg räumen", sagte der Arkonide nachdenklich. „Ich verstehe nicht."
„Das war ein bildlicher Vergleich. Aber sag mir: Warum
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