2316 - Rivalen der Kolonne
sahen die fünf GWALON-Kelche über Caiwan wie kleine Modelle aus.
Die acht Arkoniden sahen einander betreten an. Valthero war überzeugt: Hinter der Stirn seiner Artgenossen ging dasselbe vor wie hinter seiner. Er war der Erste, der Worte dafür fand. „Die Terminale Kolonne TRAITOR", ächzte er und erschrak, wie fremdartig seine Stimme klang. „Sie hat uns gefunden."
Es war nicht schwer gewesen. So nahe am Hayok-Archipel lag Caiwan sozusagen auf dem Präsentierteller. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, was vor Wochen die Panik der Schaspaken verursacht hatte, jetzt stand er vor ihnen, nicht ganz zwei Lichtstunden von Cai entfernt.
Ein Signal des Flottenfunks erklang. Auf einem Monitor tauchte das strenge Gesicht des Admirals auf. Da Hogarth hob die Hand, als müsse er erst alle Arkoniden in den Leichten Kreuzern und den vier Bodenforts zum Schweigen auffordern. „Das Gebilde ähnelt von seiner Form her einer Kolonnen-Fähre, wie sie bei Arkon und am Solsystem beobachtet wurden", informierte der Admiral sie. „Es bringt vermutlich jede Menge Schiffe oder Maschinen. Unter den Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz werden die Schiffe des Chaos mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie wir. Oder ihr Ziel ist, unsere Flotten von der Versorgung mit Hyperkristallen abzuschneiden. Egal wie, Caiwan darf nicht in die Hände der Chaosmächte fallen."
Valthero starrte auf die optische Darstellung des planetennahen Raumes. „Egal wie", murmelte er. „Das ist Wahnsinn, Admiral!"
„Orbton Valthero, es ist alles gesagt!"
„Das Erkundungsschiff benutzte diesen so genannten Dunkelschirm." Auf Hayok kannten sie diesen Begriff durch die Meldungen aus dem Solsystem. „Dieses Objekt aber kommt ohne Tarnung. Jeder soll sehen, dass keine Gegenwehr möglich ist."
„Die Flotte greift an. Für die Bodenforts gilt Alarmstufe Rot. Caiwans Vorräte an Hyperkristallen geraten nicht in die Hände TRAITORS. Dafür sorgen wir."
„Es wäre sinnvoller, wir würden Caiwan verlassen und so schnell wie möglich im Linearraum verschwinden", hielt Valthero dem entgegen. Das vornehm blasse Gesicht des Admirals überzog sich mit dunkler Röte. „Noch ein Wort, und du bist einfacher Soldat ohne Chance, jemals wieder befördert zu werden."
Da Hogarth schaltete ab, um seine eigene Drohung nicht wahr machen zu müssen. Valthero nahm es erleichtert zur Kenntnis. „Sie greifen tatsächlich an!" Threman erhob sich jetzt ebenfalls. „Das ist Selbstmord!"
Valthero presste die Lippen zusammen. „Ich möchte jetzt nicht in Hogarths Haut stecken. Vor einer solchen Situation hat er sich vermutlich die ganze Zeit schon gefürchtet."
„Feigheit vor dem Feind würde Kraschyn ihm nie verzeihen", ergänzte Threman. Die sechs Techniker wagten keine eigene Meinung.
Valthero sah einen Angriff noch immer als unverzeihlichen Fehler an. „Die GWALONS zeichnen alles auf. Solche Beweise kann selbst ein Mascant nicht ignorieren. Arkon kann die Schiffe an anderem Ort besser brauchen."
„Sagst du es ihm?", erkundigte sich Threman spöttisch.
Valthero musterte erneut den Schirm, dann schüttelte er den Kopf. „Er hat es soeben selbst begriffen."
Sie sahen, wie die fünf GWALON-Kelche und die hundert Leichten Kreuzer erst in breiter Front eine Angriffsformation flogen, dann jedoch unter Höchstbelastung ihrer Triebwerke abdrehten und über den Giganten hinaus ins All rasten, weg von Caiwan, weg von der weißen Sonne.
Wieder sahen sich die acht Diensthabenden in der Zentrale von CW-04 an.
Keiner sprach ein Wort. In den Mienen spiegelte sich, was die Männer in diesen Augenblicken dachten.
Da Hogarth und die Kommandanten der Schiffe ließen sie hier zurück. Die Besatzungen der vier Bodenforts waren ab sofort auf sich allein gestellt. „Wir nehmen den raumtauglichen Gleiter in Hangar B", schlug einer der Techniker vor.
Orbton Threman lachte. „Wir sind nirgendwo sicherer als hier im unterirdischen Fort. Und wir geben niemandem einen Grund, uns anzugreifen."
„Der Raumgleiter ist soeben gestartet", stellte Valthero fest. „Damit ist die Position unseres Forts dem Gegner bekannt. Ich empfehle eine Evakuierung."
„Geh nur. Es hindert dich niemand.
Kümmere dich um die Soldatin, die dir so viel bedeutet."
Valthero entschied sich im Bruchteil eines Augenblicks. Er aktivierte seinen Kom, wartete ungeduldig auf die Verbindung und atmete erleichtert auf, als er die Stimme der Geliebten hörte. „Wir treffen uns beim Gleiter. Ich
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