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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wertlos erscheinen lassen.
    Er hob es aus dem Kasten heraus und schlug es auf. Das waren keine Pergamentseiten. Glatt wie Metall waren sie und zugleich biegsam wie Stoff. Sie rochen nach Wasser und Frühlingsblumen.
    Er fuhr mit den Fingern über ihre Fläche.
    Die Schrift - sie stand in sonderbar eckiger, klarer Form darauf, gestochen scharf, als sei sie mit feinstem Kiel und schwärzester Gallwespentinte geschrieben.
    Oben in der rechten Ecke des Buches las er Namen und Zahlen, auf jeder Seite standen sie, und sie wechselten von Zeit zu Zeit. Er blätterte. Das waren ja die Namen der Häuser! Mit Genesis begann das Buch, und es endete mit Offenbarung. Es war in zwei Testamente eingeteilt, so wie die Siedlung.
    Ihm dämmerte: Dieses Buch war die Grundlage, der uralte Kern ihres Lebens auf Vanderbeyten. Womöglich war es kostbarer als alle Maschinen zusammen.
     
    *
     
    „Warum konnten wir nicht beim Zirnenbaum bleiben?", fragte Susa, das alte Mütterchen.
    Arrick winkte Terbo heran. „Versteck dich am Rand des Plateaus, aber so, dass du den Weg im Auge hast. Wenn Kantur Gotha und seine Häscher auftauchen, warnst du uns, hörst du?"
    Terbo nickte. „Wie du befiehlst." Er blickte ernst, es war offenbar nicht scherzend gemeint. Terbo akzeptierte ihn als Anführer, und es schien ihm sogar zu schmeicheln, dass er einen Auftrag erhielt.' „Danke." Arrick wendete sich Susa zu und den zwanzig anderen. „Wir sind in Gefahr.
    Hier oben sehen wir, wenn der Patriarch loszieht gegen uns, und können notfalls über die Rückseite der Felsenrampe fliehen."
    Ein Mann rief: „Ist es wahr, dass du letzte Nacht in das Haus Genesis eingebrochen bist?"
    „Ja, es ist wahr. Und ich habe eine schreckliche Entdeckung gemacht." Er sah in die Runde. Jedem Einzelnen blickte er ins Gesicht. „Es sind zehn."
    „Was sind zehn?", fragte eine Frau.
    Arrick sagte: „In Wahrheit hat uns Gott nur zehn Gebote gegeben."
    „Aber der Patriarch hat ..."
    „Der Patriarch lügt." Er bückte sich und hob das Heilige Buch auf, das er hinter einem Stein versteckt hatte. „Dieses Buch war im Haus Genesis verborgen. Ich habe heute den ganzen Tag darin gelesen. Es ist erschütternd, wie weit wir von Gottes Willen abgewichen sind unter der Herrschaft der Patriarchen."
    Susa runzelte die Stirn. „Wie kann ein Buch dir das verraten?"
    „Ja", fiel ein älterer Mann ein, „bei allem Respekt, Arrick Aargrefe, vielleicht hat es ein früherer Patriarch geschrieben, und auch das Buch enthält Lügen."
    Arrick sagte: „Lest es, und ihr werdet verstehen, warum ich ihm vertraue."
    „Was steht darin?"
    „Der erste Teil dieses Buches heißt Genesis, und er berichtet, wie Gott Terra schuf."
    Die Männer und Frauen schluckten. „Es ist uralt", erklärte Arrick, „ich habe keine Zweifel daran. Dieses Buch verrät, dass Gott dem ersten Menschen höchstpersönlich Leben einhauchte. Es enthält Gottes Anweisungen für seine Geschöpfe, Rat und Ermahnung."
    Still war es. „Das Buch kann unsere Fragen über das All beantworten. Ich habe erst wenige Kapitel gelesen, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Von diesem Buch werden wir erfahren, wie wir nach Gottes Willen leben sollen."
    „Verbietet er den Gebrauch von Maschinen?", fragte der ältere Mann. - „Bisher konnte ich nichts darüber finden im Buch."
    „Warum hat es Kantur Gotha dann im Haus Genesis versteckt gehalten?"
    Arrick setzte zu einer Antwort an, aber er verschluckte die Worte. Polterte da ein Stein am Felshang? Mit einer herrischen Handbewegung befahl er Ruhe und lauschte. Wieder kollerte ein Stein in die Tiefe. Es kam von der Rückseite der Felsenrampe. „Terbo", sagte er, „sieh nach!"
    Im gleichen Moment erklang Angriffsgeschrei. Bewaffnete strömten auf das Plateau. Um den Felsen herum hatten sie sich angeschlichen!
    Arrick brüllte: „Nach vorn, flieht über den vorderen Aufgang!" Er selbst rannte dorthin.
    Aber es war ein schmaler Pfad, die Fliehenden verstopften ihn. Schon waren die Schergen des Patriarchen heran und richteten ihre Spieße auf ihn. Sie riegelten das Plateau ab, kreisten die Männer und Frauen ein und rückten näher. Sie trieben die Rebellen in der Mitte zusammen wie eine Herde Schafe.
    Die ersten umzingelten Männer bückten sich nach Steinen. Es würde ein verzweifelter Abwehrkampf werden.
    Keiner von ihnen würde überleben. Er, Arrick, ebenfalls nicht.
    Der Patriarch erschien hinter den Spießträgern. Das langgezogene Gesicht schien aus Stein zu sein. Kühl

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