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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lesen aufblickte, sah Arrick, dass sie die Stirn runzelten oder mit verwirrtem Blick ins Leere starrten.
    Dabei war es doch ein unglaublicher Wissensgewinn, der sich aus der Geschichte ziehen ließ: Es gab Riesenfische auf Terra, Fische, so groß wie ein ganzes Haus! Also musste es auch Riesenflüsse dort geben, Flüsse, die eine ganze Ebene überspülten und sehr tief waren.
    Noch eines sagte der uralte Bericht aus: Niemand konnte Gott entkommen. Wohin er sich auch wendete. Vermutlich half es nicht einmal, zu einem weit entfernten Planeten zu reisen. Wenn Gott einen mit einer Aufgabe betraute, tat man besser daran, ihr nicht aus dem Weg zu gehen.
    Der Mann aus der Geschichte hatte offenkundig Angst bekommen und wollte sich verstecken vor Gott. Dass das töricht war, wurde mehr als deutlich.
    Arrick fasste den Entschluss, nicht zu scheitern im Kampf gegen Kantur Gotha.
    Und in Zukunft jede Stelle der Heiligen Schrift im` Stillen zu lesen, bevor er sie den Rebellen vortrug. Sie waren noch nicht so weit, sich der Wahrheit in ihrer ganzen Tragweite zu stellen.
     
    *
     
    Zehn Tage lang hungerten sie. Ab und an konnten sie einen Fisch im Fluss fangen oder eine der fetten weißen Libellen am Waldrand. Arrick verzichtete meist auf seinen Anteil. Er ließ die anderen essen.
    Sie waren schwächer als er, weil sie das Ziel nicht fest im Blick hatten.
    Jeden Abend kamen sie zu ihm und baten ihn, den Überfall zu befehlen. Er aber sah hinauf zur abnehmenden Mondsichel und sagte: „Noch nicht."
    Stiller wurden sie von Tag zu Tag, ihr Blick stumpf, ihre Bewegungen müde und schwerfällig. Wenn sie sprachen, ging es nur noch um Nahrung in allen ihren Formen. Sie überlegten ernsthaft, wie sie die giftigen Lurche aus dem Fluss essen könnten - ob es helfen würde, sie lange über dem Feuer zu braten, weil vielleicht das Gift in Rauch aufgehen würde.
    Arrick las, solange es Tageslicht gab; Stunde um Stunde vergrub er sich in die Heilige Schrift. Er baute ein Verhältnis zu diesem Buch auf, wie er es nie zu einem Menschen gehabt hatte. Bald glaubte er, ein moralisches Anrecht auf das Buch zu haben. Hatte es ihn nicht auserwählt? Hatte es nicht Jahrhundert um Jahrhundert auf ihn gewartet?
    Beim Lesen wurde ihm klar, dass die Menschen in Vulgata alles andere als Christen waren. Sie waren Sektierer. So erklärte sich, weshalb die Schrift über all die Generationen von den Patriarchen unter Verschluss gehalten worden war. Vulgata war ein Ort der Strafen. Für Gott aber stand nicht Strafe im Vordergrund, es war die Liebe.
    Arrick stand von seinem steinernen Sitzplatz auf. Ihn schwindelte. Die Augen brannten ihm, und er spürte eine große Müdigkeit auf seinen Gliedern lasten. Das Hungern musste ein Ende haben! Waren sie überhaupt noch in der Lage, Vulgata zu überfallen? Wie ein harter Lehmklumpen lag ihm der leere Magen in den Eingeweiden.
    Wolken zogen auf. Eilig verstaute er das Buch im leeren Ruferkasten. Kaum schob er die beiden Deckelhälften zusammen, landeten schon die ersten Tropfen. Es begann zu regnen. Die Herbststürme kündigten sich an.
    Einer der Rebellen klagte: „Ich hole mir einen Schnupfen. Wir werden elendig krepieren auf diesem nackten Felsen!"
    Mit ernstem Gesicht breitete Arrick die Arme aus. „Kommt her!" ,rief er. Die Kleider klebten ihm am Körper.
    Regenwasser lief ihm über das Gesicht. „Kommt alle her!"
    Nicht alle Rebellen kamen. Manche saßen reglos auf ihren Plätzen im Regen und starrten vor sich hin. „Heute Nacht haben wir Neumond", sagte er. „Darauf haben wir gewartet. Außerdem behindern Wolken das Sternenlicht. Es ist die Nacht der Nächte. Niemand wird uns bemerken, wenn wir uns nicht durch Geräusche verraten. Heute holen wir uns unser Erbe aus Vulgata."
    Der erhoffte Jubel blieb aus. „Ist das nicht zu gefährlich?", fragte Terbo. „Der Palisadenzaun ist doch bewacht. Und die Tore sind in der Nacht geschlossen."
    Einige andere nickten.
    Arrick sagte: „Ich verstehe euch. Ihr seht diesen nassen, blanken Felsen, ihr hört euren knurrenden Magen, und alles, was euch erwartet, scheinen Kälte und Hunger und am Ende der Tod zu sein. Aber ihr irrt!
    Ich sehe auf diesem Plateau Häuser, eine Siedlung der Geächteten. Ich sehe Felder am Waldrand nördlich des Felsens, von uns bestellt, auf denen sich das Getreide wiegt. Wir brauchen Werkzeuge und Saatgut, und sie stehen uns zu! Seid stark, nehmt eure Kräfte zusammen! Heute Nacht erobern wir uns ein neues Leben!"
    Er ging zu den Spießen

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