2326 - Galaktische Dämmerung
Arm. „Es ist kein Irrtum, Schatz. Julestown ist ein geheimer Forschungsstützpunkt der Liga Freier Terraner im grenznahen Bereich zum Kristallimperium.
Wir wussten immer, dass es einmal zu so etwas kommen könnte. Wir hatten Glück, dass uns die Arkoniden nicht schon längst..."
„Aber es sind nicht die Arkoniden", sagte Tonia. „Es sind diese Fremden.
Wie damals auf Sarcaso ..."
Yonan strich ihr durchs Haar. „Dir wird nichts passieren. Nicht noch einmal."
Sarcaso, die kleine lehmbraune Welt an der Grenze zur galaktischen Southside ... Der Feuerüberfall aus dem All, vor 18 Jahren. Tonias Eltern waren dabei ums Leben gekommen, während sie die Evakuierung des kleinen privaten Forschungszentrums geleitet hatten, das sie selbst ins Leben gerufen hatten. Die fremden Schiffe waren einfach aufgetaucht und hatten das Feuer eröffnet.
Tonia hatte nur knapp mit dem einzigen nicht zerstörten Raumer fliehen können.
Wochenlang hatten Ärzte um ihr Leben gerungen, die Verletzungen waren schwerwiegend gewesen, und nur ihrer eisernen Willenskraft hatte sie es zu verdanken, dass sie diese Zeit überstanden hatte. Geblieben war ihr ein Trauma, das sie von Planet zu Planet, von Stützpunkt zu Stützpunkt getrieben hatte, bis sie endlich auf Moltka II Yonan kennen lernte, der sie nach Nemo und in den dort subplanetarisch angelegten Forschungsstützpunkt der Liga brachte.
Sie hatten hier geheiratet, Ruth stammte aus einer anderen Beziehung, Kay war ihr gemeinsames Kind.
Und jetzt hatte sie eine panische Angst davor, die Ruhe, den Frieden und die Aufgabe, die sie hier gefunden hatte, wieder zu verlieren. „Wohin bringen sie uns, Yonan?", fragte sie heiser.
Er strich ihr sanft durch das braune Haar. „Auf jeden Fall in Sicherheit."
„Und die Kinder? All ihre Freunde hier ...? Wir müssen alles zurücklassen, unsere Arbeit, unser halbes Leben ..."
„Alle ziehen mit, sie verlieren niemanden, sie wechseln nur den Stützpunkt. Es hat einen Sinn", sagte er. „Du musst daran glauben, alles hat einen Sinn ..."
Eine viertel Stunde später waren sie fertig und verließen die Wohneinheit. Kay weinte. Ruth redete auf sie ein, doch auch in ihren Augen stand die Angst geschrieben.
Einhunderttausend Menschen, in der Hauptsache hochqualifizierte Wissenschaftler und ihre Familien, drängten in die Hangars und wurden in die startbereiten Kreuzer geführt, die kurz darauf aus ihren subplanetaren Basen starteten, schnell an Fahrt gewannen und im Linearraum verschwanden.
Ein kleiner, unwirtlicher und unbewohnter Planet blieb verlassen zurück.
*
Yonan und Tonia Graeber und ihre Kinder waren keine Einzelfälle. Überall im Gebiet der LFT wurden Menschen, die besten Spezialisten der Liga mitsamt ihren Familien, aus allem herausgerissen und in gesichtslose Raumschiffe verfrachtet. Für viele war es ein Horror, obwohl man auf vielen Stützpunkten und Planeten die Nachrichten aus der Milchstraße kannte - oft auch jene, die eigentlich nicht jedem zugänglich waren.
Operation Bermuda lief auf vollen Touren.
Da die meisten kleinen Schiffe der LFT nur begrenzt fernflugtauglich waren, würden sie an ihren Treffpunkten ausharren müssen, bis größere und besser ausgerüstete Einheiten ihre Ladung an Menschen und unersetzbaren Gütern möglicherweise übernahmen. Für ihre Kommandanten hieß es also: auf Befehle warten!
Die allumfassende Ungewissheit war ein zermürbender Begleiter der Transporte. Die Kommandanten wurden mit Fragen bestürmt, die sie selbst nicht beantworten konnten.
Tonia Graeber erlitt einen Nervenzusammenbruch und musste in ein Medo-Center eingeliefert werden. Sie hatte ihre Arbeit von einer Minute auf die andere aufgeben müssen, die ihre Lebensaufgabe gewesen war, und wusste nicht, ob sie sie jemals würde fortführen können. „Yonan", fragte sie ihren Mann, als sie wieder in ihrer Kabine waren, „wie wird es weitergehen? Wir, das ganze Team, standen kurz vor der Lösung der Gleichungen. Drei, vier Tage noch, und wir hätten es geschafft gehabt."
„Ich weiß, Schatz. Und ihr werdet es wieder schaffen. Es sind alle an Bord. Wir werden an einen neuen Ort gebracht und dort weiterleben. Uns geht bestimmt nichts verloren."
„Ich habe schon einmal alles verloren ..."
„Ich weiß, aber diesmal ..."
Sie nahm seine Hand und drückte sie fest. „Worauf ist denn überhaupt noch Verlass, Yonan? Du glaubst an die Liga - ich wünschte, ich wäre so stark. Aber was ist das für eine Liga, die so etwas tun
Weitere Kostenlose Bücher