2326 - Galaktische Dämmerung
schon der Vergangenheit angehören, denn er verstieß gegen die TRAITOR-Direktive. Das Sterben würde ein Ende haben, doch um den Preis der Freiheit.
Akon schwieg. Das Einzige, was man wusste, war: Es gab keinen Regierenden Rat mehr, kein Energiekommando, das mit List und Tücke die Fäden im kleinen Reich dieser ältesten überlebenden Lemurer-Nachkömmlinge zog. Natürlich würden einige seiner Führer überlebt haben und im Untergrund weiterkämpfen - doch wofür? Welche Chance hatten sie?
Arkon schwieg. Es gab kein Kristallimperium mehr. Es war zerschlagen worden wie Kristall, von einigen wenigen außergalaktischen Schiffen und einem einzigen Fort, einer einzigen Drohung, einer einzigen Direktive, die für die Völker der Milchstraße war wie die Gebote Gottes.
Nur eine Hoffnung blieb den Arkoniden: Imperator Bostich lebte. Er hatte Rhodans Warnung befolgt und rechtzeitig seine eigenen Vorbereitungen getroffen. Er war geflohen, aber nicht geschlagen. Er würde weiterkämpfen - doch gegen wen und wie? Und wo?
Reginald Bull ballte in ohnmächtigem Zorn die Hände, als er daran dachte. Die letzten Minuten der letzten Linearetappe verfolgte er nur mit halber Aufmerksamkeit. Er sah und hörte, was in der Milchstraße vorging, wie sie langsam verstummte, als breite sich ein gigantisches Leichentuch über sie.
Und es war noch immer dieselbe Galaxis, in die er, an Perry Rhodans Seite, vor dreitausend Jahren aufgebrochen war, um seine Menschheit zu den Sternen zu führen, immer wieder neuen Abenteuern, neuen Wundern und neuen Erkenntnissen entgegen.
Aufgebrochen von einem Planeten, dessen Bewohner kurz davor gestanden hatten, sich durch die Macht des Atoms selbst auszulöschen, eine untereinander verfeindete Spezies, die er und Rhodan und etliche andere Freunde in vielen langen Jahren zu einem Volk zusammengeschmiedet hatten.
Sie hatten viele Wunder entdeckt, Rätsel und Geheimnisse gelöst und Freunde gefunden, aber auch Feinde.
Der große Traum von einem harmonischen Kosmos, offen und frei für jeden Menschen, war immer wieder an der brutalen Wirklichkeit zerplatzt.
Krieg und Tod schienen der Preis für den Vorstoß des Menschen in ein Universum der Kälte zu sein.
Reginald Bull weigerte sich noch immer, dies als ein ehernes Gesetz der Natur zu akzeptieren. Einmal musste sich das Tor zum Frieden finden und öffnen lassen. Der Kosmos war ein gefährlicher, labiler Ort zwischen den Kräften der Ordnung und des Chaos.
Und doch - irgendwo oder irgendwann musste es die Harmonie des Lebens geben, wo freie Wesen sich friedlich entfalten und miteinander leben konnten, sehen, staunen und lernen... und lieben ...
Freie Menschen ...
Die Terraner hatten immer um diese Freiheit ringen müssen, gekämpft, verloren und am Ende doch wieder gesiegt. Auf jede schlimme Katastrophe war ein neuer Anfang gefolgt.
Und nun?
War dies das Ende, ein endgültiges, definitives letztes Mal, nach dem nichts mehr kam?
Bull konnte die Gedanken nicht verdrängen. Was ihn verrückt machte, war die Vorstellung, wie schnell und mit welchen vergleichsweise geringen Mitteln die Terminale Kolonne TRAITOR es geschafft hatte, die ganze Galaxis schachmatt zu setzen. Nichts lief mehr außer im Verborgenen. Der Lebenswille der Galaxis und ihrer Völker war noch nicht gebrochen. Aber bis es so weit war ... wie viel Zeit blieb ihnen, ehe sich die Finsternis über alles senkte?
Es war der Gedanke, dass die Terminale Kolonne dies alles in nur wenigen Wochen, eigentlich nur Tagen geschafft hatte, als schüttelte sie bezwungene Galaxien einfach so aus dem Ärmel. Und dass dies erst der Anfang war; dass weitere „Wellen" folgen würden, von deren Natur kein Mensch bisher etwas ahnte. Wie groß war die ganze Macht des Feindes?
Man sah nur die Spitze des Eisbergs - wie groß war das, was unter Wasser schwamm?
Der Milchstraße war die Rolle einer „Ressourcengalaxis" zugedacht - wie wohl auch anderen rings um Hangay.
Was spielte sich dieser Tage in Andromeda oder in M3 3 ab? Was in den Magellanschen Wolken, an die Bull sich im Moment lieber gar nicht erinnern wollte? „Wiedereintritt in den Normalraum in einer Minute, Reginald", sagte Ranjif Pragesh.
Er nickte und versuchte trotz allem, die Last der Gedanken wenigstens ein Stück beiseite zu schieben.
Es war schwer, aber er musste sich konzentrieren. Er konnte nicht mit dem Finger schnipsen und die Terminale Kolonne aus der Milchstraße jagen; konnte die Ereignisse der letzten Tage, Wochen und
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