2326 - Galaktische Dämmerung
Reginald Bull hob abwehrend die Hände. „Wir haben euch nicht verraten, Thort, und wir lassen euch auch nicht im Stich."
„Ihr habt eure Schiffe, abgezogen!
Sie sind verschwunden! Wie nennt ihr das?"
„Thort!", sagte Bull. Er versuchte, ganz ruhig zu bleiben, obwohl es in ihm kochte. Er verstand den Ferronen ja, er verstand die Ferronen und ihre Bitterkeit und ihre Enttäuschung. „Mein Freund! Niemand denkt daran, euch der Kolonne preiszugeben. Hast du so wenig Vertrauen zu uns? Haben wir in der Vergangenheit nicht immer bewiesen, dass wir füreinander da sind und einstehen?
Haben wir nicht ...?"
„Seit ich im Amt bin, war es fast immer so, dass ihr Hilfe von uns wolltet. Und sobald Schwierigkeiten sich abzeichnen, macht ihr euch davon?
Wer hat das veranlasst? Du? Perry Rhodan?"
„Es ist unsere Entscheidung gewesen, ja." Bull schloss kurz die Augen und atmete tief. Bleib ganz ruhig, er hat Angst und ein verdammtes Recht darauf! „Thort, darf ich dir wenigstens die Gründe erklären?"
„Es gibt keinen Grund, einen Freund zu verraten!"
„Aber wir verraten euch nicht! Wir haben zwar unsere Schiffe aus dem Wega-System abgezogen, aber diese Maßnahme der LFT ist keineswegs als Preisgabe Ferrols gedacht! Ganz im Gegenteil - wir tun alles, um euch zu schützen. Gerade deshalb war dieses Vorgehen nötig!"
„Das solltest du mir aber tatsächlich genauer erklären!", forderte der Thort. „Wega ist in diesen Tagen der wichtigste Stützpunkt der Liga! Aber Schutz wird heutzutage nicht geleistet, indem man ein System mit großer Flottenstärke absichert, sondern indem man es militärisch als so wertlos erscheinen lässt, dass sich eine Überwachung und Übernahme durch und für die Terminale Kolonne TRAITOR nicht rentieren!"
„Wenn meine Informationen nicht falsch sind - und da ich sie von euch bezogen habe, möchte ich annehmen, dass dem nicht so ist -, ist TRAITOR ziemlich genau über die Galaxis informiert und legt auch auf wirtschaftliche Kraft Wert. Die aber wird durch euren Abzug nicht gemindert !"
„Wir haben guten Grund zu der Annahme, dass unsere Transmitterstraße der Kolonne noch nicht bekannt ist - und was sonst könntet ihr zu bieten haben, das TRAITOR irgendeinen Wert zumisst? Als altertümlich bekannte Transmitter oder doch eher euer Unvermögen, fünfdimensionale Zusammenhänge zu begreifen? Glaubst du ernsthaft, das ist es, worauf die Kolonne aus ist?"
„So betrachtet ... nein", gab der Thort zu. „Aber wie sicher seid ihr euch?"
„Sicherheit gibt es nicht, weil wir viel zu wenig über unseren Gegner wissen. Nur eines können wir mit Gewissheit sagen: Ein hochgerüstetes und streng bewachtes Wega-System würde der Kolonne zeigen, dass die Liga hier etwas Wichtiges zu verbergen hat! Es würde sie anlocken wie das Licht die Motten!"
Sie sahen sich in die Augen, der Terraner und der über einen Kopf kleinere Herrscher aller Ferronen.
Für lange Sekunden standen sie sich schweigend gegenüber. „Wir sind eure Freunde, das weißt du", sagte der Thort. „Erweist auch ihr euch als unsere? Wir werden es sehen."
Und dann ging er.
6.
5. November 1344 NGZ
Über Lepso
„Der Niedergang der galaktischen Zivilisation im Zeichen des aufziehenden Chaos lässt sich an vielen Beispielen festmachen; eines davon ist mit Sicherheit die ehemalige Kristallbörse nach dem Zusammenbruch jeglicher Ordnung." - Traben S. Herlioz: Kommentare zur Dunkelheit - Crastor Veyt, Harmon Deelee, Jannah Holdo und Moysten Dharrah hockten in einer Kabine zusammen, von der Veyt versichert hatte, dass sie abhörsicher sei. Er musste es wissen.
Deelee und Holdo waren Händler mit eigenem Kontor und Laderäumen in der Kristallbörse. Moysten Dharrah vertrat ein Bankenkonsortium auf Lepso. Sie trafen sich nicht zum ersten Mal. „Du hast es sehr dringend gemacht", sagte Jannah. Die 35-jährige Plophoserin wirkte nicht nur kalt, sie war es. Veyt hatte Angst vor ihr, aber er konnte sich die Leute nicht aussuchen, deren Hilfe ihm zupass kam.
Jannah Holdo war mit 1,67 Metern relativ klein, schlank und hatte ihre kurzen Haare, die sie wie einen Helm trug, weiß gefärbt. Ihr Gesicht war kantig und weit entfernt von dem, was Veyt „schön" genannt hätte.
Selbst unter den Händlern, den Verund den Aufkäufern, war sie gefürchtet. Niemand brachte ihr große Sympathie entgegen, aber sie hatte Geld und Verbindungen.
Bei dem, was Crastor Veyt vorhatte, konnte er es sich nicht leisten, auf sie zu verzichten.
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