2326 - Galaktische Dämmerung
dass sich ihr Einsatz doppelt auszahlte, sobald die „normale" Handelstätigkeit der Kristallbörse wieder ansprang - sollte heißen: wenn der Kämmerer zurückkam und sie wieder für eröffnet erklärte.
Jannah Holdo würde damit nichts mehr zu tun haben. „Hast du getan, was ich dir aufgetragen hatte?", fragte die Herrin der Plattform ihren Vasallen. „Gestern", grinste er. „Bevor wir ..."
Erspar es mir!, dachte sie angeekelt. „Wir brauchen nur noch dein Schiff, dann ..."
„"Wir ...!"
Sie hatte es ihm weisgemacht, als er auf ihr lag und stöhnte. Dann glaubten Narren wie er alles. Sie hatte gesagt, dass er mit ihr fliegen würde, in einigen Tagen. Dabei würde Beranto das Schiff nicht einmal betreten!
Ob sie oder Dharrah ihn erschossen, konnte ihr gleich sein. Sie würde alles haben: Reichtum, Sicherheit - und da hatte der alte Idiot Veyt geglaubt, sie würde nicht glücklich werden! Er hatte gewagt, ihr mit seiner Prophezeiung zu drohen! Glück war das, was man sich nahm, es kam einem nicht zugeflogen und wartete, dass man es auffing. Es war wie mit allem im Leben: Man holte es sich, benutzte es und dann - weg damit!
Die Orterzentrale der Plattform meldete sich und teilte mit, dass soeben ein Raumschiff gekommen sei und Kurs auf LEprachtvoll halte. „Ja und?", fragte sie ungehalten. „Jeden Tag kommen zehn oder mehr Schiffe an. Wozu belästigst du mich mit ..."
„Es ist nicht irgendein Schiff, Jannah", hörten sie und Beranto. „Es sind auch keine Händler - glaube ich jedenfalls nicht."
„Mach's nicht spannend", knurrte Holdo. „Raub mir nicht den letzten Nerv, Zanndar!"
„Es ist ... ein Diskus, Jannah", erhielt sie zur Antwort. „Tut mir Leid, aber es ist ein Traitank der Terminalen Kolonne ..."
*
Ein Diskus. Nur einer ...
Jannah Holdo brach nicht in Panik aus, sondern wartete, bis ausgeschlossen werden konnte, dass ihm weitere folgten.
In Ordnung, dann also noch ein Spiel. „Raus mit euren Schiffen!", wies sie Beranto an. „Na los schon! Ihr fliegt ihm entgegen und fangt ihn ab.
Wir haben zwanzig Raumer, er ist allein. Ihr habt eure Chance."
Sie glaubte zwar nicht daran, aber sie musste es versuchen. Auch mit der kleinsten Karte konnte man ein Spiel gewinnen. Es kam nur aufs Bluffen an.
Jannah Holdo setzte sich wieder an ihren Tisch und wartete darauf, dass die Söldnerschiffe sich von der Plattform lösten und ausschwärmten. Der Traitank driftete langsam heran. Es kam kein Funkspruch, kein Ultimatum, keine Drohung, keine Identifikation. „Wollt ihr Kreaturen mich verarschen?", knurrte die Herrin der Plattform. „Soll ich Angst bekommen?"
Die hatte sie schon. Furcht, Panik, Herzklopfen - was bisher aus Stein gewesen war, erwachte auf schreckliche Art zum Leben. Schweiß brach ihr aus. Sie sah, wie ihre Hände zitterten. Und die Angst kam gekrochen, langsam, aber unaufhörlich.
Noch wenige Stunden, und sie wäre sicher gewesen. Vielleicht hätte Dharrah als Erster gezogen und sie getötet. Es hätte sie nicht mehr gestört, aber es wäre ihr Spiel gewesen.
Sie hätte die Regeln gemacht, so, wie sie es immer getan hatte. Ihr Spiel.
Ihr Einsatz. Ihr Ende oder ihr Sieg.
Freiheit, Sicherheit, Macht...
Jannah Holdo starrte auf die Bilder, die sie aus dem Weltraum geliefert bekam. Der Traitank kam immer noch näher. Jetzt waren auch die Söldner da. Sie flogen ihm entgegen, riskierten waghalsige Scheinmanöver, drohten ihm, feuerten vor den Bug ...
Es ließ ihn unbeeindruckt. Der Diskus kam näher ... ... verzögerte ...
Jannah Holdo wusste es, bevor es geschah. Jetzt war sie wieder ganz ruhig. Aus.
Sie sah noch den Blitz.
*
Beranto sah von seinem Schiff aus, wie gleich die erste Salve des Traitanks der Kristallbörse ihr jähes Ende bereitete. Die riesige Plattform verging in einer langen, verheerenden Explosion, die die Hälfte seiner Schiffe gleich mit vernichtete. Eine lange und zugleich schnelle Kettenreaktion. Ein riesiges, höllisches Feuerwerk sich Luft schaffender Energien, die von Menschen gezähmt worden waren.
Der Weltraum blähte sich zu einer Feuerblase nach der anderen auf, bis am Ende nur noch ein dunkles Glühen blieb, das allmählich verblasste.
Wer weit genug weg war, versuchte zu fliehen. Der Traitank feuerte nicht weiter, als wolle er nochmals seine ganze Macht demonstrieren. Ein einziger Schuss hatte genügt, um eine Legende auszulöschen, ein Monument, ein Symbol und tausend Träume. Ein einziger Schuss ...
Beranto dachte nicht
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