2327 - Risikoplan Charlie
an Bord ..." Die Orterchefin sah ihn erwartungsvoll an.
Roi zögerte kurz und schüttelte dann den Kopf. „So viel Zeit haben wir nicht mehr.
Außerdem könnte es eine Falle sein."
„Überlassen wir sie einfach ihrem Schicksal?"
Daran hatte Roi nicht einmal gedacht. Die Traitanks würden jeden Augenblick zurückkehren, die Überlebenden retten, falls es sich wirklich um solche handelte.
Nein, er hatte überlegt, was sie vielleicht von Gefangenen erfahren, welche Informationen sie ihnen abzwingen könnten... „Fünf Minuten sind verstrichen!"
Roi gab sich einen Ruck. „Operation beenden!" ,befahl er. „Die Beiboote wieder einschleusen, auf fünfzig Prozent Licht beschleunigen!" Bevor die Traitanks das Betrugsmanöver erkennen und wir alle sterben werden und gar nichts mehr nach Hause bringen können. So ungewiss die Ausbeute auch sein mochte, in dieser Situation war ihm der Spatz in der Hand lieber als der Vogel auf dem Dach.
Die Sekunden zogen sich quälend langsam dahin. „Dreißig Beiboote eingeschleust ... achtunddreißig ... achtundvierzig Prozent Licht ... siebenundvierzig Beiboote ... dreiundfünfzig ... neunundvierzig Prozent Licht ... alle Beiboote eingeschleust!"
„Ortungsalarm! Zwölf Traitanks bei Charlie materialisiert! Sie gehen auf Konfrontationskurs. Waffenreichweite in zehn Sekunden. Eintritt in den Hyperraum in acht Sekunden!"
Roi sah Abertin an. Wenn jetzt ein Protonenstrahl-Impulstriebwerk oder ein Gravoton-Feldtriebwerk ausfiel oder gar die Hawk-Konverter ... Die TRAJAN mochte zwar alle Härtetest bestanden haben, doch es kam immer wieder zu verschleißbedingten Ausfällen, besonders bei den Hawks. „Materialbelastung?", fragte er.
„Enorm hoch", erwiderte Abertin. „Alle Geräte und Aggregate auf Hyperbasis zeigen weiterhin einen deutlichen Belastungsgrad."
„Gegner aktiviert die Waffensysteme!"
Zwei Sekunden, dachte Roi. Zwei Sekunden zwischen Leben und Tod.
Sämtliche Antriebssysteme arbeiteten einwandfrei. Die TRAJAN drang in den Linearraum ein.
Eine Sekunde lang wurde Roi schwarz vor Augen. Sie hatten es geschafft! In letzter Sekunde war ihnen die Flucht gelungen.
Hase und Igel hatte funktioniert. Die Traitanks waren permanent falschen Spuren nachgehetzt, während die eigentlichen Ereignisse in den Zwischenräumen abliefen. „Kurs auf den Rendezvous-Punkt mit Quinto-Center." Er lehnte sich im Sessel zurück. Wie es aussah, hatten sie einen Kontakt mit TRAITOR überstanden, ohne die geringsten Verluste zu erleiden. Ein Novum in der Geschichte der Milchstraße.
Und vielleicht auch ein Wendepunkt.
Plötzlich verspürte er trotz des Zellaktivators eine bleierne Müdigkeit.
Doch bevor er sich ein paar Stunden Schlaf gönnte, musste er noch ein Versprechen erfüllen.
*
Monkey fragte sich, ob er schon seit einer Ewigkeit oder erst seit ein paar Sekunden gegen die Furcht ankämpfte, zwischen den Universen verloren zu gehen, als ein heftiges Beben durch den Mond lief und den Sessel und damit auch seinen Körper in Schwingungen versetzte. Die Sterne, die zusammen mit dem Blut durch seinen Körper zirkulierten, leuchteten noch einmal hell auf und verschwanden dann. Er sah mit einem Mal wieder ledrige, seidig schimmernde, hellbraune, ölig glänzende Haut.
Und einen. Sessel ohne Sterne, eine Konsole, ein Terminal und die Zentralewand. „Rücksturz in den Normalraum", stellte ein Techniker fest. „Reaktorversagen ..."
„Schadhafte Salkrit-Abnehmer..."
Der Oxtorner nickte anerkennend. Die ersten Meldungen der QuinTechs liefen mit bewundernswert professioneller Ruhe ein.
Dann kam die, auf die er gewartet hatte: „Schäden unter Kontrolle!"
Er sah auf seine Uhr. Der 5. Dezember 1344 NGZ war längst angebrochen.
Quinto-Center hatte weder eine Ewigkeit noch ein paar Sekunden Linearflug hinter sich, aber immerhin fast 24 Stunden.
Ein Tag, dachte er. Ein Tag, den er weder von einer Ewigkeit noch von einer Sekunde hatte unterscheiden können. „Erste Auswertungen des Linearflugs liegen vor", meldete ein QuinTech. „Wir haben einen Überlicht-Faktor von fünfundsiebzigtausend erreicht."
Was Monkey ein weiteres Nicken abrang. Immerhin. „Positionsbestimmung?"
„Wir sind am Rand eines unbesiedelten Systems mit dreizehn Planeten materialisiert, das MAJESTÄT unverzüglich als das der weißen F7-Sonne Portier identifiziert hat, 201 Lichtjahre von der alten Position entfernt. Distanz zum Solsystem 8137 Lichtjahre, zu Hayok 6131 Lichtjahre, zu Imperator Bostichs
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