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2335 - Das Geheimnis der Enthonen

Titel: 2335 - Das Geheimnis der Enthonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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blitzblanksterilen Weißen Stadt gesehen.
    Sie standen samt und sonders offen.
    Warum man sich so sorglos verhielt, war mir mittlerweile klar - weil es nicht das kleinste Geheimnis zu entdecken gab.
    Das heißt - mit einer Ausnahme.
    Ein Gebäude fiel mir auf, dessen weiße Söller und Kapitelle auch Muster in rötlicher Färbung zeigten. Dieses Haus war als einziges von anmessbaren Feldern eingehüllt, welche gemäß den Angaben meiner Analysegeräte zu Detektoren gehörten. Da ich nicht ertappt werden wollte, bevor ich Nennenswertes in Erfahrung gebracht hatte, hielt ich mich davon fern.
    Die Vermutung lag nahe, dass es sich um die Heimstatt des Patrons Borgin Sondyselene handelte. Aber wie gesagt, dort einzudringen erschien mir derzeit zu riskant. Ich beobachtete das Gebäude eine Weile, doch da sich rein gar nichts regte, zog ich schließlich weiter.
    Ich belauschte noch zwei andere, müde, langatmige Dialoge mir unbekannter, alter, ja senil wirkender Enthonen. Nichts von dem, worüber sie diskutierten, erlaubte irgendwelche Aufschlüsse. Es war, als dämmerten sie, ebenso wie die hauptsächlich an Blumenzucht und anderem, harmlosem Zeitvertreib interessierten Varia, in der Weißen Stadt ihrem Ende entgegen.
    So kam ich nicht voran. Meinen Hunger stillte ich mit Proviantriegeln, meinen Durst mit einem isotonischen Getränk; doch meine Ungeduld wuchs.
    Der Mond ist groß, beruhigte ich mich, er durchmisst fast siebentausend Kilometer.
    Diese Pensionopolis kann doch wohl noch nicht alles gewesen sein! 6.
    Der Tulipan Rosella Rosado, Ende 1343/Anfang 1344 NGZ Endlose Parklandschaften überzogen die Umgebung der Weißen Stadt.
    Sie wirkten uralt und wurden von Gärtner-Robotern gepflegt. Nach all dem Weiß und Blassblau empfand ich die grünen Gräser und orangebraunen Büsche als ungemein erfrischend. Allerdings blieben die Dwarmaris in meinen Köcher-Halftern nach wie vor die einzigen Tiere, die ich wahrnahm.
    Zwischen den sanften Hügeln, die zu regelmäßig angeordnet waren, als dass sie natürlich entstanden sein konnten, fanden sich hin und wieder Anwesen mit weicher, durchaus gefälliger Ästhetik. Die Bauten - erraten: leuchtend weiß, blassblau geschmückt - standen offen und leer.
    Ich entdeckte ein Verkehrssystem, das mittels schlichter, schüsselförmiger Schweber den gesamten Mond erschloss.
    Wie gehabt: keine Sicherheitsvorkehrungen, keine übergeordnete Kontrollinstanz. Man stieg ein, neigte Steuerknüppel und Höhenruder in die gewünschte Richtung, und schon hob man ab.
    Das Ganze war ebenso narrensicher wie unbefriedigend. Volle zwei Tage lang graste ich Rosella Enthon ab. Doch mehr als Parks, Parks, leere Immobilien und noch mehr Parks bekam ich nicht vor die Optik.
    Ich hätte werweißwas für eine Müllhalde oder einen klitzekleinen Schutthaufen gegeben. Dieses adrette, entvölkerte Idyll schlug mir aufs Gemüt. Wie ein riesengroßer Ruhesitz, dessen Bewohner gestorben oder fortgegangen waren.
    Als ich mich schon damit abgefunden hatte, unverrichteter Dinge nach Fumato zurückzukehren, stieß ich auf den Tulipan.
     
    *
     
    Ums Haar hätte ich das Tulpenfeld übersehen. Vorwiegend weiß und blassblau, hob es sich nicht extra von den anderen geometrischen, in die grünorangefarbenen Hügel eingebetteten Flächen ab.
    Allerdings war da eine leichte innere Unruhe, eine nach all der blanken Perfektion zumindest auf den zweiten, dritten Blick auffällige Unordnung im ausgedehnten Gitter der Blumenrabatten.
    Abgeschnittene, der Blütenkelche beraubte Stängel und kleine, vermodernde Häufchen störten die Ausgewogenheit. Sie schufen, von oben betrachtet, asymmetrische Lücken, brachten eine Andeutung von Zustandswechsel, von Wachsen und Vergehen ins unveränderliche, aseptische Einerlei des so unnahbar in sich verschlossenen Mondes.
    Ich bremste ab, steuerte den Schweber steil nach unten, landete am Rand des Felds.
    Die Tulpen reichten mir bis zur Hüfte. Ihre weißen, fleischigen Kelche waren teilweise größer als mein Kopf. Und sie unterschieden sich voneinander im Grad ihrer Blütenöffnung, in der Intensität der Färbung, in Form und Dichte ihrer die Blätter überziehenden, bläulichen Schnörkel.
    Ich vermeinte, thonische Schriftzeichen zu erkennen. Täuschte mich aber.
    Oder täuschten sie mich?
    Während des Hinsehens veränderten sie ihre Kontur. Als wollten sie, kaum dass sie meine Neugierde geweckt hatten, sich mir gleich wieder entziehen.
    Eine niedrige Hütte stand neben dem Feld; nicht

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