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2335 - Das Geheimnis der Enthonen

Titel: 2335 - Das Geheimnis der Enthonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zur Debatte. So etwas gab es noch nie, seit die Mondkette besteht.
    Er kann nur warten, bis Kantiran wieder auftaucht.
    Das gefällt dem Revisor gar nicht.
     
    *
     
    Rosella Enthon empfing mich ebenso schweigend und verlassen wie die Kavernen unter dem Palais Ellega.
    Gleißendes, pures Weiß prägte die Szenerie, so grell, dass der Einsatzanzug einen Dämpfungsfilter vor mein Gesicht projizierte. Durchdringend, fast ätherisch wirkte die Färbung der Wände und zahlreichen Säulen; lediglich feine, hellblaue Verzierungen waren allenthalben erkennbar.
    Ich war in einer Kolonnade herausgekommen, die über einen Laubengang auf einen freien, großzügig angelegten Platz führte. Schlanke, elegant geschwungene, kühn aufragende, doch keineswegs protzige Gebäude umringten ihn, alle im selben Stil errichtet, im selben makellosen Weiß strahlend. Kein Fleckchen Schmutz, Kehricht oder Abfall störte die perfekte Harmonie.
    Und keine Bewegung. Keine Spur von Leben.
    Diese „Weiße Stadt", das sah ein Blinder, war nicht organisch gewachsen, im Zuge allmählicher Besiedelung. Sondern auf dem Reißbrett entstanden und in einem Schwung, einer einzigen, gewaltigen Anstrengung, erbaut.
    Jetzt aber, zumindest auf den ersten Eindruck: ausgestorben; eine vor kalter Schönheit klirrende, klinisch reine Geisterstadt.
    Die Sonne Rosella Rosado stand halbhoch am Himmel, ein blauer A0IÜberriese von über sechzigfachem Sol-Durchmesser.
    Wegen der großen Distanz - dreißig Milliarden Kilometer - zum Gasgiganten Sumnat, um den die Mondkette „aufgefädelt" war, erschien sie bedeutend kleiner als der irdische Vollmond, freilich ungleich heller.
    Sumnat selbst prangte am gegenüberliegenden Horizont als riesige, rötlich ockergelbe Sichel. Einer der beiden auf der gemeinsamen Umlaufbahn benachbarten Monde hätte eigentlich, gemäß der aktuellen Konstellation, ebenfalls zu sehen sein sollen; er wurde wohl von einem der zahlreichen Türme verdeckt.
    Je angestrengter ich mich umsah, desto verlorener fühlte ich mich auf diesem leeren Platz inmitten der Weißen Stadt; deplatziert, unwillkommen, unerwünscht - was ich ja auch war.
    Es gab keinerlei Aufschriften, keine Zeichen von Abwehreinrichtungen gegen einen Eindringling.
    Die Weiße Stadt als Ganzes lehnte mich ab, demonstrierte mir, dass ich hier nichts verloren hatte - gerade indem sie mich und meine frevlerische Anwesenheit vollkommen ignorierte.
    Nichts rührte sich. Kein Luftzug bewegte die weißen, mit blassblauen Bordüren bestickten Fahnen oder versetzte die weißen, von blassblauen Gravuren eingefassten Glocken des filigranen Kampanile in Schwingung. Makellos weiß und blassblau schimmerten die Mauern, ohne geringste Spuren einer Verwitterung; makellos weiß und blassblau, unversehrt, untadelig, unbenutzt lagen die Gehwege, Brücken, Treppen, Pergolen, Stege, Veranden.
    Und alle Türen standen offen.
     
    *
     
    Glaubt mir: Ich musste ganz schön gegen den Impuls ankämpfen, auf der Stelle wieder umzukehren.
    Nicht, dass ich irgendeine parapsychische Beeinflussung gespürt hätte. Es war im Gegenteil das Fehlen jeglicher Schutzmechanismen, Zutrittsbeschränkungen oder Verteidigungsanlagen, was mir dermaßen zusetzte.
    An dieser Stätte kannte man keinen Argwohn. Umso unerhörter erschien mir mein Einschleichen, umso ungeheuerlicher der Vertrauensbruch, den ich beging.
    Wieder und wieder schärfte ich mir ein, dass ich nicht hier war, um zu stehlen oder sonstigen Schaden anzurichten. Meine Beweggründe hätten lauterer nicht sein können. Loyalität zur Gemeinschaft der Friedensfahrer trieb mich an, Solidarität mit den Unzähligen, die von der Negasphäre und den Schergen des Chaos bedroht wurden.
    Und der Eid, den ich geschworen hatte: das Leben an sich zu schützen.
    Ich überwand die Erstarrung, die mich befallen, ja förmlich von der Weißen Stadt auf mich abgefärbt hatte, und aktivierte die Ortungssysteme meines Einsatzanzugs.
    Mit Rüstzeug aus den Lagerräumen der THEREME, gedacht für knifflige Geheim-Missionen, war ich gut versorgt.
    Alaska Saedelaere hätte vielleicht tadelnd angemerkt, ich bisse sozusagen die Hand, die mich fütterte. Aber das sah ich beim besten Willen anders.
    Ich hatte den Schritt nach Rosella Enthon getan, gerade weil ich meine Verantwortung für das größere Ganze akzeptierte. Und weil ich es, nach reiflicher Besinnung, eben deswegen für unabdingbar befand, über die Geheimniskrämerei des Patronats hinaus Informationen zu beschaffen.
    Ich

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