2338 - In Bann des RUFERS
verstanden hatte. Augenblicke später ließ der Leutnant seine Hand los.
Roi konzentrierte sich auf Lücken im Kordon. Die Mor'Daer hingen im Abstand von drei, vier Metern im All, teilweise versetzt hinter- oder übereinander.
In beängstigend geringem Abstand schwebte er zwischen den. Mor'Daer hindurch. Ein unbedachtes Manöver eines der Schlangengesichtigen musste unweigerlich zur Kollision führen.
Danton hielt den Atem an. Er hatte Glück, es ging gut.
Um wenigstens einen kleinen Vorsprung zu haben, mussten sie sich beeilen.
Roi nahm die V-Zacke ins Visier. Er benötigte fast fünf Minuten, bis er sie erreichte.
Mit ein paar Purzelbäumen in der Schwerelosigkeit gab er seinem Körper den nötigen Drall, der ihn unmittelbar in Richtung der Zacke lenkte. Flüchtig streifte sein rechter Arm ein unsichtbares Hindernis. Er drehte sich ein Stück zur Seite, griff ins Nichts und bekam den harten Absatz eines Stiefels zu fassen. Er klammerte sich daran fest, zog sich mit der anderen Hand am Beinteil des Kampfanzugs hoch.
Mühsam schob er sich aufwärts, bis sein Helm den anderen berührte. Es war Jenice.
Sie klammerten sich aneinander fest, bis sie die Zacke erreichten.
Roi stieß pfeifend die Luft aus, als er sich festhielt. Der eigene Schwung katapultierte seinen Körper an dem Hindernis vorbei.
Einen Augenblick lang hatte er das Gefühl, als rissen seine Arme aus dem Körper.
Dann schaukelten nur noch seine Beine hin und her, während er vorsichtig die Arme anwinkelte und sich an die metallene Strebe heranzog.
Jemand verpasste ihm einen Tritt gegen die Hüfte. Mondu oder Sullivan? Sie trafen fast gleichzeitig ein, behinderten sich gegenseitig. „Willkommen an Bord", scherzte er, als er die bestätigenden Impulse fühlte. Übergangslos wurde er wieder ernst. „Kommt her!"
Roi Danton sah sich um. Die Luft war rein.
Wenn sie den Vförmigen Ausschnitt der Strebe nutzten und im Schatten blieben, musste es klappen. Er dirigierte die drei Spezialisten an Ort und Stelle. „Dunkelfelder ausschalten!", flüsterte er.
Einen Augenblick später wurden sie sichtbar, vier Mor'Daer in Kampfanzügen, die an der Strebe klebten. „Justiert die Funkgeräte auf minimale Leistung." Übergangslos hörte er das angespannte Atmen der drei. „So ist es besser", sagte Jenice. „Die Dunkelfelder hätte man irgendwann geortet."
Der Mor'Daer-Kopf Roi nickte. „Wenn ihr jetzt noch die Funkkennung eurer Anzüge einschaltet, kann nichts mehr schief gehen."
Sie verstanden es so, wie es gemeint war, als Scherz. Die Erfahrungen eines USO-Spezialisten sprachen dagegen.
In der Tarnung als Mor'Daer konnten sie sich frei bewegen und mussten nicht ständig Händchen halten. Sie konnten sich trennen und mit Hilfe der Funkgeräte wieder zusammenfinden. In der Vorbereitung des Einsatzes hatte man ihnen eine Hypnoschulung in Traicom verpasst, den Rest erledigten die eingebauten Stimm-Synthesizer.
Zusammen mit den Projektionen gingen sie bei oberflächlichen Kontrollen einigermaßen gut als Mor'Daer durch.
Die Generalprobe im Prophozeutenschiff hatten sie zumindest mit Bravour bestanden.
Andererseits wussten sie über die Mor'Daer und ihren Verhaltenskodex kaum Bescheid. Die Gefahr, gerade in banalen Dingen sofort aufzufallen, war schätzungsweise genauso hoch -wie die, sich durch die Ortung ihrer Dunkelfelder zu verraten. „Tobi, jetzt kommt dein Part", fuhr Roi auf Traicom fort. „Wir suchen den Hauptrechner in diesem Gewirr oder eine Kommunikationsstelle, von wo aus wir Zugang zum Hauptrechner erhalten."
*
Von der aktuellen Position der vier USO-Spezialisten hoch über der Mittelachse ähnelte die Baustelle einem wachsenden Blütenkelch, der zuerst zaghaft ein paar Stängel in Richtung der Fabrik streckte, dann anfing, seine Blütenblätter zu entfalten und sie in die Breite und die Höhe wachsen zu lassen. Filigrane Schatten fielen auf Tausende von klobigen Transporterwänden. Durch die teils ruckartigen Flugbewegungen sah es aus, als würden Tentakel sich tief in das Metall graben.
Roi hielt nach Fraktalmustern Ausschau, fand jedoch keine. Vielleicht lag es an der Entfernung, vielleicht an den anstrengenden Lichtverhältnissen. Oder der Bau des RUFERS sah keine Verwendung dieses fremdartigen Baustoffs vor. Gleichzeitig wirkte alles um sie herum so fremd, als sei es noch nie in diesem Universum geschehen.
Die Koffter und Transporter beförderten ihre Container nicht einfach an ein bestimmtes Ziel. Sie vollführten
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