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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Barbaren ihn einst »zwangsbekehrt« hatten. Und so grausam und rücksichtslos die Mar’os-Jünger auch gegen alle Lebewesen vorgingen – ihresgleichen fraßen sie nur in höchster Not oder wenn sie in extreme Raserei gerieten.
    Während er zwischen den Inseln des Atolls tauchte und Rufe ins Meer sandte, legte sich Agat’ol die Sätze zurecht, die er den Mar’osianern sagen wollte, wenn sie ihn fanden. Er würde jedes Wort genau abwägen müssen, wollte er sie als Verbündete gewinnen. Und das wollte er um jeden Preis, denn er brauchte sie, um Crow nach getaner Arbeit aus dem Weg zu räumen.
    Die zwei Stunden vergingen wie zwei Minuten. Vermutlich würden die Warlynnes dem bedauernswerten Hagenau längst die Bauchdecke geöffnet haben. Sollten sie ruhig; falls die Operation misslang, wäre er den Adjutanten des Generals wenigstens schon einmal los.
    Ein Schatten ließ ihn stutzen. Er hörte auf zu rufen und schwebte bewegungslos im Wasser. Der Schatten huschte nicht davon wie andere Großfische, denen er begegnet war; im Gegenteil kam er näher. Zwei weitere Schatten gesellten sich zu ihm, und als sie bis auf sechzig Längen heran geschwommen waren, erkannte Agat’ol drei Hydriten.
    »Kommt her!« Er winkte und grunzte. »Ich hab euch gesucht!« Die drei schwammen bis auf acht Längen an ihn heran, dann begannen sie ihn zu umkreisen. Einer hielt eine Harpune im Anschlag, die anderen beiden hatten ihre Dreispitze gezückt. Es waren eindeutig Mar’oskrieger; nur sie benutzten die gabelartige Dreifachklinge.
    »Tut mir nichts«, schnarrte Agat’ol. »Ich bin einer von euch! Bringt mich zu eurem Anführer!« Die Mar’oskrieger blinzelten sich zu und feixten. In ihren Augen glitzerte die Gier, und satt sahen sie auch nicht aus. »Ich gehöre zu euch, hört ihr nicht? Ich bin ein Mar’osianer!«
    Der mit der Harpune zielte auf ihn, die beiden mit den Dreispitzen schwammen so nahe an ihn heran, dass die Zackenspitzen ihrer Waffen ihn berührten. »Ich bin ein Mar’os-Jünger!«, rief Agat’ol schon am Rande der Verzweiflung. »Ich folge seiner Lehre!«
    Sie starrten ihn an, weiter nichts. Offenbar erwarteten sie Beweise von ihm. »So lautet die Lehre des göttlichen Mar’os!«, rief Agat’ol. »Der Stärkere hat jedes Recht auf seiner Seite, und er tut jederzeit, was er sich vorgenommen hat. Und so lebt sein Schüler: Niemals verzeiht er einen Fehltritt, niemals macht er Gefangene, niemals weicht er einem Kampf aus, niemals schont er den Schwachen. Er frisst das Fleisch seiner Gegner, er beherrscht die Ungeheuer der Tiefsee und des Festgrundes, er knechtet…«
    Einer packte ihn am Doppelscheitelflossenkamm und riss ihn dicht an sein Gesicht. Es war das Gesicht eines Wahnsinnigen, und jedes Mal, wenn sich sein Maul öffnete, kam weiter nichts als ein unartikuliertes Krächzen heraus.
    ***
    Wieder ertönte der akustische Alarm. Arthur Crow aktivierte den kleinen Rechner. »Was gibt’s?«
    »Ulysses hier. Erneute Konfrontation mit feindlichem Objekt.«
    »Geht das nicht präziser, verdammt noch mal?«
    »Ein weiteres Reptil, Sir. Vier Meter lang, vierhundertachtzig Kilogramm.«
    Crows Finger flogen über die Tastatur, bis er ein Bild hatte. Wieder eine mutierte Galapagosechse! Sie war fast doppelt so groß wie die erste. »Töten«, befahl er. Aus dem Lautsprecher des Rechners dröhnten Detonationen – der Warlynne Ulysses hatte mit Projektilen auf die Echse geschossen. Auf dem Display sah der General sie zusammenbrechen. Ihre Beine und ihr Schwanz zuckten.
    Ein zweiter Warlynne Beta trat neben das getroffene Tier. Cäsar, stand auf seinem Namensschild zu lesen. Er streckte den linken Zeigefinger aus; eine Teleskopstichwaffe schnellte aus seiner Spitze. Cäsar bückte sich und stieß sie der Echse durch ein Auge tief ins Gehirn. Der große Körper bäumte sich zum letzten Mal auf, bevor er endgültig erschlaffte.
    Crow stellte den Rechner auf die Konsole und stand auf. Probleme lagen in der Luft, er spürte es mit jeder Faser seines Körpers. Ein Blick aufs Chronometer – fast drei Stunden war Agat’ol nun schon weg.
    Crow schritt zum Ausgang des Gleiters. Seine Geduld war am Ende; er wollte Condoleezza und Cleopatra befehlen, mit der Operation zu beginnen. Wie Schaufensterpuppen in Kampfanzügen standen die Maschinenmenschen neben dem Feldbett. Hagenau schien noch immer zu schlafen.
    Drinnen im Cockpit piepste schon wieder ein akustischer Alarm. Der General rannte zurück zu seinem Kommandoplatz und nahm den

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