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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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plötzlich. Er blickte auf sein Chronometer, drehte sich um und ging zum Gleiter. Dort aktivierte er zwei weitere Warlynnes, ein Alpha- und ein Beta-Modell. Sie hießen Penthesilea und George. Er schickte sie ebenfalls auf Patrouillengang.
    Danach nahm er in seinem Kommandosessel Platz, zog den Datenkristall aus seiner Hosentasche und nahm das Lesegerät aus einer Schublade. Beides hatte er Agat’ol gleich bei der ersten Begegnung abgenommen. Er legte den schlüsselförmigen Metallrahmen mit der gläsernen Halbkugel darin auf die Instrumentenkonsole. Vorsichtig setzte er den flachen, in tausend Facetten geschliffenen Kristall auf das Lesegerät. Wie in einem großen Diamanten brach sich das Licht des Cockpits in ihm.
    Vorsichtig berührte Crow den Kristall, auf dem die Konstruktionspläne der Waffenanlage, des so genannten Flächenräumers gespeichert waren. Doch alle Angaben waren in hydritischer Sprache verfasst. Agat’ol war der Einzige, der sie lesen konnte, und ohne ihn…
    Crow setzte sich ruckartig auf und seine Augen wurden schmal. Was, wenn Agat’ol sich jetzt absetzte? Nein, unwahrscheinlich! Der Fischmann meinte es ernst mit seiner Bitte um Zusammenarbeit. Crow vertraute seiner Menschenkenntnis… so weit sie sich auf Hydriten anwenden ließ.
    Er stieß den Kristall an, wie er es Agat’ol hatte tun sehen. Sofort begann der zu kreiseln und zu leuchten, wurde dabei fast unsichtbar in der Bewegung. Fächerförmige Strahlen gingen von ihm aus, bildeten ein Hologramm voller geometrischer Formen und exotischer Schriftzeichen.
    Der General rief sich die Worte in Erinnerung, mit denen der Fischmann geantwortet hatte, als er ihn nach der Wirkung der Waffe fragte: Sie kann an jedem Punkt der Erde ein vorgegebenes Ziel erfassen und es vollständig entfernen. Und dann hatte er noch einen Satz zitiert, der zwischen Drax und diesem Quart’ol gefallen war: Sie ergreift die Feinde mitsamt ihren Behausungen, mit dem Grund, den ihre unwürdigen Füße berühren, und entfernt sie aus der Zeit der Guten und Gerechten. So ungefähr jedenfalls.
    »Entfernt sie aus der Zeit…«, murmelte Crow. Fassungslos schüttelte er den Kopf, ein kalter Schauer nach dem anderen rieselte ihm über den Rücken. »Wenn das wirklich wahr ist, dann bin ich bald der mächtigste Mann auf…«
    Ein akustisches Signal unterbrach sein Selbstgespräch. Crow beugte sich über das Funkgerät. »Was gibt’s?«
    »Ulysses hier«, meldete sich die monotone Stimme eines Warlynne-Betamodells. »Konfrontation mit feindlichem Objekt.«
    »Präziser, Ulysses!«, verlangte Crow. Alle Warlynne-Modelle für den Antarktiseinsatz hatte er nach berühmten Staatsmännern und -frauen der Weltgeschichte benannt – dieses hier nach dem Südstaatengeneral und späteren US-Präsidenten Ulysses S. Grant. Irgendwie bereitete es ihm Vergnügen, künstlichen Personen mit solchen Namen Befehle zu erteilen, und er hatte jedem von ihnen sogar eine komplette Biografie der betreffenden Person eingespielt.
    »Ein Reptil«, meldete Ulysses. »Drei Meter lang, dreihundertfünfzig Kilo schwer.«
    Der General zog erneut die Schublade in der Gerätekonsole auf und holte einen großen mobilen Rechner heraus. Er klappte den Deckel auf, aktivierte ihn und stellte die Verbindung mit den optischen Sensoren des Warlynnes her. Kurz darauf sah er das Reptil. Es war eine mutierte Galapagosechse. »Töten!«, wies er den Warlynne Ulysses an.
    ***
    Agat’ol achtete darauf, immer in fünfzehn bis zwanzig Längen Tiefe zu schwimmen. Das war die übliche Tauchtiefe von Patrouillen der Mar’oskrieger. Ständig stieß er laute Zisch- oder Knacklaute aus, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Beiläufig registrierte Agat’ol hier und da seltene Algenarten und merkte sich die Standorte. Falls sein Plan misslang, würde er auf dem Rückweg einige Blätter ernten und Hagenau einen Salat davon zubereiten. Falls Crows Adjutant nicht doch noch am Seeigelgift starb, würde es ihm bis dahin sowieso besser gehen, ob mit oder ohne Algen.
    Kaum einen Fischschwarm bekam er zu Gesicht, und ganz selten nur einen größeren Fisch. Offenbar lebte die gesamte Meeresfauna hier in der Angst vor den gefräßigen Mar’osianern. Manchmal erschauerte auch Agat’ol, wenn er an die bevorstehende Begegnung mit den Fleischfressern dachte. Doch er wusste genau, dass er im Grunde nichts zu fürchten hatte – man kannte ihn, den Mutanten mit dem Doppelkamm, in einigen Mar’os-Kolonien; dort wusste man, dass eine Rotte von

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