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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die kleine Grotte in geisterhaftes Licht. Sie durchmaß nur drei Längen und war höchstens zwei Längen hoch. Ein schmaler Gang verband sie mit der Haupthöhle, durch die hindurch man sie hierher gezerrt hatte. Aus dem Gang tönten von Zeit zu Zeit die Stimmen der Mar’oskrieger.
    An Beinen und Armen gefesselt lagen Rum’ol und Dag’ar auf dem schroffen Felsboden. Irgendwann näherten sich Schritte. Vor dem Grottenzugang wurde Gezeter laut.
    Eine Fleischfresserin mit grausamen Gesichtszügen stieß einen ebenfalls gefesselten Hydriten in den feuchten Felskerker. Es war Xop’tul! Rum’ol wusste nicht, ob er sich für den jungen Quallenpiloten freuen sollte – er fürchtete, ein schneller Tod wäre angenehmer gewesen, als es die Gefangenschaft sein würde. In die Hände der Mar’osschlächter zu geraten, galt unter den Hydriten schon seit Urzeiten als der grausamste aller denkbaren Schicksalsschläge.
    Ein zweiter Mar’osianer betrat die Kerkergrotte: der Anführer der Rotte. Breitbeinig blieb er neben der Kriegerin stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ihr habt gewusst, dass ihr uns hier findet, habe ich recht?«, schnarrte er. Keiner der drei Gefangenen antwortete. »Woher wusstet ihr es?«, wollte der Oberste der Rotte wissen. »Wer hat euch geschickt? Der Neun-Städte-Bund?« Rum’ol, Dag’ar und Xop’tul blieben stumm. »Oder der missratene Bruder des Hohen Dry’tor persönlich sogar? Was weiß man im Neun-Städte-Bund über unsere Kolonie?« Niemand antwortete ihm.
    Der Schlächter schnaubte wütend. Er ging zu jedem der Gefangenen und trat ihm ins Gesicht. »Ihr werdet schon noch reden!«, schrie er und verließ die Grotte.
    Die Kriegerin folgte ihm, blieb aber im Durchgang noch einmal stehen und drehte sich um. »Er wird euch dieselben Fragen gleich noch einmal stellen«, sagte sie. »Überlegt euch die Antworten gut. Wenn sie ihm nicht gefallen, nehmen wir einen von euch mit hinaus. Das wird nur für uns lustig, ich schwör’s euch.« Sie spuckte aus und ging.
    Mit blutenden Platzwunden und stumm vor Angst blieben die drei Gefangenen zurück. Rum’ol brach das Schweigen irgendwann. »Wir müssen sterben, daran führt kein Weg vorbei«, sagte er. »Wir können nur hoffen, dass es schnell geht.«
    »Machen wir uns nichts vor«, flüsterte Dag’ar. »Es wird nicht schnell gehen. Alles, was ihre perverse Phantasie auszubrüten imstande ist, werden sie mit uns tun, um uns auszuquetschen.«
    »Von mir erfahren sie keine Silbe«, sagte der junge Xop’tul. Die anderen beiden nickten nur.
    Nicht lange danach hielten sie den Atem an – Schritte näherten sich im schmalen Durchgang. Der Rottenführer bückte sich mit zwei anderen Schlächtern in den Kerker. »Also noch mal – wer schickt euch, woher wusstet ihr, dass ihr uns hier findet, und was weiß man im Neun-Städte-Bund über uns?« Er verschränkte die Arme über der Brust und wartete. Als keiner der drei Gefangenen antwortete, nickte er kurz, drehte sich um und verließ die kleine Grotte wieder.
    Seine beiden Schlächter aber stürzten sich auf Dag’ar. Sie schnitten ihr die Fesseln durch, schlugen sie und rissen ihr Bauchplatte, Oberteil und Hüfttuch vom Leib. Nackt schleiften sie die von den Schlägen halb betäubte Wissenschaftlerin aus der Grotte.
    Rum’ol und Xop’tul wollten an nichts denken; sie wollten nichts hören, nichts sehen, nichts wissen. Dennoch lauschten sie atemlos. Es dauerte nicht lange, bis Dag’ar zu schreien begann…
    ***
    Crow löste den Stauschlauch und drückte die gelbe Flüssigkeit in Hagenaus Ellenbeugenvene. Diazepam; nichts machte sorgloser als dieses Zeug, vorübergehend jedenfalls. Er zog die Kanüle aus der Vene. »Das wird Ihnen gut tun, mein Lieber«, sagte er und tätschelte seine Schulter.
    Condoleezza drückte eine Zellstoffkompresse auf die Einstichstelle und beugte den Arm des Adjutanten. Der General beobachtete ihn eine Zeitlang. Hagenau streckte sich seufzend, seine Züge glätteten sich. Er schloss die Augen. Schlief er gar ein?
    Einen Moment spielte Crow mit dem Gedanken, den Warlynnes doch noch den Befehl zur Operation zu geben. Er verwarf ihn wieder – Hagenau wäre aufgewacht, hätte sich gewehrt und ihm am Ende nicht mehr vertraut. Der Preis war zu hoch. In der Antarktis, bei der Suche nach der Superwaffe, brauchte General Arthur Crow einen hundertprozentig loyalen Adjutanten.
    »Bleibt bei ihm«, wies er Cleopatra und Condoleezza leise an. Eine unerklärliche Unruhe befiel ihn

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