2341 - Die Ratten der JERSEY CITY
wichtigsten Personen meiner PIKARU würde ich gerne eure bedeutenden Offiziere zu einem gemütlichen Gespräch treffen."
„Einem Gespräch?", schnappte der Duale Vizekapitän, von der Positronik in die höfliche Frage des terranischen Kommandanten übersetzt.
Cleo lachte auf. Das wird schwierig, dachte sie.
Mit dem rechten Fuß schob sie einen angebissenen Nahrungsriegel zur Seite und sah zu, wie er zu dem anderen Müll fiel, der sich in einer Ecke des Raums ansammelte. Dann legte sie den Fuß auf den Tisch, über dem die Hologramme tanzten. „Einem Gespräch", bestätigte Kango Au'Deran. „Ich hörte, dass ihr Terraner diese Kommunikationsform ebenfalls schätzt. Ihr nennt sie Plausch, wenn ich es richtig verstanden habe."
„Das geht nicht." Krotkav klang barsch, aber die Positronik brachte es als „gehetzt" zum Ausdruck. „An Bord der JERSEY CITY ist eine Infektionskrankheit ausgebrochen, die wir Terraner als Windpocken kennen. Für Terraner ist sie fast unschädlich - für die genetisch ähnlichen Charonii könnten Windpocken jedoch eine gefährliche Epidemie werden, gegen die ihr keine Antikörper besitzt."
Die Erklärung klang wie auswendig gelernt. Fehlte nur noch, dass der Duale Vizekapitän irgendwelche Bilder aus einer fiktiven Medostation einblenden ließ. „Es ist wohl besser, wir verzichteten auf die persönliche Bezeigung gegenseitiger Höflichkeit", sagte Krotkav, „Das ist sehr betrüblich." Der Charonii verneigte sich. „Aber du hast Recht. Ich teile selbstverständlich deine Einschätzung."
Nach dem Austausch mehrerer Höflichkeitsbekundungen beendete Kango Au'Deran das kurze Gespräch. „Und?", schnarrte Krotkav seine Offiziere an. „Neue Erkenntnisse?"
„Ja, Herr", sagte einer der Ganschkaren. „Unsere Positroniken haben bereits jetzt ein Hologramm des Charonii erarbeitet. Es ist schon sehr gut, aber wir lassen sie weiter rechnen. Bald können wir es sprechen lassen. Für alle Fälle.
31.
Am nächsten Tag kehrte Vabian den Kontroll-Freak heraus. „Wir müssen den Dreck wegschaffen", sagte er und seufzte. „Wir hausen echt wie die Ratten."
Er wies mit der Hand auf den Abfall: der in den Ecken ihrer kleinen Zentrale lag.
Verpackungen von Nahrungskonzentraten und leere Wasserflaschen, Waffen und gebrauchte Kleidung, Elektronik-Schrott und Unterhaltungsspielzeug. Sie waren sorglos geworden. Abgestumpft.
Cleo sah wieder auf die Beobachtungshologramme. „Dann fang halt an. Aber wehe, du bringst mir meinen Dreck durcheinander."
Bevor Vabian etwas sagen konnte, hob sie die Hand. „Ich helf dir gleich. Aber es wird gerade spannend."
Sie hatten das Jona-System erreicht. Zwölf Planeten, diverse Monde, einige Asteroiden, ein Ring von Eisbrocken in weiter Entfernung vom Zentralgestirn - nichts Besonderes. Und nur der vierte Planet, die Sturmwelt Jonathon, war besiedelt, längst auch von Menschen und Arkoniden.
Die Ganschkaren orteten rund 120 Raumschiffe, die durch das System patrouillierten. Eine der Einheiten identifizierten die Techniker aus dem abgehörten Funkverkehr als die LEIF ERIKSSON II. „Das Flaggschiff der Liga-Flotte", sagte Krotkav, der wie eine Statue inmitten der Zentrale stand. „Bitte vormerken, Herrschaften." Über ein Dutzend großer Tender schwebten über dem Planeten. Die Ganschkaren diskutierten eifrig über die seltsame Bauweise: eine große Plattform, die anscheinend als Werft diente, daran angedockt eine große Walze sowie ein Deck. Für jeden war klar ersichtlich, dass in und auf Jonathon hart gearbeitet wurde.
Nicht mehr lange, wenn Krotkav Erfolg hat, dachte Cleo. „Zeit für die Funkbrücke, Captain.
32.
Vabian legte den Zeigefinger auf das Sensorfeld. Gespannt starrten beide auf die selbst gebaute Anzeigenwand. Zwei Minuten lang. Während die JERSEY CITY auf Jonathon zuraste. „Nichts", sagte Vabian dann. „Kein Ausschlag."
„Und warum? Oder besser: und nun?"
„Keine Ahnung, verdammt noch mal!
Sogar in dieser Situation musst du dich über meine Fehler lustig machen."
Bevor sie ebenfalls die Nerven verlor, lehnte sich Cleo an die Wand zurück und schloss die Augen. Einfach kurz Wegblenden, dachte sie. „Checks halt noch mal", sagte sie dann. „Einer von den Ganschkaren wird ja auch mal was gedacht haben."
„Stimmt", sagte er nach weiteren zwei Minuten, die er an dem verborgenen Zugang zur Positronik verbracht hatte. „Die haben was geändert. Neue Energieverbindungen, anderes Kommunikationssystem, was auch immer:
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