2342 - In der Kaverne des Laboraten
es zu sehen bekam. Diese Erinnerungen würde ihm niemand mehr nehmen können.
Die Progress-Wahrer standen an der Spitze der Kolonne. Sie waren es, die jedem Mitglied ein gutes Leben ermöglichten, die dafür sorgten, dass Wohnraum, Nahrung und medizinische Versorgung zur Verfügung standen. Dafür garantierten sie während TRAITORS nicht enden wollender Wanderung durch die Universen.
Dass sie dem Leben aller Beteiligten einen Sinn gegeben hatten, hatte Jothadún im Rahmen seiner Ausbildung schon frühzeitig gelernt. Die Progress-Wahrer hatten die Abkehr von der Sklaven-Ordnung der Kosmokraten betrieben, um das Gute im Multiversum zu fördern. Sie hatten sich von einem mysteriösen GESETZ abgewendet, das nicht für lebende Wesen gemacht worden war, sondern das weit entrückte Mächte für ihren eigenen Vorteil nutzten.
Jothadún hatte keine Vorstellung vom Aussehen der Progress-Wahrer. Er selbst hatte sie sich stets wie riesengroße und strenge Effremi vorgestellt, eine Art Vaterfigur, und dieser Gedanke hatte ihm gefallen. Aber so würde es vermutlich nicht sein. Eigentlich konnte er sich nicht einmal erklären, wie es den Progress-Wahrern möglich sein sollte, ein derart komplexes Gebilde wie die Kolonne zu kontrollieren und zu lenken.
Aber was sollten all diese Überlegungen?
Die Dienstburg war mit einem einfachen Traitank nicht zu vergleichen. Jothadún konnte sicher sein, dass er das Amt des Progress-Wahrers niemals betreten würde.
Hatte ihn die Frau nur ablenken wollen?
Von dem zweiten Effremiten-Horst, der gerade in diesem Augenblick zur Rechten hinter dem Gleiter zurückblieb? „Was soll der Unsinn?", platzte Jothadún heraus. „Will mir niemand sagen, warum ich der Einzige bin, der noch hier drin ist?"
„Ungeduldig, Jothadún? Schau nach vorn!
Dort wirst du aussteigen!"
*
Das war der dritte Horst. Jothadún glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu dürfen.
Mindestens drei Effremiten-Völker lebten in der Dienstburg CRULT, und der Horst vor ihm war der größte. Er schätzte, dass in diesen Mauern gut eine Million Effremi lebten, eine aberwitzige Zahl. .Der Oberste, der ihn in Empfang nahm, musterte ihn mit deutlichem Misstrauen.
Jothadún sah es am Blick des alten Mannes und spürte es an jeder seiner Regungen. „Ich bin nicht willkommen?", fragte er offen.
Trotzig stieß der Oberste den Kopf in die Höhe. „Du bist der erste Effremi, der auf Empfehlung eines Dualen Kapitäns nach CRULT kommt", sagte er, ohne die Frage zu beantworten. „Irgendwann", bemerkte Jothadún, „ist für alles das erste Mal."
Das hätte er besser nicht gesagt. Aber er dachte nicht daran, sich zum Außenseiter der Gemeinschaft machen zu lassen. Ihm gefiel dieser Horst, das wimmelnde Leben, das er schon von außen erkennen konnte.
Wie klein war dagegen sein Volk auf Registernummer 18.101.399 gewesen! Er würde Monate brauchen, um alle Effremi kennen zu lernen und sich in ihr Beziehungsgeflecht einzufügen. Aber es würde ihm Vergnügen bereiten, so viel Neuem zu begegnen.
Wortlos wandte sich der Oberste um und ging mit schnellen Schritten vor ihm her.
Sie betraten eine mehrgeschossige Halle, die auf jeder Ebene mehrere Dutzend Gänge besaß. Von überall blickten ihm neugierige Gesichter entgegen. Jothadún hob einen Arm und winkte den anderen zu.
Aus der Ferne vernahm er leisen Gesang.
Er blieb stehen und lauschte mit schief gehaltenem Kopf. Wie lange hatte er das schon nicht mehr gehört? Er hatte die Gesänge vermisst. die sein Volk zusammenschweißten wie nichts sonst. „Komm schon!", drängte der Oberste ungeduldig.
Jothadún schreckte auf, fuhr sich mit beiden Händen gegen den Strich durch sein Kopffell. Deutlicher konnte er seinem Missfallen nicht Ausdruck verleihen. „Was hast du gegen mich?", wollte er wissen. „Ich habe dir nichts getan."
„Kein Effremi kommt auf Empfehlung eines Dualen Kapitäns! Du bist mit geheimen Befehlen unterwegs."
„Ich? Aber das ist Unsinn ..."
„Oder ..." Der Oberste schwieg sofort wieder.
Oder du willst das Amt des Obersten einnehmen. Es fiel Jothadún leicht, den Satz gedanklich zu Ende zu bringen. Er registrierte an jeder Geste, was der Alte meinte.
Als er endlich seine Unterkunft bezog und sich in die frische Späne hineinwühlte, verflog sein Groll auf den Obersten. Das würde sich schon klären. Viel wichtiger war, dass es ihm hier gefiel.
Jothadún war sicher. dass nicht nur seine Nächte mit Khuromi bald in seiner Erinnerung verblassen
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