2346 - Chyndors Weg
„wir können nicht eingreifen! Wir dürfen es nicht, sonst sind wir selbst verloren."
Seine Stimme brummte nun in tiefen Bass-Tönen, ein Zeichen höchster Erregung. „Wir haben es bereits mit dem LICHT-Generator versucht, doch er entfaltet innerhalb der Systemgrenzen nicht die geringste Wirkung."
„Ich werde keine überstürzte Aktion starten", versicherte Chyndor. „Wir sollten beobachten, was geschieht, falls es zu einem Zusammenstoß dieses seltsamen Phänomens mit den Raumern kommt."
„Nicht falls", verbesserte Mas Bathe, „sondern wenn. Die Schwarz-Zone bewegt sich auf die Schiffe zu. Nur noch wenige tausend Kilometer Entfernung."
Die Schwärze umfing die Schiffe. Sie verschwanden aus der Ortung. „Sie sind drin", stellte Siby'an nüchtern fest. „Was erleben die Dinath wohl in diesen Augenblicken?"
„Ich bezweifle, dass wir auf diese Frage jemals eine Antwort erhalten wer. den.
Aber wir kennen das Ergebnis."
Die Schwarz-Zone erlosch ebenso unspektakulär, wie sie entständen war Zurück blieb nur die Leere des Alls. Von den Dinath-Kreuzern fehlte jede Spur.
Die Salve der Flüche aus der ILBUR war um einiges schärfer als noch vor wenigen Minuten. „Das Ding hat sie gefressen!"
„Sehr impulsiv ausgedrückt", meinte Chyndor; „aber es trifft den Kern der Sache. Es ist eine Tragödie!"
„Eine von vielen", erwiderte Siby'an.
Tausende Dinath waren verschwunden - ob sie nun gestorben oder aus dem Standarduniversum entfernt worden waren, war im Augenblick eine rein akademische Frage.
Chyndor glaubte nicht, dass es sich um ein natürliches Phänomen handelte. Doch ehe er darüber nachdenken oder sich mit den anderen Friedensfahrern austauschen konnte, erfuhren die allgegenwärtigen Schrecken des systemweiten Chaos eine weitere Steigerung.
Zwei außerhalb wartende Handelsschiffe der Dinath beschleunigten. Es waren tausend Meter durchmessende Kugelraumer, die damit zu den größten Einheiten der Dinath gehörten. „Wir brechen die Blockade, die die Friedensfahrer ausgerufen haben", teilte der Kapitän eines der Handelsraumer mit. „Wir werden dem Sterben unseres Volkes nicht mehr tatenlos zusehen!"
„In das System einzufliegen ist Wahnsinn!
Die Blockade dient eurem Schutz! Die Friedensfahrer ..."
„Dort drin stirbt unser Volk! Wir müssen helfen! Wir haben eine Hyperetappe tief ins Systeminnere programmiert. Wir werden zwischen Dina Baca und Fantamagula II aus dem Hyperraum stürzen und danach ..."
„Danach wird eure Technik versagen, und ihr werdet die Kontrolle über euch verlieren!"
Es kam keine Antwort mehr.
Dieses Mal fluchte Mas Bathe nicht, sondern verschaffte seiner Frustration mit einer sachlichen Bewertung Luft. „Wir können sie nicht aufhalten. Die Blockade, von der er spricht, existiert in Wirklichkeit nicht. Wir haben lediglich darum gebeten, dass kein Schiff einfliegt. Die Autorität eines Friedensfahrers ist offensichtlich angesichts der Katastrophe gebrochen."
„Die Vernunft steht auf unserer Seite!
Wenn die Kapitäne ihren Plan ausführen, bedeutet das den Untergang für die komplette Mannschaft!"
„Wir können sie nicht daran hindern."
Die gewaltigen Kugelraumer tauchten in den Linearraum ein, Schiffstypen, die samt der verwendeten Technologie schon bei der Flucht ihrer Ahnen aus dem im Krieg brennenden Reich der Lemurer in Gebrauch gewesen waren.
Chyndor schloss erneut Lider und Nickhaut über seinem Auge. Die Hilflosigkeit setzte ihm schwer zu. Es musste einen Weg geben, aktiv in das Geschehen einzugreifen! Bislang hatte er noch immer eine Möglichkeit gefunden, den Frieden wiederherzustellen, und nicht umsonst stand er bereits länger im Dienst der Organisation als fast alle anderen.
Er öffnete das Auge wieder, denn er wusste, dass der Rücksturz der Handelsraumer bevorstand. Die Linearetappe führte nur über wenige Lichtjahre.
Nahezu zeitgleich materialisierten die beiden Kugelschiffe, genau wie angekündigt nahe dem bewohnten Planeten Dina Baca, dem ersten des Systems. „Gleich werden sie die Kontrolle verlieren", prophezeite Siby'an.
Er behielt Recht. Die Schiffe flogen nur wenige Sekunden auf parallelem Kurs in Richtung der Hauptwelt des Fantamagula-Systems. Dann bremsten sie mit irrsinnigen Werten ab, gerieten ins Trudeln und eröffneten das Feuer aufeinander.
Chyndor beobachtete schweigend. Nein, so konnte es nicht weitergehen! Er musste seinen Entschluss endlich in die Tat umsetzen und selbst in den betroffenen Bereich einfliegen. Im
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