2349 - Wurmloch ins Solsystem
TERRANOVA-TANKSTELLEN auf der Erde entlastete die Situation. Von den Galapagos-Inseln war die Bestätigung gekommen, dass sich der Nukleus der Monochrom-Mutanten nicht mehr gezwungen sah, bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit zu gehen.
Diese Entwicklung wurde von den LORETTA-Tendern bestätigt: Es wurden geringere Belastungswerte des Schirmes gemessen als während früherer Angriffe, obwohl weiterhin sechsunddreißig Chaos-Geschwader an dem Angriff beteiligt waren.
Aber dennoch ... Rhodans Unbehagen wuchs.
Die Meldung vom Kantorschen Ultra-Messwerk nahm er beinahe schon mit Erleichterung entgegen. Obwohl er die Sorge in den Gesichtern der Wissenschaftler deutlich erkennen konnte. „Wir messen physikalische Veränderungen in der Struktur des Kristallschirms an!
Eigenartigerweise ist davon ein Abschnitt betroffen, in dem die Traitanks nicht angreifen."
„Welche Auswirkungen müssen wir erwarten?"
Handelte es sich um ein Ablenkungsmanöver der Kolonne? Rhodan fragte sich, ob der Durchbruch von den Chaostruppen letztlich auf völlig andere, vor allem unspektakulärere Weise betrieben wurde.
War es das, was ihn unterbewusst immer stärker beschäftigte? Seine Sorge war während der letzten Tage gewachsen. „Die Analyse fällt noch schwer. Mit Sicherheit können wir vorerst nur sagen, dass in räumlich eng begrenzten Abschnitten ungewöhnlich starke UHFund SHF-Strahlung entsteht, wie sie sonst nur bei Strangeness-Effekten auftritt.
Mehrere Dutzend Emissionsquellen liegen nahe beieinander."
„Ein natürliches Phänomen?"
Spontan sah Rhodan einen Zusammenhang mit den Ableitungseffekten des Kristallschirms in eine Pararealität. Das legte Strangeness-Erscheinungen wie nach einem Dimensionswechsel nahe, insbesondere während des anhaltenden Beschusses. Jede Schwächung des TERRANOVA-Schirms konnte von den Angreifern ausgenutzt werden. „Wir vermuten eine Wechselwirkung, Perry. Möglicherweise mit einer jener rätselhaften Hyperperforationen, die sich zufällig an der Schirmoberfläche gebildet haben könnte."
„Wie brisant müssen wir die Bedrohung einschätzen? Oder wird sie bereits akut?"
Im Hintergrund, im Bereich des Kantorschen Ultra-Messwerks, wurden Rufe laut. Perry Rhodan erkannte nicht, was Spezialisten und Hyperphysiker in Aufregung versetzte, doch er spürte ihre beginnende Panik.
Abrupt wechselte die Bildwiedergabe. Der Siganese Kirk Albado schaute den Terraner verkniffen an. „Es ist also so weit?", argwöhnte Rhodan.
Albados dunkelgrünes Gesicht war bleich.
Sein Nicken zeigte dennoch keine Spur von Resignation. „Der schlimmste anzunehmende Fall ist eingetreten", bestätigte der Chefwissenschaftler. „Der Kristallschirm wird durchlässig!"
Für Sekundenbruchteile, so schien es für Perry Rhodan, hätte man in der Zentrale der PRAETORIA-Kernzelle eine Nadel fallen hören.
Dann war alles wie zuvor. Jeder hatte das Unausweichliche zur Kenntnis genommen; beeinflussen ließ sich niemand davon.
PRAETORIA erwachte aus der permanenten Bereitschaft zu voller Schlagkraft.
Weiterhin beherrschte Kirk Albados Konterfei in enormer Vergrößerung das Holo-Feld vor Rhodan. Der Siganese schien etwas ergänzen zu wollen, erstarrte aber in der Bewegung. Sein knochiges Gesicht verlieh ihm immer mehr den Ausdruck eines auf Beute lauernden Raubvogels. Im Profil wirkte der Siganese scharf geschnitten.
Ruckartig wandte er sich wieder um. Perry Rhodan wusste im selben Moment, dass die Strukturveränderung des Schirms keineswegs zufällig entstanden war. „Der Sextant empfängt die Energiesignaturen von Dunkelkapseln!", sagte Albado tonlos. „Soeben dringen sie durch eine Vielzahl winziger Strukturlücken ein."
„Wie viele sind es?"
Ein beklemmendes Kopfschütteln. „Hunderte! Mehr lässt sich bislang nicht aussagen."
Das bedeutete das Ende aller Verteidigungsanstrengungen. Terra hatte zwar wertvolle Zeit gewonnen, leider nicht so viel, wie nötig gewesen wäre, um sich in jeder Konsequenz zu wappnen.
Irgendwann, das hatte Perry Rhodan stets gewusst, würde es unumgänglich sein, sich den Chaosmächten direkt zu stellen. Nur hatte er gehofft, dieses Datum so weit wie möglich hinausschieben zu können.
Er musste akzeptieren, dass es nun so weit war. Immerhin: Die Kolonne hätte den Durchbruch schon vor Wochen oder gar Monaten schaffen können und Terra zu jenem Zeitpunkt weit weniger gerüstet angetroffen.
Perry Rhodan sah keinen Grund, mit dem Schicksal zu hadern. Es hatte den Menschen lange
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