23,5 cm harte Arbeit: Mein Leben als erfolgreichster deutscher Pornodarsteller (German Edition)
nicht denken. Dennoch bekam ich es mit der Angst zu tun. Mit rumorendem Magen suchte ich das Labor auf. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis man mir endlich Blut abnahm. Danach musste ich drei weitere schweißtreibende Stunden warten, ehe eine freundliche Schwester sich vor mir aufbaute.
»Junger Mann«, sagte sie und händigte mir die Testergebnisse aus, »es ist alles in bester Ordnung.«
Ein gewaltiger Stein fiel mir vom Herzen. Deiner Karriere als Pornostar steht nichts mehr im Wege! Zugleich schwor ich mir, ab sofort nur noch ohne Gummi zu vögeln, wenn die Frauen einen negativen Test vorweisen konnten. Daran halte ich mich – bis heute.
Am späten Nachmittag rief Uwe mich erneut an. »Na, Long John, alles positiv?«
Ich tat erschrocken. »So ein Mist, ich hab ein Problem. Ein sehr großes sogar, denn mein Test ist negativ.«
»Mein Gott, Junge«, entsetzte sich Uwe, »das ist sehr traurig, aber dann kannst du nicht mit uns drehen.«
Für eine Sekunde verfielen wir in atemloses Schweigen. Fast gleichzeitig brachen wir dann in Lachen aus.
»Also«, sagte Uwe, nachdem er sich wieder beruhigt hatte, »an deinem ersten Dreh nehmen eine Frau und ein paar Männer teil. Die meisten davon sind Neulinge wie du. Glaubst du, du schaffst das?«
»Natürlich«, antwortete ich.
Dann teilte er mir Adresse, Uhrzeit und das Datum mit. Am 17. November 1996 sollte er also stattfinden, mein erster Pornodreh. Wenn das mal kein schönes nachträgliches Geschenk zu meinem 20. Geburtstag war.
Kapitel 11
Der erste Dreh
In der Nacht davor tat ich kein Auge zu. Alles Mögliche ging mir durch den Kopf, vor allem aber das, was Uwe mir erzählt hatte. » An deinem ersten Dreh nehmen eine Frau und ein paar Männer teil « , hatte er gesagt . » Die meisten davon sind Neulinge wie du. Glaubst du, du schaffst das? «
Die Antwort war mir ohne Zögern über die Lippen gekommen. » Natürlich. « Doch jetzt, wenige Stunden vor meinem ersten Pornodreh, den ich wie nichts anderes auf der Welt herbeigesehnt hatte, war ich mir keineswegs mehr sicher. Immerzu tauchten Horrorvisionen vor meinen Augen auf – schreckliche Bilder vom morgigen Dreh, an dessen Ende mein Versagen stand.
Ich versuchte mir auszumalen, wie es am Filmset zugehen würde. Alles wird gar nicht so schlimm werden, beruhigte ich mich.
Woher willst du das wissen, fragte im selben Moment eine böse Stimme in mir. Denn die Wahrheit war: Ich hatte keine Ahnung, was bei einem Pornodreh passiert. Ich hatte noch nie vor laufender Kamera Sex gehabt. Was also, wenn ich meinen Schwanz nicht mehr hochbekam? Was würde Uwe von mir denken, wenn sich Long John plötzlich nur als kleine Wurst entpuppte, nachdem ich ihm großspurig Höchstleistungen versprochen hatte?
Als ich morgens um 5.30 Uhr in den Zug nach Berlin stieg, steckte mir die Müdigkeit noch in den Knochen. Zugleich war ich so voll mit Adrenalin, dass ich in 100 Jahren kein Auge hätte zumachen können.
Nach einem Umstieg in die S-Bahn gelangte ich um Punkt 8 Uhr an mein Ziel. Ich hatte schier unerträgliches Lampenfieber und lief bestimmt 100 Mal die Straße auf und ab, bevor ich mich endlich zu klingeln traute. Niemand öffnete. Und das verwunderte mich nicht einmal, denn das Treffen war für 10 Uhr anberaumt. Weil ich auf Nummer sicher gehen wollte, war ich schon zwei Stunden früher losgefahren. Lieber zu früh als zu spät .
Also setzte ich mich auf die Stufen vor der Eingangstür und wartete. Du bist angekommen, dachte ich währenddessen. Es gibt kein Zurück mehr. Und irgendwie – davon war ich jetzt überzeugt – würde alles gut werden. Keine Ahnung, woher ich diese Gewissheit nahm, aber meine Zweifel waren wie weggepustet.
Trotzdem wurden es die längsten zwei Stunden meines Lebens. Das Herumsitzen und Warten, bis es endlich losging, war zermürbend.
Nach anderthalb Stunden trafen die anderen Männer ein. Schon bald trieb sich eine ganze Traube unterschiedlichster Typen vor der Tür herum. Einige waren kleiner als ich, andere größer. Manche hatten schwarze Haare, andere blonde. Einige waren so alt wie ich, andere etwas älter. Ein paar Typen hatten sogar erheblich mehr Jahre auf dem Buckel. Doch uns allen war eines gemein: Wir wollten vor laufender Kamera ficken.
Ich beobachtete jeden von ihnen, studierte und analysierte ihre Körpersprache: Da gab es die, die keine Ahnung hatten, was sie erwartete. Dann jene, die wohl eine Vermutung hatten, aber – so wie ich – nicht wirklich wussten, was es
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