2352 - Griff nach Drorah
verstecken, aber auf keiner anderen Welt.
Und auch dieser Versuch würde eines Tages sein Ende finden, denn die Terminale Kolonne würde jeden aufspüren. „Ich habe die verdammte LASTOÓR unversehrt durch die verrücktesten Abenteuer gesteuert", sagte er laut. Er hasste diese inneren Monologe. „Da werde ich doch unsere kleine Gruppe unbeschadet durch die schlimme Zeit bringen können.
Reiß dich zusammen, Maphan tan Baloy!"
Und wie war das mit Solina Tormas?
Er senkte den Kopf und betrachtete seine Fingerkuppen. Er hoffte, im Halbdunkel und aus der Stille in seinem Appartement neue Kraft schöpfen und seine Selbstzweifel besiegen zu können. Am Morgen warteten heftige Diskussionen auf ihn, und später würden sie den Signalgeber zum ersten Mal bewusst einsetzen - mit diesem Ergebnis der Diskussion musste Jere rechnen.
*
Jere hielt Eniva die Gleitertür auf. Sie stieg aus und trat neben ihn auf das frisch gereinigte Pflaster vor einem Geschäft, das alle Arten Teigwaren verkaufte. Das warme Gebäck verströmte bis hinaus auf die Straße einen Geruch, der an glückliche Jahre erinnerte. „Überzeugt?", murmelte Jere tan Baloy wie im Selbstgespräch. „Nein. Ich bin nicht überzeugt. Aber nun haben wir den Signalgeber und können ihn richtig bedienen. Warten wir es ab. Geduld, meine Freundin."
„Es fällt schwer, Maphan tan Baloy", antwortete Eniva ta Drorar niedergeschlagen. „Ich fange an, mich vor unserem eigenen Mut zu fürchten. Und aus dieser Stimmung heraus entwickeln sich Rache- und Angriffsgefühle."
Tan Baloy wich einer Gruppe mürrischer Stadtbewohner aus, die eine Schwebeplattform bugsierten. Sie war voller Möbel und Transportkisten; offensichtlich Beutegut von Plünderern.
Der Exkommandant zog den Saum des weiten Ärmels straff, unter dem er den Signalgeber verborgen hatte. „Mir geht es nicht anders."
Sie bewegten sich durch eine Stadt in Agonie. Noch vor einem Jahr eine strahlende Perle nördlich der Konar-Bucht, strahlte die Metropole jetzt nichts anderes aus als Niedergeschlagenheit, Unsicherheit und Angst. Trotz scheinbarer Geschäftigkeit lähmte die Drohung der Traitanks, der Mor'Daer und nun auch der Kolonnen-Geometer den natürlichen Ablauf aller Vorgänge, und es war leicht zu erkennen, wie weit die Normalität entfernt war.
Ameda und Hevror waren in Jeres Wohnung geblieben und versuchten, aus den Meldungen der Trivid-Sender brauchbare Informationen herauszufiltern.
Die Raumfahrer standen untereinander und mit Taje Karoon-Baal in Kom-Verbindung.
Seit Mittag, nach Stunden zermürbender Diskussionen, streiften Eniva und Jere durch die Stadt und versuchten, jene Bezirke zu meiden, in denen sie Kolonnen-Aktivitäten vermuteten. Trotz ihrer Zweifel am Sinn gezielter Angriffe waren sie bereit - und jetzt auch in der Lage -, den Invasionstruppen Schaden zuzufügen. Jere hatte aus dem holografischen Stadtplan die fraglichen Objekte herausgelesen und auswendig gelernt. „Vergessen wir einmal, was wir bis heute Morgen erlebt haben", begann Eniva plötzlich, blickte an einer spiegelnden Turmfassade hoch und fuhr fort: „Jeder Schritt seither zeigt uns den Zustand der Stadt. Es ist zugleich der Zustand des Blauen Systems."
Die TRAITOR-Direktive, ausgesprochen und in Interkosmo gesendet am zweiten November des vergangenen Jahres. hatte auf Drorah und weiteren 87 Sonnensystemen mit 96 bewohnten Welten die Akonen von einem Tag auf den anderen zu hilflosen Opfern gemacht. Jene sieben Artikel hatten zwar die Macht der Terminalen Kolonne ausgedrückt, aber dennoch wusste kein einziger Akone, was der eigentliche, übergreifende Zweck dieser Invasion war. Bis zum heutigen Tage. „Worauf willst du hinaus, Eniva?", erkundigte sich Jere. Sie trugen unauffällige Kleidung und bemühten sich. nicht aufzufallen.
Eniva hob die Schultern und sagte: „Ich will feststellen, ob unsere Bemühungen ..."
Gleichzeitig summten beide Armband-Korns. und Jere und Eniva hoben die Unterarme, um sich zu melden. Ameda Fayards Stimme erklang; sie war in heller Aufregung. Im akustischen Hintergrund hörten Jere und Eniva die ebenso aufgeregten Stimmen mehrerer Trivid-Sprecher. „Jere, Eniva - eben werden aufregende Meldungen ausgestrahlt. Es herrscht erhebliche Verwirrung, aber es geht um das Gelände um den Ratspalast. Um den Palast und den Obelisken ist eine Zone aus Finsternis entstanden, wahrscheinlich ist sie kreisförmig. Übereinstimmend berichten alle Sender, dass sie starke mentale Strahlung
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