Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2352 - Griff nach Drorah

Titel: 2352 - Griff nach Drorah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Station ans Tageslicht kam, blieb er überrascht stehen. „Mor'Daer! Abgesperrt?", fragte er sich laut.
    Die Allee war von schlangenköpfigen Soldaten mit ihren riesigen Waffen besetzt. Schwarze Schirmfelder reichten quer über die Fahrbahnen. Gleiter und Passanten hielten an und bogen nach links und rechts ab. Dorn erkannte einige gelandete Kolonnen-Gleiter, aus denen Dutzende jener Wesen kletterten, die man unter der Bezeichnung „Kolonnen-Geometer" kannte. Dorn zuckte zusammen, wich nach rechts aus und ging schnell durch eine schmale, wenig belebte Nebenstraße. Hin und wieder, wenn er stehen blieb und zum Ratspalast blickte, sah er die ungewöhnlichen Gleiter, die langsam und in geringer Höhe einen Teil der Stadt überflogen. Die ovalen Maschinen mit der hochgewölbten, zerfurchten Oberschale schwebten erkennbar planvoll, zweifellos vermaßen die Geometer etwas - aber was und wozu? „Vielleicht kriege ich's heraus, wenn ich am Brunnen bin."
    Die wenigen Passanten, denen er auf seinem Zickzackweg abseits der Allee begegnete, sahen ihn mit dem gleichen geringen Interesse an, mit dem er sie betrachtete. Jeder, der um diese Zeit unterwegs war, schien ein klares Ziel zu haben und war mit sich selbst beschäftigt.
    Wie in jeder Gasse und jeder Straße, wie auf jedem Platz verrotteten hier zwischen Trümmern alle Arten Abfall, und etliche Schritte weiter herrschte akonische Sauberkeit. Einige Gebäude waren zerstört, und die Trümmer lagen auf der Straße, wo verzweifelte Angehörige des Energiekommandos gegen die Fremden gekämpft - und wie nicht anders zu erwarten verloren - hatten.
    Alle Akonen waren von der Terminalen Kolonne gedemütigt worden. Nichts war wie zuvor. Jede Ordnung zerfloss, die Werte verloren ihre strenge Bedeutung.
    Selbst die Bäume, unter denen Dorn Tevomor sich Schritt um Schritt dem Ratspalast näherte, schienen ihre Blätter resignierend hängen und welken zu lassen.
    Wieder wechselte er die Straßenseite, überquerte einen Platz und erreichte die ersten Ausläufer des Parkgürtels, der den Platz umgab. „Nichts ist passiert - bisher", murmelte er erleichtert und ging auf einem peinlich sauber gehaltenen Weg durch den Park auf das Geräusch sprudelnden Wassers zu. Die ersten Strahlen Akons zuckten durch die Baumkronen. Längst hatten die Vögel ihr aufgeregtes morgendliches Konzert eingestellt.
    Dorn blieb neben einem Busch stehen und schlug sein Wasser ab. Er ging bis zur Umfassungsmauer, passierte einen Durchgang und sah den Brunnen vor sich.
    Der Platz, den er sich ausgesucht hatte, war leer.
    Dorn setzte sich, befestigte die Kette am Fußknöchel und an der Geländerstrebe.
    Dann holte er den Holo-Projektor unter seiner Jacke hervor, aktivierte ihn und stellte ihn auf die taufeuchte Stufe neben sich. Die Kupplung der Handfessel rastete ein, die Kette klirrte, und langsam schloss sich der Bügel des Zeitschlosses. Über dem leeren Platz. zweihundert Schritte von der Basis des Dunklen Obelisken entfernt. in etwa 75 Metern Höhe, breitete sich das Band des Holos aus. Die ersten Buchstaben fügten sich zu Worten zusammen; Dorns provokanter Text schrie lautlos seine Forderungen hinaus in die Umgebung.
    Die erste von zehn Stunden brach an.
    Die zweite, dritte, vierte...
    Dorn Tevomor lehnte sich gegen die Steinsäule, auf der das Geländer aufgesetzt war. Seine Lider wurden schwer, er gähnte einige Male und spürte die Müdigkeit, den fehlenden Schlaf. Träge zogen Gedanken und Erinnerungen durch sein Bewusstsein.
    Die vergangenen Jahre und die lange Kette unglaublicher Geschehnisse der letzten Monate ließen ihn seltsam unberührt, aber die Bilder lösten einander ab und zeigten ihm, dass sie unauflöslich mit seinem Schicksal verwoben waren. Oder galt der Umkehrschluss?
    Der Überfall auf Akon VI, Na-Thir, wo sich der Zentrale Báalol-Tempel mitten in der Wüste erhob, Go-Thar und Akon VIII, der Gasriese Fa-Gyr, und Drorah mit dem Mond Xölyar und all die Stationen und Raumhäfen ... die Bilder vereinigten sich zu einem Wirbel, dessen Farben Dorn verwirrten und ihn in einen kurzen Schlaf fallen ließen. Seine eigene Existenz schien in diesen Augenblicke bedeutungslos geworden zu sein.
    Er wachte auf.
    Etwas hatte sich verändert. Gleichzeitig fror und schwitzte er. Er riss die Augen auf und blickte wild um sich. Ein Blick auf das Chrono, dessen Ziffern verschwommen, sagte ihm, dass er acht von zehn Stunden an seinem Platz verbracht hatte. Vergebens suchte er nach einem Zeichen der

Weitere Kostenlose Bücher