2354 - Kolonnen-Geometer
Nebenbuhler. Ob er wirklich etwas an Ovo Ynshuune fand oder nur so tat, um sie Jaghiro auszuspannen, wusste dieser nicht. Eines durfte er auf keinen Fall zulassen: Ovo durfte nicht zur Leidtragenden in dem Zwist werden, den Arfyss E'lhacc mit ihm austrug.
Tenjo versetzte Jaghiro einen Stoß. „Wir sind an der Reihe!"
Sie trippelten zum Tubus, rückten auseinander, um den beiden nachfolgenden Oahm'Cara Platz zu machen.
Kaum hatte sich die Wandung geschlossen, bewegte sich die innen gemaserte Röhre abwärts - ein scheinbarer Effekt, wie es ihn an vielen Stellen in der Fabrik gab. Jaghiro spürte keinen Andruck, nicht einmal dieses kurze Gefühl der Leere in seinem Verdauungstrakt, das sich bei vielen Aufzügen einstellte. Der Tubus um sie herum löste sich komplett auf. Gleichzeitig verschwand die Öffnung unter ihren Füßen. Sie standen auf festem Boden. „Folgt dem Lichtsignal", ertönte eine Automatenstimme. Ein winziges Flämmchen tanzte vor ihnen her, das sie durch einen Korridor in einen Maschinensaal führte, bei dessen Ausmaßen nicht nur Jaghiro die Luft wegblieb. An hohen Säulen reihten sich rundherum und übereinander zahllose wannenähnliche Gondeln. Auf Bügeln steckten an der linken Seite schirmähnliche Metallkappen. „Verteilt euch auf die einzelnen Säulen", hörten sie wieder die Stimme. „Zugfelder befördern euch in die für euch vorgesehenen Simulatoren. Folgt im Übrigen den Anweisungen der Automaten. Dann kann nichts passieren."
*
Der Multidarter schwebte im Schutz seines Dunkelfelds über der Atmosphäre. Die Planetenoberfläche tief unten blieb seltsam diffus, aber da hätte der Automat ihn vorgewarnt. Eine detaillierte Oberfläche hätte in diesem Fall nur abgelenkt und würde später unter Umständen dazu führen, dass die Kolonnen-Geometer sich falsche Vorstellungen von der Oberfläche des Zielplaneten machten.
Jaghiro senkte die Leistung des Hyperorters auf ein Minimum. Die extremen Emissionen der Prozessfokussierung hätten das Gerät sonst beschädigt und ihm ein Vordringen zur Oberfläche unmöglich gemacht.
Du hast deinen ersten Bonuspunkt!, flirrte eine Meldung über den Bildschirm. „Bonuspunkt-Meldungen ab sofort unterdrücken!", befahl er. „Das lenkt ab!"
Was interessierten ihn Bonuspunkte bei einer Simulation? Im Ernstfall gab es sie auch nicht. Dort erfüllte er zusammen mit den anderen seine Aufgabe perfekt oder gar nicht. Es gab keine Zwischenstufen. Eine halbfertige Parzelle oder eine mit schwankender Energiedichte war unbrauchbar. In einem solchen Fall litt das gesamte Projekt darunter. Die Aufgabe wurde dann nicht erfüllt.
Welche Auswirkungen das auf die Terminale Kolonne und die Negasphäre haben konnte, wagte Jaghiro sich gar nicht auszumalen. Ihm fehlten sowieso wichtige Informationen, um es genau beurteilen zu können. Für Kolonnen-Geometer zählte nur die perfekte Arbeit vor Ort. Dafür bildete die Kolonne sie aus. Selbst in den vielen Generationen ohne ein konkretes Flugziel vermittelten die Ausbilder den jungen Generationen das Basiswissen, damit die Oahm'Cara jederzeit für den Ernstfall gerüstet waren.
Jaghiro projizierte das Raster auf die Oberfläche, bis es mit den tatsächlichen Koordinaten übereinstimmte. Was dort drunten lag, ein Gebirge, ein Ozean, eine Ebene, das spielte alles keine Rolle für ihn. Den Landgang ersparte ihm die Simulation. Zunächst zählten die Abläufe der einzelnen Arbeitsgänge.
Die Reihenfolge musste stimmen, verbunden mit der technischen und terminlichen Genauigkeit, die das Programm forderte.
Ein Signal kündigte die endgültige Übereinstimmung zwischen dem Raster und dem Zielfeld an. Gleichzeitig ging der Multidarter in senkrechten Flug über. „Ich setze jetzt die ersten Anker."
Am Rand des Rasters erschienen winzige Kerben. Sie symbolisierten kleine Splitter von nachtschwarzer Farbe. Wie mit einem Keil in die Randlinien geschlagen sahen sie aus. Das Bild, das von Jaghiros zahlreichen Augenfacetten erzeugt wurde, war von einem Flirren und dem Eindruck von Unscharfe geprägt, gerade so, als befänden sich die Splitter nicht ständig am selben Platz.
Der Oahm'Cara richtete eine Anfrage an den Automaten. Die Antwort stellte ihn nicht zufrieden. „Diese Information unterliegt derzeit noch der Geheimhaltung."
„Wenn das mit der Geheimhaltung so weitergeht, schließen wir unsere Aufgabe Jahre zu spät ab. Ich glaube kaum, dass die Terminale Kolonne damit einverstanden ist."
Jaghiro Ackan war sich
Weitere Kostenlose Bücher