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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erhob sich und trottete zu seinem üblichen Platz, wo er sich niederlegte und an die Decke starrte. „Der Prunk von Il-Vuccash", wiederholte Naigon nachdenklich. „Erzähl mir mehr davon."
    „Warum?"
    „Ich ... ich weiß es nicht."
    „Dort hat man dich gefunden."
    „Was?"
    Naigon war wie elektrisiert. „Wie meinst du das?"
    „In den Märkten. Du warst einfach da."
    „Warum hast du mir nie davon erzählt?"
    Ingittz schloss die Augen. „Du redest nie über dich. Genauso wie ich nicht über mich rede. Offenbar wurde es höchste Zeit, diese Regel zu brechen."
    „Was weißt du über meine Vergangenheit?", fragte Naigon, und einen winzigen Augenblick lang schien es ihm wieder so, als verlasse er seinen eigenen Körper. Doch dieses Mal verging das Gefühl noch schneller als zuvor. „Ich weiß nichts. Nur dass man sich erzählt, dass du in einer Seitenstraße des Marktes in Il-Vuccash gefunden worden bist."
    „Was heißt das, gefunden worden?"
    „Du warst plötzlich da, hast einen Kartanin angegriffen, und der hat dich betäubt. So erzählten es sich die Incassis am Tag, als sie dich in die Wohnhöhle schleppten."
    „Ich war plötzlich da?"
    „Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich habe nur das gehört."
    Das Gespräch erstarb, und der Stolze Herr Naigon versank in Gedanken. Der Prunk von Il-Vuccash ... vielleicht bildet er mein Zuhause. Vielleicht bin ich deswegen zu Höherem berufen, weil ich ein reicher Mann bin. Möglicherweise bin ich ein-Emissär der Hohen Herren in den Sternstädten von Hallie-Loght oder wenigstens ein Helfer eines reichen Handelsherrn.
    Unter solcherlei angenehmen Gedanken schlief Naigon ein. 2. Januar 1345 NGZ Am nächsten Tag holte ihn die Wirklichkeit rasch wieder ein. Die Arbeit in den Minen ließ keine abschweifenden Gedanken an eine womöglich glorreiche Vergangenheit zu.
    Und doch saß ein. Gedankengang unverrückbar in ihm fest, und je länger er darüber nachdachte, umso mehr festigte sich ein Entschluss.
    Die Incassis haben mich gekauft. Von einem Kartanin. Also müssen die Aufseher mehr über mich wissen. Oder mir zumindest den Namen des Feliden nennen können. Und der kann mir etwas über meine Vergangenheit erzählen. Aber dazu muss ich hier raus. Irgendwie den Minen entfliehen.
    Seine Wächter rein körperlich zu überwältigen sollte nicht allzu schwer sein.
    Er war zuversichtlich, dass er Traris Kram den Elektrostab entwinden und als Waffe gegen ihn verwenden könnte.
    Doch es blieb das Problem des Sklavenkragens, der eine Flucht völlig unmöglich machte. Die Aufseher konnten jederzeit die Mini-Sprengladung auslösen und Naigon damit töten.
    Ein Knopfdruck, und der Stolze Herr war Geschichte.
    Dazu durfte es nicht kommen. Naigon musste leben! Er wollte leben, um seine Bestimmung zu erfüllen.
    Also begann er zu beobachten.
    Und zu planen. 7. Januar 1345 NGZ Sein Plan nahm Form an.
    Er basierte auf jenem erstaunlichen Empfinden, das ihn bereits zweimal überkommen hatte. Naigon hatte lange darüber nachgedacht.
    Er konnte es nicht benennen. Aber er glaubte es intuitiv zu verstehen. Zumindest Teile davon. Beide Male war das Phänomen, wie er es für sich bezeichnete, aufgetreten, als er brennend an Ingittz' Meinung interessiert gewesen war. Also hatte er sich aufgemacht, in dessen Kopf einzudringen, um mehr zu erfahren. Als gehe ein Teil seines Ichs auf Wanderschaft.
    Das zweite Mal hatte dieser Prozess gerade erst begonnen, als er schon wieder abbrach - weil Ingittz freiwillig alle Informationen preisgab.
    Diese Überlegung bildete die Basis, von der aus Naigon experimentierte. Sein erstes Opfer war der verrückteKartanin. Ein stumpfer Geist wie der seine dürfte nicht viel Widerstand bieten.
    Es ging ganz einfach.
    Es war genau so, wie Naigon es vermutet hatte. So als könnte er seinen Willen in fremde Köpfe versetzen.
    Der alte Kartanin erhob sich, kam auf Naigon zu und sagte: „Ich werde dir helfen, wenn es so weit ist, dass du Hilfe brauchst."
    Dann zog er sich wieder zurück, legte sich hin und schloss die Augen, als sei nichts geschehen.
    Der Erfolg des Experiments versetzte Naigon in eine Art Rausch, wohl jenem Zustand nicht unähnlich, von dem Ingittz berichtet hatte, nachdem er die bewusstseinserweiternde Droge inhaliert hatte. Bewusstseinserweiternd.
    Das war es. Naigon erweiterte sein Bewusstsein, allerdings auf einer viel direkteren und zugleich unwirklicheren Ebene, als jede Droge es vermocht hätte. 12. Januar 1345 NGZ Die Incassis hatten einen neuen

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