2361 - Traumspuren
innerhalb der Milchstraße zu kontrollieren oder zu zerstören, sofern es der TRAITOR-Direktive widersprach. Und wer die Kommunikationswege beherrschte und überlegene Raumflotten, dem gehörte die Macht. Das hatte sich in der Vergangenheit mehr als einmal gezeigt.
Saedelaere hing weiter seinen Gedanken nach. Es war kein Zufall, dass die Ankunft von Kirmizz im Umfeld von Hangay in etwa mit dem Eintreffen der zweiten Welle zusammenfiel. Es war den Friedensfahrern nicht gelungen, sich dieses Wesens mit seinen gespenstischen Fähigkeiten zu bemächtigen und es aus dem Verkehr zu ziehen. Hätten sie es geschafft, sie hätten TRAITOR damit einen empfindlichen Verlust beigebracht, empfindlicher als die Zerstörung eines Kolonnen-Forts oder eines Dunklen Obelisken.
So aber mussten sie sich erst einmal damit abfinden, dass das Wesen Kirmizz noch lebte und bei den Chaostruppen in Hangay angelangt war.
Wieder meldete sich MIRKET und wies Alaska darauf hin, dass die vier Stunden bald verstrichen waren. Verwundert sah er auf die Uhr. Offenbar war er zwischendurch doch für eine Weile eingenickt. Er kehrte in den Steuerraum der Kapsel zurück und ließ sich in den Pilotensessel sinken. „Übernimm du den Anflug", trug er MIRKET auf. Der Steuerautomat lenkte das tropfenförmige Schiff bis dicht an .den Kordon der Traitanks heran, schlüpfte durch eine der vorhandenen Lücken und näherte sich dem TERRANOVA-Schirm.
Die Disken reagierten nicht. Sie konnten die Kapsel nicht orten.
Auf die Hundertstelsekunde genau öffnete sich eine winzige Strukturlücke. Die OREON-Kapsel befand sich zu diesem Zeitpunkt noch gut zweihundert Kilometer entfernt. Sie beschleunigte, riskierte für wenige Augenblicke messbare Emissionen - und war durch. Die Traitanks gaben keinen Schuss ab, obwohl sich einige in der Nähe befanden. Der Schirm hatte sich wieder geschlossen, alles war wie zuvor.
Eines wussten die Mor'Daer und Ganschkaren in ihren Schiffen allerdings: Jemand war angekommen, den sie nicht oder viel zu spät bemerkten. Es würde den Kommandanten zu denken geben. Die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Angriffs stieg.
*
Perry Rhodan empfing ihn persönlich. Die beiden Männer gaben einander stumm die Hand, Schicksalsgefährten seit vielen Jahrhunderten, die einander auch ohne viele Worte verstanden. „Du bringst schlechte Neuigkeiten", stellte Perry sachlich fest.
Alaska nickte bedrückt. „Der Pilot des geplanten Chaotenders VULTAPHER ist eingetroffen und hat sich der Kolonne angeschlossen", berichtete er. „Wir gehen davon aus, dass er in absehbarer Zeit aktiv wird."
„Kirmizz ist nicht meine erste Sorge.
Wenn TRAITOR zum finalen Schlag gegen die Milchstraße und gegen Terra rüstet", flüsterte Perry rau, als getraue er sich nicht, seine große Furcht in Worte zu packen, weil sie dadurch Wirklichkeit würde, „kann kaum ein Zweifel daran bestehen, wer Feldherr dieser Schlacht sein wird."
Seine Stimme bebte bei diesen Worten.
Alaska erkannte schockiert, dass Perry viel stärker unter dem Schicksal seines Sohnes litt, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
„Wir haben Linie Eins dichtgemacht", fuhr der Solare Resident fort. „Michael kennt den Standort der Gegenstation. Sie wurde demontiert. Dafür ist Linie Zwei im Betrieb. Du wirst das Solsystem über die Anlage auf dem Merkur verlassen."
„Ich wollte euch sowieso nur die Nachricht vom Auftauchen des Piloten überbringen und dann wieder verschwinden", bestätigte Alaska. „Wie sieht es mit der Sicherheit des Solsystems aus?"
„Der Schirm hält dem Dauerbeschuss von annähernd 260.000 Traitanks stand", sagte Rhodan zu seiner Überraschung. „Es ist noch keine vierundzwanzig Stunden her, seit TRAITOR das Feuer eröffnet hat."
„Das ist großartig." Mehr sagte er nicht, es wäre in seinen Augen zu pathetisch gewesen. Innerlich freute er sich ebenso wie jeder andere Mensch über diesen Erfolg.
Denn es war nicht nur der Schirm und nicht nur der Nukleus der Monochrom-Mutanten. Alle Terraner halfen bei der Verstärkung des systemumspannenden Schutzschirms mit. Sie arbeiteten in Schichten, zu Hunderttausenden und Millionen. „Es ist nur eine kurzfristige Lösung", sagte Perry Rhodan. „Wir brauchen dringend Unterstützung von außen. Wenn TRAITOR an mehreren Fronten kämpfen muss, nimmt das den Druck vom Solsystem. Der Duale Kapitän und seine Schergen sind dann gezwungen, einen Großteil der Schiffe vom Solsystem abzuziehen."
Alaska senkte zustimmend den
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