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2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und unzähligen Runzeln. Sie hatte ich nicht unter den Prügelnden gesehen.
    Es gelang mir, mich unbemerkt unter die Wartenden zu mischen. „Nach dem Ereignis von heute Abend werden wir bald erneut Besuch eines Lehrers erhalten: Der Konvergente Denker duldet nicht, dass wir gegen seine Normen verstoßen, gegen die Prinzipien von Frieden, Verständigung und Genügsamkeit. Der Konvergente Denker ist der Schöpfer und Erretter dieser Welt, die ohne sein Zutun längst zerstört wäre.
    Wir verdanken ihm auch Tag und Nacht sowie die Rettung vom Tod."
    Also auch hier dieser Glaube, gestorben und im Paradies wiedergeboren zu sein.
    Irgendetwas stimmte mit der Logik dieser Gedankenkette nicht. Sosehr ich mir das Gehirn zermarterte, ich kam nicht darauf, was es sein könnte. Der Extrasinn half mir nicht, kein Wunder, denn gewöhnlich beteiligte er sich nicht an Spekulationen.
    Begriffe wie Kirche und Gott waren im Zusammenhang mit dem Konvergenten Denker bisher nicht gefallen. Es ging folglich mehr um eine Lebensphilosophie, nicht um eine Religion. Als korrekt setzte ich die bisherigen Aussagen zum Zeitraum voraus. Der Konvergente Denker hatte sich diese Welt zurechtgemacht, um seinem Auftrag oder seinen Neigungen nachzukommen.
    Die Rettung von Schiffbrüchigen des Weltraums.
    Zumindest nahm ich das an. „Der Konvergente Denker hat uns zu Recht einen seiner Lehrer geschickt", fuhr der Sprecher der Ältesten fort. „Der Lehrer hat sich der schwarzen Bestie angenommen und uns vor deren den Tod bringenden Aktivitäten geschützt. Die Bestie ist fort. Wir aber leben. Dank dem Konvergenten Denker, der seine schützende Hand über alle hält, die Lebenden und die Toten."
    Die folgende Diskussion setzte sich mit dem Gebrauch von Waffen auseinander, ein Vergehen in dieser Welt, ohne dass es dafür Gesetze gab. Die Normen des Konvergenten Denkers zählten, und er gab sie auf suggestive Weise mit Hilfe seiner Lehrer an die Bewohner weiter.
    Ich hatte genug gehört und zog mich zurück. Draußen vor dem Dorf saß der Haluter am Boden und fütterte das Legany.
    Vor dem Riesen kannte das Tier keinerlei Furcht. Ich berichtete, was ich erfahren hatte.
    Elfah Komo seufzte so leise, wie er konnte. „Die Bestien, sie sind in den Gedanken dieser Wesen immer noch lebendig, nach so langer Zeit. Daran ändern auch die Normen eines Konvergenten Denkers nichts. Es ist ein gutes Zeichen, meinen Sie nicht?"
    „Er lässt den Bewohnern seiner Welt geistigen Spielraum, zwingt sie nicht unter die Knute permanenter Suggestion. Das ist ein gutes Zeichen", stimmte ich zu. „Es nährt meine Hoffnung, dass es sich beim Konvergenten Denker um ein positiv denkendes Wesen handelt."
    Wozu hätte es sonst dem Tod geweihte Raumfahrer retten sollen?
    Warum sie seine Welt nicht mehr verlassen und keinen Kontakt nach außen knüpfen durften, das stand auf einem anderen Blatt.
    Auch dafür gab es mit Sicherheit eine Erklärung. „Wir haben nicht viele Möglichkeiten", sagte ich nach einer Weile. „Wir können Jahre damit verbringen, rund um den Planeten nach weiteren Überlebenden zu suchen. Wir können uns aber auch auf die Suche nach dem Konvergenzberg machen.
    Ich bin überzeugt, dort finden wir die Antwort auf alle unsere Fragen."
    Ein Lufthauch strich hinter mir vorbei. Ich fuhr herum, sah aber nur den Haluter, der mit den Handlungsarmen in der Luft herumfuchtelte, als wolle er nach imaginären Insekten schlagen. „Schlafen Sie jetzt, ich werde Wache halten", flüsterte Elfah Komo nach einer Weile.
    Wie gewohnt streckte ich mich neben dem Legany aus. Es gelang mir tatsächlich, meine aufgewühlten Gedanken so weit zu beruhigen, dass ich einschlief. Irgendwann träumte ich, der Haluter würde sich davonschleichen und sich weit entfernt von meinem Lager am Boden wälzen. Ich glaubte sein Stöhnen zu hören, vermischt mit Schmerzenslauten wie aus einer anderen Welt. Ich stutzte in meinem Traum, drehte mich auf die andere Seite und erwachte. Der Haluter saß ein Stück entfernt auf dem Boden und starrte in den Himmel hinein.
     
    *
     
    Kurz vor der nächsten Siedlung hielt ich das Legany an. „Ich könnte das Reittier in diesem Dorf zurücklassen und dafür sorgen, dass der nächste fahrende Händler es nach Peltron zu seiner Herde zurückbringt", schlug ich vor. „Auf Ihrer Schulter sitzend, kämen wir schneller vorwärts."
    „Sie täuschen sich, Atlan. Meine Kräfte lassen mit jedem Tag nach. Ich bin alt, sehr alt. Allein meine Spezialkenntnisse über

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