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2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich. „Ich werde mich nach einem Karren und ein paar Leganys umsehen. Sie dürfen den Weg auf keinen Fall zu Fuß fortsetzen."
    „Wir sind beide nur eine Belastung für Sie.
    Lassen Sie uns zurück!"
    Es sind erste Anzeichen einer Geburtsdepression, meinte der Extrasinn.
    Lass dich nicht davon beeindrucken. „Sie sind einer unserer wertvollsten Wissenschaftler. Ich werde Sie auf keinen Fall zurücklassen."
    Er ließ sich auf seine Laufarme sinken.
    Jetzt befand sich sein Gesicht ungefähr auf einer Höhe mit meinem. Die drei Augen glühten rot, aber ich er- kannte Schlieren darin. Sie glänzten auch nicht mehr wie bei einem gesunden Haluter, sondern besaßen feine Haarrisse, wie sie durch Austrocknung entstanden. „Sie wollen uns nicht wehtun, Arkonide."
    „Ich weiche nicht von Ihrer Seite, bis Sie Ihr Kind geboren haben."
    „Sie wollen das wirklich tun?"
    Er wusste, dass ich mich auskannte. In den Stunden der Geburt blieben Haluter immer allein. Erst danach durften andere Wesen den Raum mit dem Kindsbett aufsuchen. In diesen Stunden brauchte der Elter die Hilfe umso mehr. „Finden Sie eine bessere Hebamme!", sagte ich.
    Es gelang mir, womit ich nicht gerechnet hatte: Elfah Komo lachte dröhnend, und es tat ihm sichtlich gut
     
    5.
     
    Täglich wiederholte sich unser Vorgehen: Der Haluter blieb in Deckung, legte sich hinter eine Bodenwelle oder wartete hinter einem Hügel. Ich ritt mit dem Legany in die Siedlung und zog Erkundigungen ein.
    Sobald die Lemurer erfuhren, dass ich aus Peltron kam, fassten sie Vertrauen. Vom Tod Auferstandene zählten nach ihrer Weltvorstellung zu den absolut vertrauenswürdigen Personen, und es gab kein Dorf, in dem nicht mindestens eine Person mich auf meine Ausstrahlung hinwies.
    Ein Arkonide mit ein paar Jahrtausenden auf dem Buckel und einem Aktivatorchip avancierte hier unversehens zu einem Ewigen. Wenn es auf Anghur Al-Tare so etwas wie eine Beförderung gab, wurde ich auf der nächsten Stufe meiner Karriereleiter vermutlich Gott. Ein Gott unter vielen etwa, über denen dennoch der einzig wahre Konvergente Denker stand.
    Ich stellte Fragen nach Neuankömmlingen, benutzte Begriffe wie Halley, Jopro, Tolot, Haluter und Ponton. Sie blieben ebenso ohne Antwort wie die Fragen zu Anghur Al-Tare und zum Konvergenten Denker.
    Die Lemurer-Nachkömmlinge neigten dabei keineswegs zur Verschwiegenheit.
    Sie waren im Gegenteil ausgesprochen redselig. Sie freuten sich über Besuch aus einem weit entlegenen Dorf. Peltron lag nach ihrem Verständnis weit hinter dem Horizont in einem anderen Teil des Planeten.
    Die Dorfbewohner wussten es nicht besser.
    Sie wiederholten das, was ich in den anderen Siedlungen schon gehört hatte.
    Längst war mir klar, dass niemand anders als der Konvergente Denker dahintersteckte. Er steuerte alles, hielt mit konkreten Informationen hinter dem Berg und unternahm nichts gegen wilde Spekulationen, solange sie dazu beitrugen, die Wahrheit zu verschleiern.
    Um welche Wahrheit es sich dabei handelte, wusste niemand. Meine Neugier war längst geweckt, und ich hatte mir fest vorgenommen, dem Konvergenten Denker keine Frage zu ersparen, sei sie auch noch so peinlich.
    Dafür erfuhr ich Neuigkeiten über die Siedlungen an den Gleisen, über den Konvergenzberg und die Wallfahrten dorthin. Jeder Bewohner von Anghur Al-Tare reiste mindestens einmal in seinem Leben zum Konvergenzberg, um dem Konvergenten Denker und Retter der Vorfahren zu danken und die friedliche Ausstrahlung zu spüren, die den Berg und seine wunderbare Natur umgab.
    Den Berg erreichte man nicht zu Fuß, nur mit der Bahn, und es schien auf der ganzen Welt auch keine Landkarten zu geben. Es erklärte, warum niemand uns den Weg zu diesem Berg beschreiben konnte.
    Wir erreichten die Gleise und das sogenannte Mitteldorf. Der Haluter ging noch immer zu Fuß. Für den knapp zwei Tonnen schweren Koloss konnte ich keinen Wagen auftreiben, der groß und stabil genug war. Elfah Komo nutzte meine Ausflüge in die Siedlungen, um sich auszuruhen.
    Am siebten Tag tappten wir noch immer durch diese Welt, als hätten wir alle Zeit des Universums zur Verfügung. Ich war nicht in der Lage, diesen Zustand vorerst zu ändern. Wäre ich allein gewesen, hätte ich vermutlich einen Zwischenfall provoziert, der die Lehrer des Konvergenten Denkers auf den Plan rief.
    So aber blieb es mein oberstes Ziel, dem Haluter das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Je euphorischer seine Gedanken angesichts der bevorstehenden

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