Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2366 - Unter dem Kristallgitter

Titel: 2366 - Unter dem Kristallgitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Unterstands. Der Haluter verhielt sich ruhig.
    Ich beobachtete das kleine Tier. Es war nicht größer als mein Unterarm. Jetzt hob es die Arme, stellte die Handflächen senkrecht und fuhr synchron mit ihnen durch die Luft, als müsse es ein unsichtbares Hindernis betasten.
    Empfindliche Wahrnehmungspapillen in Fingerkuppen, das war nichts Ungewöhnliches in diesem Universum.
    Das Tierchen sah nichts, also konzentrierte es sich auf seinen zweifellos stark ausgeprägten Tastsinn. Parallel dazu zitterten die winzigen Stacheln an seinen Ohren.
    Und es nahm Witterung auf, öffnete die Flügel der Stupsnase so weit, bis mein Daumen hineingepasst hätte. Tief sog es die Luft ein, analysierte die Gerüche und Bestandteile.
    Ich überlegte, wie ich die Kreatur am besten außer Gefecht setzen konnte. Mir fielen nur Methoden ein, zu denen mir die Mittel fehlten.
    Das Äffchen ließ sich Zeit. Die Minuten verstrichen, in meiner Nase spürte ich ein erstes, verhaltenes Jucken. Ich versuchte flach zu atmen, um die empfindlichen Stellen nicht noch mehr zu reizen.
    Die hellgrüne Silhouette im Nachtsichtgerät bewegte sich. Sie tastete nach den Balken der Wandkonstruktion und hangelte sich abwärts. Wieder witterte das Wesen. Die nackten Fußballen tasteten über den Boden. Inzwischen mussten sich seine Augen ein Stück an die Dunkelheit gewöhnt haben.
    Dennoch gewann ich den Eindruck, als mache es von seinem visuellen Sinn keinen Gebrauch. Hand- und Fußflächen tasteten durch die Luft und über den Boden.
    Die Ballen besitzen Infrarot-Rezeptoren!
    Das musste es sein. Der Extrasinn verarbeitete meine Beobachtungen mit messerscharfer Logik.
    Ich beobachtete, wie das Äffchen an der Tür entlang erst nach rechts ging, dann nach links. An den Ecken blieb es stehen, sondierte erneut die Umgebung.
    Irgendwann entschloss es sich, an der Seitenwand entlang nach hinten zu gehen.
    Auf halber Strecke zum Heuhaufen hielt es wieder an.
    Und kehrte um.
    Es hat ihn entdeckt. Oder mich!
    Warte ab, du Narr!!
    Das kleine Wesen versuchte es an der gegenüberliegenden Wand - mit demselben Ergebnis.
    Etwas war faul, bildete ich mir ein. Das Äffchen musste den Riesen unter seiner Decke wahrnehmen, der keine drei Meter entfernt stand. Stattdessen kehrte es zur hinteren Wand zurück und hangelte sich zur Luke empor. Es verschwand nach draußen, die Luke schloss sich mit einem leisen Knarren.
    Wir verhielten uns still, bis eine halbe Stunde später Kirkazon zurückkehrte und den Unterstand betrat. „Sie sind weg", berichtete er leise. „Das Tier hat sie mit Gesten informiert. Sie scheinen mit dem Ergebnis nicht besonders zufrieden zu sein."
    Elfah Komo bewegte sich wieder. „Ich hatte meine Oberflächenstruktur zu sechzig Prozent erhärtet und damit die Wärmeabstrahlung verhindert", murmelte der Haluter. „Es scheint geholfen zu haben."
    „Dennoch sollten wir weiterhin vorsichtig sein", sagte Kirkazon rasch. „Es ist durchaus möglich, dass die Kerle zurückkehren."
    „Wir könnten den Spieß umdrehen", schlug ich vor. „Finden wir heraus, was sie von uns wollen!"
    Kirkazon war anderer Meinung. „Zu gefährlich. Wir sollten so wenig wie möglich auf uns aufmerksam machen."
    Wir wünschten dem Haluter eine gute Nacht und huschten ins Zelt zurück. Ich legte mich schlafen, während Kirkazon sich anschickte, draußen die erste Wache zu übernehmen. „Ich habe eine passende Passage gefunden und gebucht", sagte er, bevor er das Zelt verließ. „Wir reisen in einem Wagen für Frachtgüter. Das kostet weniger Nukhads."
    „Nukhads?"
    „Die in den Städten übliche Währung. Auf dem Land findest du sie nicht. Dort reicht der Naturalientausch aus. In den Städten und an der Küste aber brauchst du Nukhads, wenn du existieren willst."
    Ich fragte besser nicht, wie viele Nukhads er für die Plätze im Frachtwagen gezahlt hatte.
     
    *
     
    Am 16. November 1345 NGZ kam der „Zug". Vorn spitz, als müsste er unterwegs Hindernisse aufspießen, auf den Seiten gewölbt und oben mit flachem Dach, ratterten die Wagen daher. Jeder war aus anders geformten und gefärbten Teilen zusammengesetzt. Sie stammten ohne Zweifel von den Wracks der Raumschiffe.
    Nicht alle Waggons besaßen gleich große Räder. Manche lagen tiefer auf den Schienen, andere höher. Die Zugmaschine bestand aus der tödlichen Spitze, einem Energiesektor und dem Führerhaus, in dem sich sechs Mann zu schaffen machten.
    Im Vorbeigehen warf ich einen Blick auf die Konstruktion. Basis war ein

Weitere Kostenlose Bücher