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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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früher einmal warst. Ich habe dich niemals ausstehen können. Deine neue Rolle als lieb Kind des Küchenchefs missfällt mir daher umso mehr. Achte darauf, dass du mir niemals den Rücken zudrehst ..."
    „Soll das eine Drohung sein?", fragte Aheun mit klopfendem Herzen. „Ein Hinweis. Ein Tipp unter alten Freunden, wenn du es so haben willst," Pif wandte sich ab und begab sich zu einer der vorderen Sitzreihen.
    Aheun schloss die Augen und atmete tief durch. Er zwängte sich ins letzte Abteil.
    Dort, wo ihn niemand sehen konnte. Er wollte nicht, dass die anderen Priester seine Panik und seinen Schweißausbruch registrierten. Er hatte Angst vor Pif Kinz.
    Panische Angst.
     
    *
     
    Die drei langen Schatten des Ratssitzes krochen über den Arkan-See. Der schlanke Kegelstumpf überragte alle anderen Gebäude der Ratsstadt bei weitem. Die elfenbeinweiße Fassade bildete einen drastischen Kontrast zu all den anderen Bauwerken, die rings um den trüb gefärbten, von Abwässern verunreinigten See angelegt worden waren.
    Dies also war der Sitz der Regierung? Hier tagte der Rat von Arkan-Raphan? Jene 36 Personen, die die Bevölkerung des Hauptplaneten, der vier Monde sowie der besiedelten Trümmerfelder der beiden zerstörten Planeten Erontis und Sepdelen repräsentierten?
    Natürlich sah Aheun Pracht und Luxus und beeindruckten ihn die kühnen Bauten.
    Erschreckend hingegen fand er die Dichte des Gleiterverkehrs, die Präsenz all jener Werbebotschaften, die von Häuserdächern und -fronten herableuchteten und die pure Masse der Raphanen, die durch die Straßen wanderten. „Ist weniger los als beim letzten Mal", sagte einer der anderen Ordin-Adepten neben ihm. „Manchmal sieht man bloß eine durchgehend schwarze Masse auf den Straßen. Kretins, die sich gegenseitig hin und her schieben." Kretins.
    War dies etwa die Meinung, die das Ordin von den Bewohnern der Hauptstadt Adur Bravuna hatte?
    Sie landeten auf dem Dach des Ratssitzes.
    Kalter, böiger Wind zog über sie hinweg.
    Fröstelnd schlug Aheun die Arme um seinen Leib.
    Die Ordin-Priester marschierten, vor neugierigen Blicken durch Zerrfelder getarnt und durch Individualschirme geschützt, vorne weg, auf das einzige Tor des Dachs zu. Zwei Robtrix erwarteten sie und führten sie über endlos scheinende Rollbänder hinab in die Eingeweide des gewaltigen Gebäudes.
    Sie gingen an filigranen Statuen vorbei, die scheinbar die einzigen, wenn auch leblosen Bewohner des Gebäudes bildeten, wie sie es auch zu ihren Lebzeiten getan hatten: Raphanen des Rats aus vielen Jahrtausenden ständen Spalier für die Gegenwart. Sie trugen Namensschilder aus edlem Metall auf den Sockeln, doch für Aheun besaß keiner der Namen irgendeine Bedeutung. Über weltlichpolitische Angelegenheiten war im Quartier Lemurica nur wenig gelehrt worden. „Willkommen!", begrüßte sie ein hagerer Raphane und nickte ihnen kurz zu. „Der Oberste Ratsmann erwartet die Ordin-Priester bereits zu den Besprechungen.
    Eure Begleiter mögen sich die Diskussionen von der Balustrade des Ratssaals aus anhören."
    Er griff sich an den blauen Turban und rückte die Wicklung zurecht. „Wir sollten zügig zur Sache gehen, um die anstehenden Probleme zu lösen ..."
    Die Ordin-Priester desaktivierten einer nach dem anderen die Zerrfelder und Individualschirme und folgten dem Sprecher.
    Aheun hielt den Atem an. Es war das erste Mal, dass er die Obersten des Quartier Lemurica aus derartiger Nähe zu Gesicht bekam.
    Viele von ihnen wirkten uralt; gebeugt und zitternd trippelten sie dahin. Manch einer benützte einen Gehstock oder einen Fahr-Robtrix.
    Sim Avalank, der Oberste Ordinal und legendenumwobene Priester, setzte sich an die Spitze des Zuges. Er trug die traditionelle grüngolden gewobene Robe, während die nachfolgenden Ordin-Priester in Weiß oder Hellrosa gekleidet waren.
    Ihnen allen gemein war ein griesgrämiger Gesichtsausdruck. Und wie Aheun überrascht feststellte, rochen sie nach Angst.
    Lediglich Abamäus Zott nahm den Ausflug in die Stadt mit der ihm eigenen Nonchalance zur Kenntnis. Er wirkte, als interessierte ihn der Besuch in Adur Bravuna gar nicht, als wollte er so rasch wie möglich wieder zurück zu seinen Kochtöpfen. Er sah sich um, suchte den Augenkontakt mit Aheun und zwinkerte ihm aufmunternd zu. Dann wurden die beiden Gruppen getrennt. „Der Kerl mit dem blauen Turban ist Kenton Self", hörte Aheun die ölige Stimme Pif Kinz'. „Man sagt, er sei der kommende Mann im Rat. Ich durfte

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