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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dieses Problems aussähe. Eine Ausdehnung des Stadtgebietes auf das Quartier Lemurica mag zwar für kurze Zeit zu einer gewissen Erleichterung der Lebensumstände führen.
    Aber das Wachstum der Bevölkerung ist damit nicht einzudämmen. Wertvolles Land, wertvolle Ressourcen würden in Wirklichkeit der Gier weniger privilegierter Stadtbewohner geopfert werden. Ist es nicht so, dass es sich bloß die Reichsten der Reichen leisten könnten, neues Land zu kaufen und darauf protzige Anwesen zu errichten?"
    „Das ist eine unverschämte Unterstellung!", schrie Torn Mixnak ins Plenum. „Wir reden hier von Notwendigkeiten, und du, Priester, wirfst uns persönliche Bereicherung vor!"
    „Warum beschäftigt ihr euch nicht mit dem Vorschlag, den wir euch seit Jahr und Tag unterbreiten?", rief Sim Avalank ebenso laut zurück. „Lasst unter den Ärmsten der Armen Zwangssterilisationen durchführen, bewerbt die Empfängnisverhütung und schafft finanzielle Anreize für kleinere Familien."
    „Da sieht man wieder mal, wie lebensfremd ihr Priester seid, wie weit ihr euch vom Raphanentum entfernt habt! In uns wirken uralte Traditionen nach. Mag sein, dass die Angst vor den Schwarzen Bestien nur noch in Schauermärchen Platz findet, aber kein Raphane Wird auf Kinderreichtum verzichten, weil er zu wissen glaubt, dass nur das stetige Wachstum des Volkes unser Überleben sichert. Willst du etwa behaupten, gegen Gefühle und archaische Triebe angehen zu können?"
    Die beiden alten Knacker hörten erst auf, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, als ihnen die Luft ausging. Eine Pause wurde angesetzt, um danach „Gespräche in Kleingruppen und Unterausschüssen zu führen". Dass die Situation viel zu verfahren war und von persönlichen Animositäten getragen wurde, spürte selbst Aheun. Hier wurde ,um des Streitens willen gestritten.
    Die Stunden vergingen zäh. Irgendwann versperrte sich Aheun den Winkelzügen der Politiker und beschäftigte sich gedanklich mit dem Speiseplan der nächsten Woche. Hier und jetzt, so viel war abzusehen, würde keinerlei Entscheidung über das Quartier Lemurica fallen.
    Und was ist, wenn der Rat seine Begierden mit Waffengewalt durchsetzen will?, ging es dem Adepten mit einem Mal durch den Kopf.
    Ja - was geschah dann? Wenn Millionen und Abermillionen von Raphanen wie Insekten ausschwärmten und die Priesterschaft dank ihrer Masse überrannten?
    Allein der Gedanke an diesen Frevel erschreckte Aheun fast zu Tode.
    Was passiert, wenn die Jagd auf uns freigegeben wird? Was geschieht mit dem fruchtbaren Boden, wie würde ein Leben ohne Platz und ohne Gelegenheit, Kochrezepte auszuprobieren, aussehen?
     
    *
     
    „Das wird niemals geschehen", gab ihm Abamäus Zott zur Antwort, nachdem sie ins Quartier Lemurica zurückgekehrt waren. „Wir besitzen etwas, vor dem sich der Rat - zu Recht - fürchtet."
    „Und das wäre?"
    „Mich. wundert, wie du mit deiner Blauäugigkeit und all deinen Wissensmankos die Schulprüfungen bestanden hast." Zott wirkte verärgert. „Wir Priester verfügen über Waffen und Schutzschirme, die unsere Ländereien genauso wie die Maschinenstädte und die Antennentürme absichern. Unsere Waffensysteme sind imstande, das Quartier Lemurica gegen jedwede Attacke zu verteidigen. Mag der Neid und Hass des Rats auch noch so groß sein - die alten Gegenpol-Kanonen sorgen für notwendigen Respekt. Und Angst."
    „Deswegen also können wir unsere Privilegien bewahren? Weil uns die Städter fürchten'?"
    „Aus keinem anderen Grund, Aheun." Zott seufzte tief. „Ich bin nicht unbedingt ein Freund unseres Obersten Ordinals. Aber er hat recht, wenn er fordert, dass unsere Lebensart unter allen Umständen erhalten bleiben muss. Wir Priester sind die letzten Raphanen, die mit den Geheimnissen der Vorfahren umgehen können. Allein das Ordin weiß um die Funktion der Sonnentransmitter. Nur wir sind zugriffsberechtigt ..."
    „Warum wird dieses Wissen geheim gehalten?", unterbrach ihn Aheun. „Vierundzwanzig Ordin-Priester sitzen also im Sekundären Schaltsaal der Nordpyramide zusammen, um Dinge zu besprechen, die eigentlich die Gesamtbevölkerung der Raphanen angehen? Wäre es nicht besser, die Geheimnisse zu lüften und alles auf eine breitere Basis zu stellen?"
    Abamäus Zott lächelte. „Die jahrelange oder jahrzehntelange Schulausbildung, die auch du teilweise genossen hast, dient in erster Linie dazu, sensibilisierte und verantwortungsvolle Priester auszusieben.
    Die Macht, über die wir

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