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2369 - Quartier Lemurica

Titel: 2369 - Quartier Lemurica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die ganze Zeit gesehen hat?, fragte er sich. All die Zusammenhänge und Querverbindungen; die Bedeutung kleinerer Faktoren für das große Ganze?
    Aheun fühlte sich wie magisch von den vakuumverpackten Büchern angezogen. Er ging auf die Boxen zu, wollte sie durch einen Druck seiner Finger öffnen, zögerte im letzten Moment. Er wusste nicht, wie Papier oder Schreibfolien auf die plötzliche Zufuhr von Sauerstoff reagieren würden.
    Er benötigte unbedingt einen Fachmann, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand.
    Und diesmal würde er sich von Calazi nicht durch billige Ausflüchte vertrösten lassen. Sie musste ihm helfen.
    Aheun verließ die Küchenbibliothek andächtig, mit leisen Schritten. Er verschloss den Raum und gab einen neuen Identifizierungskode ein, der alleinig ihn und die Ordin-Priester als zugriffsberechtigt zeigte. Dann machte er sich auf den Weg.
    An diesem Tag, so wurde ihm bewusst, begann ein neuer Lebensabschnitt für ihn.
     
    *
     
    „Du wolltest mich sprechen?", fragte Abamäus Zott und stürmte in das kleine Zimmer, das Aheun seit seinem Amtsantritt als Rezeptentwickler zur Verfügung stand. „Es muss rasch gehen; ich habe nicht viel Zeit."
    „Ich glaube, gewisse Fortschritte in meiner Forschung gemacht zu haben", begann Aheun zögernd. „Besonders in den alten Büchern wurde ich fündig. Würdest du mir die Ehre geben und als Erster mein Gulasch kosten?"
    „Gulasch?"
    Kurz leuchtete Misstrauen in Zotts Augen auf. Der missglückte Attentatsversuch hatte unsichtbare Narben bei ihm hinterlassen. Gleich darauf entspannte er sich wieder. Das Verhältnis .zwischen ihm und Aheun entwickelte sich immer ungezwungener, ja nachgerade freundschaftlich. „So ist es, Meister. Ich habe eine Variation entwickelt, die auf einem uralten Rezept beruht. Ich bin neugierig, ob du den Unterschied bemerkst."
    Er zog einen Topf von der einzigen Kochplatte seines Zimmers, schob rasch ein paar handbeschriebene Notizen vom Schreibtisch und reichte seinem Vorgesetzten einen Löffel zum Kosten.
    Abamäus Zott kräuselte seine Stirn, Falten sonder Zahl erschienen. Er griff nach dem Löffel, schwenkte ihn vor seiner Nase hin und her. „Ich rieche bloß eine Nuance Safarin", sagte er schließlich. „Weniger, als ich es vom Gulasch normalerweise gewohnt bin.
    Dazu kommen Kordelkraut, eine Prise Peperazzi, übermäßig lang gekochte Zwiefulen. Nun lass mich kosten, Aheun."
    Vorsichtig steckte er seine Zunge in die sämige Soße, blickte überrascht und steckte sich schließlich den gesamten Happen in den Mund.
    Bedächtig kaute er, hielt inne, schüttelte den Kopf, kaute weiter, schluckte schließlich hinunter.
    Er tauchte den Löffel neuerlich in den Topf, nahm rasch hintereinander zwei weitere Bissen, bevor er zum Brot griff. „Und?", fragte Aheun nach geraumer Zeit.
    Er konnte das nervöse Klappern seiner Zähne kaum mehr unterdrücken. Ihm war,. als hinge sein Wohl und Wehe vom Urteil des Ordin-Priesters ab. „Ich verstehe es einfach nicht", sagte Zott schließlich. „Ich dachte, während meines langen Lebens bereits alles einmal gekostet zu haben. Aber da drin", er deutete mit allen Zeichen von Ehrfurcht auf den alten, zerbeulten Kochtopf, „befindet sich etwas mir völlig Unbekanntes. Und, bei den Schwarzen Bestien, es verschafft dem Gulasch eine neue geschmackliche Dimension."
    „Weißt du, was den Unterschied ausmacht?", fragte Aheun. Die Erleichterung machte einem Gefühl der Wärme, einem Gefühl des Triumphes Platz. „Es kann nicht das beinahe völlige Fehlen von Safarin allein sein. Es sind nicht die Gewürze, nicht der Scharfschnaps, auch nicht die Zwiefulen. Es ist ein unbekannter Faktor. Obwohl ich schwören könnte, dass du keinen weiteren Zusatz verwendet hast."
    „Stimmt", sagte Aheun. „Nun mach es nicht 'so spannend!", platzte Abamäus Zott heraus. Er marschierte im kleinen Zimmer auf und ab, stieß sich beinahe an der niedrigen Decke, wirkte aufgeregt wie ein kleines Kind. Alle Termine, die auf ihn warteten, schienen vergessen. „Ich habe auf die Cyclo-Rohbasis verzichtet", sagte Zott schließlich leise. „Ich verstehe nicht." Zott nahm einen weiteren Bissen. „Was ist es dann, auf dem ich herumkaue?"
    „Ich fand den Hinweis in einem der ältesten Bücher. Nur dank der Mithilfe eines Restaurators, die ich meiner Freundin Calazi verdanke, konnte ich die betreffenden Seiten vor dem Zerfall retten.
    Der Autor muss bereits vierzigtausend Jahre lang unter der Erde liegen; er erzählte,

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