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237 - Die Welt in der Tiefe

237 - Die Welt in der Tiefe

Titel: 237 - Die Welt in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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hinüber. »Wissen Sie, mein Junge ist gar nicht wirklich tot. Er ist noch immer hier. Hin und wieder spricht er zu mir, an den verschiedensten Orten. Dann sehe ich sein Gesicht vor mir. Manchmal in der Suppe oder in der oberen Ecke des Bades. O ja, Commander. Und manchmal sehe ich ihn auch, wenn ich nicht schlafen kann, in seiner vollen Gestalt hell leuchtend am Fußende meines Bettes stehen. Dann unterhalten wir uns, und er sagt, dass er immer bei mir ist und ich mir keine Sorgen machen soll. Denn es wird alles gut, weil irgendwann ein Mann kommt, der seine Arbeit versteht.«
    Mit verschwörerischem Blick schaute der Clark erst zu Matt und ließ dann seinen Blick zur Decke des Speisesaales wandern. Mit dem Kinn deutete er in eine Ecke. »Gerade vorhin habe ich ihn kurz gesehen, dort oben. Sie nicht, Commander? Nein? Macht nichts, Sie haben ja auch nicht darauf geachtet. Er hat mir zugelächelt, mehr nicht. Ja, Commander Drax, ich glaube, dass Sie dieser Mann sind.«
    Matt wurde es ziemlich mulmig zumute. Clark Manuel hatte den Tod seines Sohnes wohl niemals überwunden. Zumindest wusste er jetzt, warum der Clark ihm gegenüber so offen war. Was aber nichts daran änderte, es mit einem Verrückten zu tun zu haben…
    ***
    Nachdem der Clark Aruula zum Shoppen geschickt hatte – dafür überließ er ihr eine Green Card, eine Tauschkarte mit fast unbegrenztem Punkteguthaben – geleitete er Matt in eine Zimmerflucht im Südflügel des Weißen Hauses. Hier hatte Kenneth Clark, wenn er sich im Sanktuarium aufhielt, seine Forschungen betrieben. In insgesamt vier großen Zimmern hatte er sich ausgebreitet, und der Clark versicherte, dass seit Kens Tod nichts verändert worden sei. »Irgendwann werde ich eine Kapelle daraus machen und Ken in den Stand eines Heiligen der Clarkisten erheben«, sagte er und streichelte fast zärtlich über die Flaschen, die auf einem Tisch standen.
    Matt lief es kalt den Rücken herunter. Nicht wegen des wirren Geredes, sondern weil auf der einen Flasche Hochprozentiges Wasserstoffperoxid stand und auf der anderen Ammoniumnitrat – beides Chemikalien, die man tatsächlich für den Bombenbau verwendete. So viel Ahnung besaß Matt schon, denn zu seiner Ausbildung hatten auch Bombenbau und -entschärfung gehört, wenn auch nur am Rande.
    Wie ist der Kerl an dieses Zeug gekommen? Und an sein Wissen? Das gibt es doch sicher nicht in einem der Stores am Sunset Boulevard zu kaufen.
    Clark Manuel ließ Matt alleine. Wie groß dessen Vertrauen war, zeigte die Tatsache, dass Matt seinen Colt Python und Aruula ihr Schwert zurückerhalten hatten und die Waffen frei tragen durften. Nur in Sachen züchtiger Bekleidung bei Aruula ließ er nicht mit sich handeln.
    Matt verschaffte sich erst mal einen groben Überblick. In Schränken und auf Regalen gab es dutzendweise Fachbücher und Akten. Er fand beschriftete Zeichnungen, die Bombenkörper im Querschnitt zeigten, aber auch ewig lange chemische »Formelmonster«. Mit diesen konnte er allerdings gar nichts anfangen. Als er den größten Schrank im hintersten Zimmer, das eher einem chemischen Labor glich, öffnete, erstarrte er.
    Zwischen einer Batterie an Chemikalien, Glasgeräten und zwei Vakuumpumpen fanden sich Hartplastik-Eier in verschiedenen Größen, die Matt verdächtig an die Handgranaten seiner Zeit erinnerten. Er sah sie sich genauer an. Und bemerkte, dass jeder Sprengkörper mit einer Art Signet gekennzeichnet war. Matt glaubte ein ineinander verschlungenes C und K zu erkennen. Natürlich: Kenneth Clark. Er hatte seine Werke tatsächlich signiert. Matt fragte sich, ob die Anlage zum Wahnsinn in der Familie Clark vererbt wurde.
    Ein Regal darunter lagen einige aufgeschraubte Exemplare. Ein roter und ein blauer Draht, die in einer Art Zündmechanismus verschwanden, waren darin angebracht. Matt sah zudem verschiedene Kammern, die wohl dazu dienten, diverse Sprengstoffe unterzubringen. Da hatte es im Jahr 2012 höllische Mischungen gegeben, die unglaubliche Vernichtungskraft besessen hatten. Viele Sprengstoffe, das wusste Matt, ließen sich bereits durch einen winzigen Funken zünden.
    »Puh.« Er atmete tief durch und schloss den Schrank vorsichtig wieder. Es gab Stoffe, die schon auf geringste Erschütterungen reagierten.
    In den nächsten Tagen – während Aruula die Freuden des Kaufrauschs kennen lernte – war Matt damit beschäftigt, das ganze Material zu sichten, erst widerwillig, dann mit immer größerer Faszination. Vor allem die DVDs

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