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2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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empfand.
    Der Priester senkte seinen Arm und trat einen Schritt zurück. „Nimm mich mit zu dir nach Hause", sagte er schließlich leise. „Ich bezahle dich."
     
    *
     
    Sie hieß Hilfi, war 33 Jahre alt und hatte zwei Kinder, die in einem staatlichen Aufbewahrungslager in Schattenreich-2 lebten. Seitdem ihr ebenfalls drogensüchtiger Mann gestorben war, musste sie zusehen, wie sie allein und ohne Schutz zurechtkam. Die Narbe in ihrem Gesicht zeugte davon, dass ihr das nicht immer gelang.
    Sie war eine Mutter. Sie wollte, dass es ihre Kinder einmal besser hatten. „Himmelreich-Eins", murmelte sie sehnsüchtig, während sie Aheuns Brusthaare kraulte. „Dort sollen sie groß werden und eine richtige Arbeit finden. In den Cyclo-Fabriken oder gar an den Wasserverwertungsstellen."
    Hilft leckte über die Cycloglück Pille, legte sie schließlich angewidert beiseite und richtete sich auf. „Du bist ein hohes Tier, jaja? Kommst von oben, lebst vielleicht an der Sonne. Was machst hier unten? Suchst Vergnügen mit billigen Nutten?"
    „Ich suche meine Mutter", antwortete Aheun schläfrig. „Sie soll hier in Vierundzwanzigzwölf auf dieser Ebene leben."
    „Der Bezirk ist groß. Hast du genaue Adresse? Vielleicht kann ich helfen?"
    Er stützte sich hoch, betrachtete ihren blassen Körper, der von Mangelerscheinungen gezeichnet war. „Ich besitze nicht viel Geld, aber wenn du mir Hinweise beschaffst ..."
    „Du bist ein schlechter Lügner, Aheun."
    Sie lächelte und wischte sich erneut Blut von ihrer Oberlippe. „Wer mit einem eigenen Robtrix herumläuft, muss Soxis besitzen."
    Vielleicht war es besser, wenn er Hilfi in diesem Glauben beließ? Noch besaß er ein Schmuckstück und mehrere technische Ausrüstungsgegenstände, die er über Hehler veräußern konnte.
    Er ließ sich zurücksinken und genoss die Liebkosungen der Frau. Sie erfolgten mechanisch, ohne besonderes Interesse, und dennoch fühlten sie sich gut an.
    „Warum glaubst du, mir mehr Informationen besorgen zu können als mein Robtrix?"
    „Weil er eben ein Robtrix ist! Wer redet schon gerne mit so einem? Ich gehör hierher, bin aus dem Schattenreich und kenn die Nutten, Dealer, Hauswärter und Blockchefs."
    Er schalt sich nachträglich einen Dummkopf, dass er sich ausschließlich auf die Hilfe von Helferlein-Einsacht verlassen hatte. Natürlich sagte sie die Wahrheit; das Misstrauen gegen die Robtrix schien in dieser Region der Stadt außerordentlich stark ausgeprägt zu sein. Die Maschinen nahmen keine Befehle eines beliebigen Raphanen an und besaßen Befugnisse, die den Einfluss der Normalsterblichen überstiegen...
    Aheun überlegte. War Hilft ehrlich, konnte er sich auf sie verlassen? Nun - was würde er verlieren, wenn er einen Versuch wagte? „Also gut", sagte er schließlich mit laut klopfendem Herzen, „wenn du herausfindest, wo meine Mutter lebt, verschaffe ich dir und deinen Kindern einen Platz in Himmelszone-Eins."
    Hilft kratzte mit ihren spröden Nägeln über seinen Bauch, der während der letzten Tage ein wenig geschrumpft war. „Ich bin ein blödes Weib, weil ich dir vertrau. Aber ich tu's"
     
    *
     
    Aheun öffnete, nachdem er das vereinbarte Klopfsignal hörte. Hilfi huschte herein, blickte sich noch einmal ängstlich vor der Tür um und schloss schließlich die Magnetversiegelung. „Hast du die Datenträger verkaufen können?"
    „Ja", antwortete die Frau. „Hat allerdings nicht so viel eingebracht wie gehofft. Aber immerhin - fünfhundert Soxis."
    „Hast du Informationen bekommen?"
    „Ein bisschen Geduld, Hübscher! Heut treff ich einen Typen, der einen anderen Typen kennt, der mit deiner Mutter mal im selben Haus gewohnt hat. Sie ist angeblich mit ihrer Brut vor drei oder vier Jahren umgezogen. Kann sein, dass ich eine gute Spur aufgetan hab, kann auch sein, dass ich wieder von vorn anfangen muss. Da braucht's halt Geduld und Spucke."
    Aheun atmete tief durch, schluckte seine Ungeduld mühsam beherrscht hinunter. „Fünfhundert Soxis, sagtest du?", fragte er. „Schau!"
    Hilft zog mehrere an den Rändern abgeschlagene Geldstücke aus der Tasche ihres gelben Spitzhuts und hielt sie ihm entgegen. „Du hast mindestens siebenhundert Soxis bekommen", behauptete Aheun.
    Hilfis Augen verengten sich. „Wie kommst du drauf, dass ich dich anlüge?" Sie zog sich einen Schritt zurück, stieß an der Wand an.
    Aheun atmete tief durch, roch die ungewohnte Frische an ihr. „Du hast eine Dusche genommen; das rieche ich. Du dachtest, dass

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