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2370 - Die Milliardenstadt

Titel: 2370 - Die Milliardenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Forderungen. Du bist ein elender Erpresser, ein Gauner und Betrüger ..."
    „Deine Schmeicheleien verfangen bei mir nicht, mein Freund." Kenton unterdrückte ein Grinsen.
    Der Arkonide hatte auch niemals mit einem Kaliber wie Calazi Matmu, der Obersten Ordinalin, verhandeln müssen.
    Atlan mochte 40 Jahre zählen und war höchstwahrscheinlich in einem großzügig angelegten Palast aufgewachsen. Niemals aber hatte er sich seinen Posten als Expeditionsleiter auf ehrliche Art und Weise erarbeitet. Der psychologische Vorteil, den er sich während ihrer ersten Begegnung an Bord der EDMOND HALLEY erworben hatte, hatte längst seine Wirkung verloren. Nun bestimmte Kenton das Tempo und den Umfang der Verhandlungen. „Was willst du also, Ratsmann?", fragte Atlan. Er wirkte müde. „Es würde mich freuen, dich und zwei deiner Freunde heute in meinen privaten Räumlichkeiten nahe dem Ratssaal begrüßen zu dürfen. Ich möchte allerdings bitten, auf Icho Tolot oder ein Mitglied seines Volkes zu verzichten."
    Atlan legte den Kopf schief, als überlegte er. „Wir kommen gerne. Vielleicht beschleunigen weitere Direktverhandlungen das Tempo unserer Zusammenarbeit."
    „Sicherlich, Arkonide. Und solltest du die Strukturpläne und Holo-Diagramme über eure Konvertertechnik mitbringen können ..."
    Atlans Gesicht lief hochrot an. Er zeigte nahezu die Hautfarbe eines gesunden Raphanen. Wortlos unterbrach er die Verbindung. „Er wird uns die Unterlagen übergeben", sagte Kenton Self zu seinem Stellvertreter Abruzim Horak, der das Gespräch angespannt verfolgt hatte.
    Das Lächeln jedoch wollte ihm nicht gelingen. Seine Gedanken schweiften ab zum unangenehmsten Punkt seiner Überlegungen. „Allmählich wird es Zeit, dass wir in Erfahrung bringen, was im Quartier Lemurica vor sich geht. Hast du Nachricht von Calazi Matmu?"
    „Leider nein. Seit ihrer Bitte um Beistand gegen den Anflug der Schwarzen Bestien bekommen wir keinerlei Antworten auf unsere Anfragen."
    „Das ist schlecht", sagte Kenton und stand auf. Er marschierte drei Schritte vorwärts, drei Schritte zurück, durchmaß so sein großzügig bemessenes Arbeitszimmer. „Lange können wir die Neu-Lemurer nicht mehr vertrösten. Wir müssen Calazi Matmu davon überzeugen, Atlan und die Seinen in die Pyramiden vorzulassen. Erst wenn wir ihre Zusage haben, können wir dem Arkoniden nach bewährter Methode weiteres Wissen entlocken."
    Er blieb stehen, blickte aus dem Turmfenster hinab auf den riesigen Arkan-See mit seinen fünfzig Meter hohen Hausbooten und den Frin-Fluss, über den eine niemals endende Kette von Containertransportern schwebte. Dort hinten lag das Quartier Lemurica. Nahezu 500 Kilometer entfernt.
    Kenton atmete tief durch. Er musste Calazi Matmu irgendwie auf seine Seite zwingen.
    Eine derartige Gelegenheit, die Lebensverhältnisse der Raphanen nachhaltig zu verbessern, würde niemals wieder kommen. Das musste auch die engstirnige und intrigante Priesterin einsehen
     
    6.
     
    Die Dreitagefrist, die Helferlein-Einsacht für das Ende seiner Funktionstüchtigkeit angekündigt hatte, würde bald ablaufen.
    Die bislang leicht verformbaren Glieder des Robtrix wirkten steif und spröde. Jeder Schritt erzeugte ein Knirschen, das aus dem Inneren des Maschinenwesens zu stammen schien. Die glänzende Außenhaut war matt geworden, die Sprachmodulation zeigte immer mehr Aussetzer.
    „Kannst du dich wirklich nicht ins Stadtsystem einloggen und notwendige Energie beziehen?", fragte Aheun, während sie durch das Häuserlabyrinth in Schattenzone-1 gingen. „Nein. Meine Kennung wird außerhalb meines eigenen Terrains nicht anerkannt, ganz im Gegenteil: Werde ich bei meinem Versuch, mich aufzuladen, als flüchtiger Robtrix erkannt, stellt mich das Verwaltungssystem der Stadt durch Überlastung ab." Helferlein-Einsacht rutschte aus, fiel zu Boden und richtete sich mühsam wieder auf. „Ich ... ich habe mich an dich gewöhnt", sagte Aheun. „Wie soll ich ohne dich weitermachen?"
    „In wenigen Minuten erreichen wir Vierundzwanzigzwölf. Wir wissen, dass deine Eltern in Schattenreich-Eins gewohnt haben. Dort wirst du deine Suche beginnen müssen. Solange du dich weigerst, mit Hilfe der ID-Karte über die öffentlich zugänglichen Terminals Nachforschungen zu betreiben, bist du auf Auskünfte der Stadtbewohner angewiesen. Mag sein, dass man dich anlügt ..."
    Helferlein-Einsacht blieb stehen. Es schien Aheun, als müsse er tief durchatmen, bevor er weitermarschierte.

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