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2375 - Dantyrens Jagd

Titel: 2375 - Dantyrens Jagd
Autoren: Unbekannt
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Shallowain sogar eine Berkomnair-Herde. Allerdings hatten sich nicht viele der großen Tiere in die Wüste verirrt. Sie würden verenden, sobald sie mit ihren muskulösen Greifnasen alles erreichbare Grün und sogar die Rinde der wenigen Bäume abgeäst hatten.
    Shallowain kannte die Region, obwohl er selbst nie vor Ort gewesen war. Er wusste ungefähr, in welche Richtungen Fracht von Ikharsa aus transportiert wurde, und hatte schon im Container mehrere Szenarien erwogen und mit Alternativen ausgebaut.
    Nur spontan handeln zu müssen konnte über kurz oder lang zur tödlichen Bedrohung werden.
    Ein matt schimmernder Strich durchschnitt das Land und wuchs rasend schnell an, entpuppte sich als Bündel parallel verlaufender Linien. Monströse Rohrleitungen, die offen die kaum belebte Wildnis durchschnitten. Sie verbanden einzelne Industrieanlagen und die großen Zentren von Iprasa miteinander.
    Shallowain schätzte, dass jeden Moment eine der weit verstreut liegenden Versorgerstationen vor dem Gleiter auftauchen musste. Sie war nichts anderes als ein Knotenpunkt, an dem Versorgungsleitungen aus den südlichen Industrieanlagen gesplittet wurden. Ein Teil der mehrfach mannsdicken Rohre führte mehrere Dutzend Kilometer nördlich weiter in Richtung Ikharsa. Was der Planet an industrieller Kapazität aufzuweisen hatte, lag seit der Besetzung des Systems durch die Terminale Kolonne und der Verkündung der TRAITOR-Direktive ohnehin weitestgehend brach.
    Die Bodenformationen flossen ineinander.
    Aus der Höhe entstand der Eindruck, als gerate das Land urplötzlich in Bewegung.
    Sturm schien aufzukommen, der die erstarrten Formationen vor sich herpeitschte. „Aussteigen!", kommandierte Shallowain.
    Der Heimfunk war auf geringste Distanz justiert. „Und in meiner Nähe bleiben, sonst kann ich für nichts garantieren!
    Freier Fall bis dicht über den Boden!"
    Er sprang, überschlug sich mehrmals und genoss dabei das rasend schnelle Vorbeiwirbeln von Himmel und Boden, das die Sinne in einen wahren Rauschzustand versetzte. Manche konnten sich davon nur sehr schwer lösen, für ihn war es nichts anderes als ein Training der eigenen Reflexe.
    Erst nach einer endlos anmutenden halben Minute brachte Shallowain seinen Sturz unter Kontrolle. Hoch über ihm folgten die anderen, elf kleine dunkle Punkte vor dem dunkler werdenden Hintergrund, in dem längst schon Sterne schimmerten.
    Der zweite Mond, Kyndhon, stieg soeben als kleine und golden leuchtende Sichel über den Horizont.
    Shallowain lenkte seinen Fall mit geschickten Körperbewegungen. Noch brauchte er weder sein Flugaggregat nach den Antigrav.
    Die Versorgerstation war inzwischen deutlich zu erkennen. Mehrere kleine Kuppeln drängten sich in die erstarrten Falten eines Magmastromes. Hier lebte niemand, alle Funktionen liefen positronisch gesteuert ab.
    Shallowain aktivierte das Flugaggregat erst dicht über dem Boden. Wenige hundert Meter vor den Kuppelbauten setzte er auf.
    Nur für einen Moment schaute er sich nach den Terranern um, sie hingen noch hoch über ihm, dann eilte er auf die gewaltigen Rohrleitungen zu.
    Wie Relikte einer anderen Zeit ragte die gebündelte Pipeline vor ihm auf. Ein Monster aus Stahl, auf dem sich im Laufe vieler Jahrhunderte erste Patina abgesetzt hatte. Sand, Staub und Vulkanasche bildeten langsam wachsende Verkrustungen.
    Ein Blick nach Westen, wo die sinkende Sonne den Himmel grell verfärbte: keine Traitanks. Noch nicht. Aber sie würden kommen.
    Die Reihenfolge ihres Vorgehens war klar: erst die Frachttransporte über kurze Distanzen, danach die längeren Strecken.
    Shallowain näherte sich der Versorgerstation. Wie ein Geschwür überwucherte die größte der Kuppeln die Hauptleitungen, in den anderen Bauten verliefen die Abzweigungen. Er setzte vor dem großen Schott des Hauptgebäudes' auf.
    Der stete Wind hatte Lavasand angeweht und zu sichelförmigen kleinen Dünen geformt. Bis an das Schott reichten sie heran und kletterten allmählich daran in die Höhe. Schon lange war kein Wartungstrupp mehr hier gewesen.
    Ein Öffnen des Schottes würde leicht zu deutende Spuren hinterlassen. Shallowain wandte sich um. Die Terraner hatten fast zu ihm aufgeschlossen. „Über dem Boden bleiben!", rief er. „Wir brauchen einen anderen Zugang."
    Sie verstanden. Zumindest fragte keiner der Scouts nach. An Lapache und seinen Leuten ging das meiste ohnehin vorüber wie ein böser Traum. In einigen Tagen würden sie sich fragen, was davon wahr gewesen war
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