2377 - Escher
Kandidatenstufe geschafft. Du bist alles andere als die erste Wahl."
Nur mit Mühe unterdrückte Savoire ein bitteres Danke.
Rodin Kowa hatte das Ende seiner kleinen Begrüßungsansprache jedoch noch lange nicht erreicht. „Ich wollte eine Koryphäe aus dem etablierten Wissenschaftsbetrieb der Waringer-Akademie. Und was erhalte ich stattdessen? Einen Zyklopen von wer weiß wo."
„Diakat", sagte Savoire und zügelte die Wut, die in ihm aufstieg. Baldwin hatte ihn vorgewarnt, dass Rodin Kowa ein höchst unangenehmer Zeitgenosse war, aber damit hatte er trotzdem nicht gerechnet. „Einen Zyklopen von wer weiß wo", wiederholte Kowa ungerührt. „Leider habe ich das Auswahlverfahren nicht allein zu verantworten. Das hat man nun davon."
Wenn er es noch einmal sagt, auch nur ein einziges Mal, dann verschwinde ich von hier. Der Appetit war ihm längst vergangen; Kowa hatte ihn zum Gespräch in die Hauptcafeteria der Waringer-Akademie geladen. Während Savoire einen großen Salatteller gewählt hatte, der diesmal dankenswerterweise ohne Proteinbeilage geliefert wurde, stand vor Kowa nur eine winzige Tasse mit pechschwarzem Espresso, wie er in letzter Zeit wieder in Mode gekommen war. Da die Cafeteria bald schloss, befanden sich nur sehr wenige Gäste in den weiten Räumlichkeiten; die umliegenden Tische waren völlig leer, was Savoire gelegen kam. Niemand musste Zeuge dieses Gesprächs werden.
Der Leiter des Projekts ESCHER verdrehte die Augen. „Zwei Bewerbungen blieben übrig. Deine und die einer Frau. Wie sollte ich mich da schon entscheiden?"
Savoire verschlug es die Sprache. „Eine Frau. Stell dir das vor. Sogar eine junge Frau, um dem Ganzen die Krone aufzusetzen. Im besten gebärfähigen Alten Ich weiß genau, wie das gelaufen wäre.
Die kommt hier an, irgendeine meiner unfähigen Hilfskräfte wird geil auf sie, und schon ist sie schwanger und damit ständig krank. Dann heult die Mami und ..."
„Still jetzt!", herrschte Savoire ihn an und war noch erleichterter als zuvor, dass niemand zuhören konnte. „Ich bin hier, weil ich mich für das Projekt interessiere.
Das gilt nach wie vor, aber deine Tiraden höre ich mir nicht an, ist das klar?"
Und wenn er mich nun rauswirft, dann hat es eben so sein sollen. Ich dachte, Llarischen wäre unausstehlich, aber dieser Kerl ist ein Kotzbrocken. „Das erste vernünftige Wort, das ich von dir höre. Du hast deine Ideale, ja? Wunderbar." Kowa rieb sich über die glänzende Nasenwurzel und fühlte offenbar etwas Creme, die er mit raschen Bewegungen entlang der Nasenflügel verrieb. „Aber lass dir eins gesagt sein, kleiner Zyklop, der das Auge nicht mal an der richtigen Stelle mitten in der Stirn trägt: Leg dich nicht mit mir an." Von einer Sekunde zur anderen änderte sich daraufhin der Tonfall. „Du interessierst dich also für das Projekt. Wieso? Du weißt doch gar nichts darüber."
Was wird das? Eine Falle? „Ich weiß, dass ein guter Kybernetiker benötigt wird. Und ich weiß, dass ein großes Geheimnis um ESCHER gemacht wird, obwohl oder vielleicht gerade weil sich die Regierung und der Resident persönlich dafür interessieren. Und es gibt Verbindungen zu alten Hinterlassenschaften oder Plänen der Meister der Insel."
„Und das reizt dich? Na wunderbar, ein Vergangenheits-Mystiker." Rodin Kowa verschränkte die Arme und grinste abfällig. „Oder vielleicht ein Verschwörungstheoretiker? Immerhin hat ESCHER einen schlechten Ruf."
„Was mich nicht wundert, wenn du der Leiter bist", erwiderte Savoire kühl. „Ich kenne dich seit fünf Minuten, und wenn du ESCHER nur annähernd so präsentierst, wie du dieses Gespräch führst, kann es nur schlechten Leumund geben."
Kowa lachte, abgehackt und unecht. „Du glaubst mich also zu kennen? Vielleicht schauspielere ich ja nur. Möglicherweise ist das ein Teil des Auswahlverfahrens."
„Erstens ist das Auswahlverfahren angeblich abgeschlossen, und zweitens weißt du aus meiner Akte, dass ich über eine latente telepathische Begabung verfüge. Und diese sagt mir, dass deine Abneigung gegen mich nicht gespielt ist, sondern bitter ernst. Damit wären die Fronten geklärt. Das sollte unsere wissenschaftliche Arbeit nicht beeinträchtigen. Jetzt will ich mehr über ESCHER erfahren."
Zu seiner Überraschung streckte Kowa die rechte Hand aus. „Schlag ein. Ab sofort bist du Teil des Projekts. Ein wichtiger Teil." Savoire ergriff die Hand und glaubte schon, so etwas wie beginnende Sympathie zu spüren, als Kowa
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