Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2377 - Escher

Titel: 2377 - Escher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ergänzte: „Man könnte fast sagen, ein zyklopenhaft wichtiger Teil."
     
    *
     
    Rodin Kowas Glatze glänzte stärker als je zuvor, als sie den Feuerbrunnen an der Thora Road passierten. Die fließenden Flammen warfen zuckende Reflexe auf die leicht gebräunte Haut; das wenige graue Haar wirkte wie mit kupfernen Fäden durchzogen.
    Obwohl es mittlerweile auf Mitternacht zuging und sie aus der Cafeteria in der Waringer-Akademie gebeten worden waren, pulsierte das Leben im Herzen Terranias ungebrochen. Hinter Tausenden Fensterscheiben in den hoch aufragenden Gebäuden brannte Licht, Gleiter sausten in mehreren Flughöhen gestaffelt über sie hinweg - die Stadt schlief nie.
    Im freien Platz um den Brunnen hatte sich eine Gruppe Jugendlicher versammelt, die einem alten Terraner mit verwuschelten Haaren zusahen, der eine ungewöhnliche Darbietung zum Besten gab. Der gebrechliche Mann ließ eine kleine Handpuppe in Form eines Swoon Klavier spielen. Die gurkenförmige Puppe bog sich im Rhythmus der Musik, was die Jugendlichen immer wieder zum Lachen brachte.
    Kowa hatte für das Schauspiel keinen Blick übrig. Er wies auf den ESCHER-Turm, der kahl und dunkel aufragte. Nur hinter wenigen der schießschartenartigen Fenster brannte Licht. „Das ist deine künftige Wirkungsstätte."
    „Ich kenne das Gebäude. Ehe ich die Bewerbung abgab, habe ich mich selbstverständlich informiert."
    „Hast du das?" Kowa spuckte aus, eine Geste, die zu vulgär war, als dass Savoire sie einem hochbegabten Wissenschaftler zugetraut hätte. Und das musste Rodin Kowa schließlich sein, wenn er einem geheimen Regierungsprojekt vorstand.
    Savoire war der festen Überzeugung, dass sich Kowa dank seines Charakters für eine Führungsaufgabe absolut nicht eignete. „Hast du auch versucht, unser hübsches schmiedeeisernes Eingangstor zu durchqueren?"
    „Ich hörte, es sei unmöglich, also versuchte ich es erst gar nicht."
    „So schnell gibst du auf?", fragte Kowa verächtlich. „Ich habe meine eigenen Wege. Und statt mich am Tor lächerlich zu machen, werde ich nun in wenigen Minuten von dir hineingeführt werden."
    Es gefiel Savoire, dass er mit dieser Argumentation sein Gegenüber mundtot gemacht hatte. Wortlos ging Kowa weiter.
    Die Klavierklänge verwehten hinter ihnen, wichen dem bellenden Stakkato eines ihnen entgegenkommenden Springers, der unablässig auf Satron auf seine schlanke terranische Begleiterin einredete.
    Zu Savoires Überraschung ging Kowa an dem Tor vorbei, ohne ihm einen Blick zu widmen. Er folgte ihm entlang der vier Meter hohen dichten Hecke, die das ESCHER-Grundstück vor jedem Blick verbarg.
    Kowa wandte sich schließlich dem Nachbargebäude zu. Savoire las die Hausnummer - Thora Road 2218, ein wenig ansprechender; schlecht gestalteter, schmuckloser Klotz, in dem laut Holoschrift über dem Eingang eine Gleiterverleihfirma namens Handt ihr Domizil hatte. „Zu diesem Zeitpunkt dürfte das Büro nicht besetzt sein", sagte Savoire, um überhaupt etwas zu sagen. Das war das Manko von Kleinfirmen, in denen Menschen und nicht Roboter arbeiteten - oft waren sie nicht rund um die Uhr besetzt. „Und wieso sollte mich das stören?" Kowa zog einen kleinen Impulsgeber und tippte so schnell eine Kombination ein, dass Savoire die Nummern nicht erkennen konnte. Sekunden später schwang die Tür zur Seite. „Beeil dich."
    Savoire schlüpfte direkt hinter Kowa in das Gebäude, gerade noch rechtzeitig, ehe sich die Tür wieder schloss.
    Vor ihnen lag ein notdürftig beleuchteter Korridor. An den Seitenwänden stand eine Unzahl kleiner Regale, die mit Prospekten und Gleiterminiaturen vollgestopft waren. „Willkommen", sagte eine freundliche weibliche Stimme. „Welches Modell wünschst du? Wo soll die Fahrt hingehen?
    Wir haben für jede Gelegenheit den passenden Gleiten"
    „Positronisch generiert", sagte Kowa beiläufig. „Achte nicht drauf." Wieder zückte er den Impulsgeber und blieb vor einem altertümlich aussehenden Aufzug stehen.
    Dessen Falttür schob sich zusammen.
    Sekunden später fuhren sie vier Stockwerke nach unten. Danach führte Kowa ihn durch ein wahres Labyrinth aus Korridoren und ungemütlichen Kellerräumlichkeiten, ehe er eine Stahltür neben einem Getränkeautomaten mit dem Impulsgeber öffnete. Es klackte im Schloss, und Kowa drückte die Tür auf.
    Quietschend schwang sie nach innen.
    Savoire, der die ganze Zeit auf die Pointe dieser Tour gewartet hatte, folgte Kowa und erkannte sofort einen

Weitere Kostenlose Bücher