2377 - Escher
Käfigtransmitter. „Ein ziemlich umständlicher Weg."
„Der offizielle Eingang ins ESCHER-Gebäude ist funktionslos. In das Gebäude kommt nur, wer gut informiert ist. Und über die tagesaktuellen Kodes verfügt."
Wieder trat der Impulsgeber in Aktion, und der Käfigtransmitter aktivierte sich. Das Abstrahlfeld gloste violett. „Eine Sicherheitsvorkehrung gegen Eindringlinge. Du vergisst wohl, dass es sich bei ESCHER um ein Geheimprojekt handelt."
„Ist das nicht ein wenig paranoid?"
Rodin Kowa ließ sich nicht zu einer Antwort herab, sondern trat in den Transmitter.
Savoire folgte. Die Umgebung veränderte sich blitzartig.
Was er zuerst zu sehen bekam, kam ihm merkwürdig bekannt vor. Das lag wohl vor allem daran, dass eine Cafeteria der anderen notgedrungen ähnelte. Diejenige, in der die Mitarbeiter dieses Projekts für gewöhnlich aßen, bildete da keine Ausnahme. Nun, um Mitternacht, war niemand anwesend. „Wie du schon sagtest", begann Kowa, „ist der Weg ins Gebäude etwas umständlich. Dieses Problem beheben wir dadurch, dass unsere Mitarbeiter den Turm nur selten verlassen. Wir wohnen alle im Gebäude, du ab sofort ebenfalls."
Wie schön, das auch einmal zu erfahren. „Wie viele Mitarbeiter gibt es?"
Kowa seufzte, als sei er über die Störung ärgerlich. „150 plus/minus eine Handvoll.
Wir befinden uns hier in der Cafeteria, außerdem gibt es eine Messe, Gemeinschaftsräume, eine Medostation, zwei Reaktoren und all solche notwendigen Einrichtungen."
„Reaktoren? Also ist ESCHER gänzlich unabhängig?"
„Natürlich funktionieren wir autark", sagte Kowa, als handle es sich dabei um die größte Selbstverständlichkeit aller Zeiten. „Die Kontrollzentrale liegt im obersten Stockwerk. Ein Besuch lohnt allerdings nicht. Momentan sind alle Displays abgeschaltet."
„Weil Nacht ist oder weil ich zu Besuch bin?"
Darauf ging Kowa nicht ein. „Du hast die Meister der Insel erwähnt. ESCHER ist dem uralten, faktisch unbekannten Projekt Gedankenturm entlehnt, das von den Tefrodern um das Jahr 17.200 vor Christus alter Zeitrechnung in der Galaxis Andromeda verwirklicht wurde."
„Nie davon gehört."
„Sagte ich nicht, dass es unbekannt ist?"
Kowa schüttelte den Kopf. „Hirn einschalten, Zyklop." Sie verließen die Cafeteria.
Von der Umgebung bekam Savoire kaum etwas mit, weil er den Worten seines Führers lauschte. Allerdings gab es auch nichts Außergewöhnliches zu sehen. Nur Korridore mit einer Menge abzweigenden Türen,. die mit schlichten Namensschildern beklebt waren. Offenbar die erwähnten Wohnungen der Mitarbeiter.
Sie gingen auf peinlich sauberem Parkettboden. Der Aufzug, den sie kurz danach benutzten, war rundum verspiegelt und bot Platz für mindestens zwanzig Personen. „Das Projekt Gedankenturm schaltete damals wie in einem Psi-Brüter die Bewusstseine Hunderter Tefroder gleich.
Eine mentale Projektionseinrichtung. Oder ..." Rodin Kowa schnippte mit dem Finger. „... eine Waffe. Eine mächtige Waffe.
Gedacht, um die Herrschaft der Meister der Insel über Andromeda zu festigen. Wir wissen sogar, wer das Projekt in Auftrag gab - es war einer der Meister der Insel.
Allerdings scheiterte das Projekt.
Wie genau, darüber geben die erhaltenen Aufzeichnungen keine Auskunft. Nur eins steht fest: Die Konsequenzen waren tödlich. Alle Beteiligten starben."
Savoire lief ein Schauer über den Rücken. „Und ESCHER greift diese Grundsätze auf?"
„Aber ja", sagte Kowa im Tonfall größter Selbstverständlichkeit.
*
Sie ließen den Wohnbereich hinter sich.
Eine Glastür öffnete sich automatisch, als sie sich näherten.
Dahinter schloss sich schon nach wenigen Metern eine weitere Glastür an; von dem kleinen Stück Korridor zweigten nur zwei Zimmer ab.
Kowa passierte sie kommentarlos. Erst als sie die zweite Glastür durchquerten, fühlte er sich offenbar gedrängt, eine Erklärung abzugeben. „Dies sind übrigens die Büros unseres Sicherheitsdienstes."
„Bei all der Geheimhaltung überrascht es mich nicht, dass ESCHER über eine eigene Security verfügt."
Kowa blieb stehen und sah Savoire genau ins Auge. „Jeder Mitarbeiter ist absolut vertrauenswürdig. Ich habe eine Nase dafür, verstehst du? Niemand kann sich hier einschleichen. Kein einziger meiner Mitarbeiter wird Projektinhalte oder Resultate öffentlich bekannt machen."
„Wozu dann der Sicherheitsdienst?"
„Das wirst du schon noch sehen. Nur eins jetzt schon, Savoire."
Die ungewohnte Anrede fiel
Weitere Kostenlose Bücher