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2377 - Escher

Titel: 2377 - Escher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Beileid. Wenn er auch nur halb so schlimm ist, wie die Gerüchte besagen, stehen dir keine lustigen Zeiten bevor."
    „Glaub mir, er ist schlimmer als sein Ruf.
    Dennoch liegt in ESCHER meine Zukunft.
    Davon bin ich absolut überzeugt. Wenn das Projekt gelingt, wird es zu einem der größten nur denkbaren Triumphe."
    „Und wenn nicht?"
    „Dann weiß keiner außer den unmittelbaren Mitarbeitern, was da gescheitert ist." Savoire legte den halb aufgegessenen Riegel auf seinen Teller. Er roch besser, als er schmeckte. Wenn dies auch auf ESCHER zutraf, wenn das Projekt einen besseren Eindruck erweckte, als es tatsächlich war, wenn es sich als aufgeblähte Farce erwies, die von vorneherein zum Scheitern verurteilt war, dann hatte Savoire mit einer einzigen Entscheidung seine Karriere beendet.
     
    4.
     
    5. Juni 1342 NGZ Obwohl Dr. Laurence Savoire nun schon mehr als anderthalb Jahre Mitarbeiter bei ESCHER war, hatte er das Büro seines Vorgesetzten Rodin Kowa nur selten betreten.
    Der Projektleiter empfing nicht gern Besucher - aber an diesem Tag ließ es sich nicht vermeiden. Es stand eine kleine Feier an, der sich nicht einmal ein Mann seines Schlages entziehen konnte. Savoire erhielt einen neuen Posten; ab sofort nahm er offiziell den Rang als Kowas Stellvertreter ein.
    Zu diesem Anlass hatte sich ein Teil des engsten Mitarbeiterkreises in Kowas Allerheiligstem versammelt, das sich ebenso unnahbar präsentierte wie derjenige, der täglich darin arbeitete. Das Fehlen jeglicher persönlichen Note war so markant, dass das Ambiente unwillkürlich an den Charme einer neu gebauten Fabrikhalle erinnerte. Die Wände waren völlig kahl; kein Farbklecks verschönerte die weiß getünchte Wand, von einem Bild ganz zu schweigen. Auf dem metallenen Schreibtisch herrschte penible Ordnung.
    Ein grauer Vorhang bedeckte das enge, schießschartenartige Fenster.
    Hier könnte ebenso ein Roboter arbeiten, dachte Savoire nicht zum ersten Mal.
    Immer, wenn er im Abstand von einigen Wochen aus unabdingbaren Gründen den Raum aufsuchte, kam ihm dieser Gedanke. „Ihr wisst, warum wir hier sind", sagte Kowa mit einer Stimme, als habe ihm jemand hochkonzentrierten Zitronensaft in die Kehle gespritzt. „Dr. Savoire ist ab sofort mein Stellvertreter. Das heißt, er wird auch euer Vorgesetzter Ihr könnt euch in allen Belangen an ihn wenden. Das gilt für dich, Wilbuntir ..." Ein rascher Blick streifte den Parapsychologen Wilbuntir Gilead. „... genau wie für dich, Sybel." Der 5-D-Mathelogikerin Sybel Bytter widmete er womöglich noch weniger Aufmerksamkeit.
    Wie er sich wohl fühlen mag mit einem Zyklopen als Stellvertreter und einer Frau im engsten Mitarbeiterstab, noch dazu einer äußerst attraktiven Frau? Fast wünsche ich ihm, dass sein Albtraum wahr und Sybel bald schwanger wird. „Gratulation, Laurence", fuhr Rodin Kowa fort.
    Sonst nichts.
    Savoire räusperte sich. „Danke. Nach dieser zu Herzen gehenden Ansprache sollten wir zum gemütlichen Teil übergehen."
    Zu seiner Überraschung erhob sich Kowa und öffnete eine Tür des glänzenden Metallschrankes, der neben dem Fenster stand. Dahinter kamen eine Flasche besten terranischen Schaumweins und vier Gläser zum Vorschein. „Ich bin kein Freund großer Worte", behauptete Kowa, „aber ich freue mich, in Laurence einen fähigen Mitarbeiter gefunden zu haben. Stoßen wir auf ihn an."
    Die Flasche verfügte über einen altmodischen Schraubverschluss samt Plastikabdeckung. Kowa goss die Gläser halb voll.
    Sie tranken, und nach etwa einer Minute peinlichen Schweigens, während der jeder so tat, als sei er mit seinem Getränk beschäftigt, ergriff Kowa wieder das Wort. „Nun muss ich euch leider bitten zu gehen, denn es stehen für mich noch andere Punkte auf dem Tagesprogramm. Ihr entschuldigt mich also." Er packte die noch halb gefüllte Flasche und ließ sie wieder im Schrank verschwinden.
    Sybel Bytter verließ zuerst das Büro, gefolgt von Savoire. Wilbuntir Gilead bildete die Nachhut.
    Kaum war die Tür geschlossen, atmete die 5-D-Mathelogikerin befreit durch und entfernte sich mit weit ausholenden Schritten. „Da drin glaube ich immer zu ersticken. Dieser Eisklotz hat mir meinen größten Fehler nie verziehen."
    „Deinen Fehler?", fragte Wilbuntir.
    Sie grinste. „Dass ich es gewagt habe, als Frau auf die Welt zu kommen. Kowas Ansichten entstammen dem Zeitalter der Dinosaurier, grob geschätzt."
    Savoire lachte. Auch ihm tat es gut, der kühlen Atmosphäre entkommen zu

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