2377 - Escher
ändern", sagte Savoire entschlossen. „Und jetzt suche ich die Gedankenkammer auf.
Es ist vielleicht ohnehin besser, wenn ich euch allein lasse."
„Was soll das heißen?", fragte Wilbuntir.
Sybel schwieg. Und lächelte kaum merklich.
*
Laurence Savoire kam oft an diesen Platz - einen winzigen Raum, der dem einzigen Zweck diente, von einem erhöhten Standpunkt aus die komplette Gedankenkammer zu überblicken.
Er erinnerte Savoire an das kleine Vorführkabuff des Nostalgie-Kinos, das er als Kind auf Diakat oft besucht hatte und in dem noch von Filmrollen auf eine zweidimensionale Leinwand projiziert worden war. Auch dort hatte nur Platz für etwas Technik und einen Stuhl zur Verfügung gestanden. Zu Laurence' Glück war sein Vater ein Freund des Vorführers gewesen, sodass dieser ihn oft zu sich ließ.
Doch während es in dem Vorführraum geknistert und geknackt hatte, was in dem kleinen Laurence Savoire stets die Vorstellung einer Rattenpopulation unter den alten Dielen geweckt hatte, herrschte in dem winzigen ESCHER-Beobachtungszimmer nahezu vollständige Stille. Erhabene Stille, in der der eigene Atem überlaut klang.
Die Vorderseite war komplett verglast, allerdings nur von dieser Seite her durchsichtig. Von der Gedankenkammer aus wirkte es wie ein Teil der Wand.
Savoire ließ den Blick über die Kreuzkokons schweifen.
Vierundsechzig Schläfer.
Vierundsechzig Prozessoren, die ihre Gedankenleistung für ESCHER zur Verfügung stellten.
Vierundsechzig hochbrillante Köpfe.
Inzwischen kannte Savoire etliche von ihnen, wenn auch bei weitem nicht alle.
Professoren, Techniker, Philosophen, Autoren ... ehemalige Piloten von Großraumschiffen, hochrangige Militärs ...
Manchmal saß Savoire stundenlang in der kleinen Kammer und sah einfach nur zu, wie hin und wieder jemand einen der Prozessoren von den Verbindungen löste, wenn dessen Schicht beendet war. Dann nahm meist jemand anders den frei gewordenen Platz ein. Nur selten kam es vor, dass einige der Kreuzkokons unbelegt blieben.
Alles nahm seinen geregelten Ablauf. Die Prozessoren waren mit Feuereifer bei der Sache. Manchmal gab es Fortschritte, die jedoch rasch wieder vergingen. Wenn notgedrungen neue Prozessoren in das paramechanische Netzwerk eingebunden wurden, führte das meist zu Rückschlägen; neue Hilfskräfte benötigten oft eine längere Einarbeitungszeit, mussten sich eingewöhnen.
Sybel Bytter hatte recht. Was sie vorrangig benötigten, waren wirkungsvolle Hypermaterialien. War es denn nicht möglich, etwas PEW zu beschaffen? Oder nur wenige Gramm CV-Embinium?
Vielleicht sollte er einen Antrag bei Perry Rhodan persönlich einreichen. Der Resident war ein verständiger Mann, der von der Bedeutung des Projektes ESCHER überzeugt war.
Aber Kowa hasste es, betteln zu gehen, wie er es nannte. Solange seiner Meinung nach ausreichend Forschungsgelder zur Verfügung standen, war er der Ansicht, dass ...
Savoire stockte der Atem.
Er sprang so abrupt auf, dass er sich an der niedrigen Decke den Kopf schlug. Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
Im Kokon Süd zwölf - lag Rodin Kowa!
Das also hatte er damit gemeint, als er sagte, dass noch andere Punkte auf seinem Tagesprogramm standen. Er hatte sich als Prozessor ins Netzwerk integriert.
Eine Ungeheuerlichkeit.
ESCHER sah, genau wie jedes konsequente wissenschaftliche Projekt, eine strikte Aufgabenteilung vor. Forscher und Forschungsgegenstand blieben getrennt. Das hieß in diesem Fall, dass es auf der einen Seite Freiwillige gab, die sich als Prozessoren in der Gedankenkammer zur Verfügung stellten - und auf der anderen Seite Wissenschaftler Und Techniker, die das Projekt betreuten.
Alles andere war wissenschaftlich gesehen ein grober Fehler. der die erforderliche Objektivität dem eigenen Versuch gegenüber zerstörte. Kowa, der Gesamtleiter des Projekts, integrierte sich persönlich ins paramechanische Netzwerk!
Und wer wusste, ob er das schon seit Monaten oder gar Jahren tat. Savoire hatte es schließlich nur zufällig entdeckt. Im ersten Moment wollte er aufbegehren, in die Kammer eilen und Kowa zur Rede stellen.
Aber er entschied sich dagegen.
Zwei Gründe sprachen dafür Zum einen konnte Savoire dieses Wissen bei geeigneter Gelegenheit womöglich sehr gut gebrauchen; und zum anderen war Kowas eklatanter Verstoß gegen die Grundregeln menschlich gesehen sehr wohl verständlich.
Kowa mochte ein Ekelpaket sein und der unausstehlichste Vorgesetzte, den man sich
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