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2377 - Escher

Titel: 2377 - Escher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nur vorstellen konnte. Er mochte diskriminierend veranlagt sein und mit Vorurteilen behaftet. Aber als Savoire ihn regungslos in einem der Kreuzkokons liegen sah, da erkannte er, dass Kowa auch verzweifelt war und sein Projekt um jeden Preis weiterbringen wollte.
     
    5.
     
    2. März 1344 NGZ Die Luft im Geisterturm schien zum Schneiden dick zu sein. Die Stimmung wurde von Tag zu Tag schlechter, und eine einfache Auswertung der Zahl der zur Verfügung stehenden Prozessoren brachte ein ernüchterndes Ergebnis. Wobei das Schlimmste war, dass es von Monat zu Monat schlechter lief.
    Immer mehr Freiwillige stiegen aus.
    Obwohl Savoire nun schon seit fast zwei Jahren als Kowas Stellvertreter der zweitmächtigste Mann im ESCHER-Gefüge war, konnte er nichts daran ändern.
    Das Projekt erzielte noch immer keine sichtbaren Fortschritte. Ganz im Gegenteil.
    Der Mangel an Prozessoren war nicht mehr und nicht weniger als eine Katastrophe.
    Außerdem munkelte man überall, dass die ersten Mitarbeiter-Entlassungen bevorstanden - angeblich sollte dem Projekt der Geldhahn zugedreht werden.
    Mehr noch als alles andere sorgte das für Unzufriedenheit und Misstrauen. Viele fragten sich, wie es weitergehen sollte, wenn sie auf der Straße standen. Würden sie Anschluss an ein anderes wissenschaftliches Projekt finden, oder bedeutete es das Ende der eigenen Karriere?
    Wo immer Savoire ein Gespräch begann, bemerkte er Unruhe bei seinen Gegenübern. Und jedes Mal konnte er nur aufs Neue betonen, dass er nicht gekommen war, um schlechte Nachrichten zu überbringen, sondern wie in all der Zeit zuvor auch, um Details der täglichen Arbeit zu besprechen. „Es brodelt unter der Oberfläche", sagte Sybel Bytter zu ihm. Sie war in sein Büro gekommen, um ihm den Abschluss einer kleinen Forschungsarbeit mitzuteilen, die sich nur am Rande mit ESCHER beschäftigte. „Stärker als je zuvor, seit man im letzten Monat überall auf Terra angefangen hat, von der Bedrohung durch die Terminale Kolonne TRAITOR zu reden. Die Leute haben Angst. Schlicht und einfach erbärmliche Angst."
    „Das kann man wohl keinem verübeln."
    Savoire verschränkte nervös die Hände um den Rand seines Schreibtischs. „Wenn die Chaosmächte Terra überfallen oder ..."
    Das Vernichten verkniff er sich und fing stattdessen neu an: „Selbst ich frage mich manchmal, was es noch bringen soll, an ESCHER festzuhalten."
    Wenn Sybels Augen Laserblitze verschießen könnten - in diesem Augenblick hätten sie es getan. „Das ist nicht dein Ernst! Du wirst dich doch nicht auf das Niveau der Schwächlinge begeben, die zulassen, dass ihr Leben von der Bedrohung durch TRAITOR bestimmt wird. Es gibt genug Menschen, die sich darum kümmern. Für uns andere muss der Alltag weitergehen. Wir haben eine Aufgabe, Laurence! Und gerade ESCHER wird wichtig werden, kapierst du das nicht? Wenn das Netzwerk funktioniert, könnte es auch zum Kampf gegen die Terminale Kolonne genutzt werden.
    Schnellere Rechenkapazität und ungewohnt hohe Ergebniseffektivität bedeuten ..."
    „Schon gut!" Savoire hob abwehrend die Hand. „Du musst mir keine Predigt halten, Sybel! Ich weiß das. Ich habe lediglich gesagt, dass ich manchmal drüber nachdenke. Nicht mehr. Ich lasse mich nicht unterkriegen."
    Ebenso wenig wie Rodin Kowa, den er nie zur Rede gestellt hatte. Stattdessen hatte er ihn in letzter Zeit dreimal erwischt, wie er sich in das Netzwerk integrierte. Dazu kam aller Wahrscheinlichkeit nach eine Vielzahl von Einsätzen, die Savoire nicht bemerkt hatte.
    War Savoire zuerst über das Verhalten seines Vorgesetzten erbost gewesen, so verstand er ihn von Woche zu Woche besser - und gerade seit die Zeit wegen TRAITOR drängte, hatte er mehr als einmal darüber nachgedacht, es Kowa gleichzutun. Es mangelte an geeigneten Prozessoren, und vielleicht brachte es neue Einsichten, das Projekt aus einer ganz anderen Perspektive nicht nur theoretisch zu erforschen, sondern aktiv zu erleben.
    Aber noch war er nicht so weit. Noch nicht. Erst musste er den Gerüchten auf den Grund gehen, zu denen Kowa verbissen schwieg. Aus ihm war kein einziges Wort herauszubekommen. Er gab sich den Anschein, nichts zu wissen, und bezeichnete alles als haltlose Gerüchte.
    Allerdings glaubte ihm Savoire nicht.
    Kowa log, und damit musste er etwas beabsichtigen. Selbst ein Ekel wie Rodin Kowa musste einen Grund haben, wenn er für das Projekt wichtige Details verheimlichte. „Grübelst du?", riss Sybels Stimme ihn aus den Gedanken.

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