2377 - Escher
Kotzbrocken bist. Oder um es etwas gewählter auszudrücken, bist du aus Gründen diplomatischer Defizite nicht geeignet, ein solches Gespräch zu führen. Deshalb nimmt dein Stellvertreter diese Verpflichtung wahr."
Kowa schloss die Augen und massierte seine Nasenwurzel. „Du hast deine Meinung dargelegt, Zyklop. Nun wirst du mir zuhören."
„Ich habe dafür keine Zeit. Ich muss aufbrechen, um die Solare Residenz noch rechtzeitig zu erreichen. Der Schaden muss begrenzt werden. Ich werde gehen, und du wirst abwarten. Wenn du es wünschst, werde ich dir noch heute vom Ergebnis des Gesprächs berichten."
„Du hast keine Chance gegen einen Mann wie Atturo Bicker."
„Die habe ich sehr wohl." Savoire zog den Datenkristall, den er von seinem Freund Baldwin Carapol erhalten hatte, und präsentierte ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. „Denn ich gehe nicht so unvorbereitet, wie du vielleicht glauben magst."
In Kowas Blick zog Skepsis ein - und etwas Dunkleres. Angst. Oder Entsetzen. „Was ist darauf gespeichert? Willst du mich erpressen?"
Vielleicht glaubt er ich habe ihn aufgezeichnet, wie er sich in das neuronale Netzwerk der Gedankenkammer integriert.
„Wie kommst du darauf, dass es eine Möglichkeit geben könnte, dich zu erpressen?" Jedes seiner Worte war genau gewählt, und er wusste, er hatte ihn; Kowa war mundtot. In diesen Momenten gab es nichts mehr, was er hätte sagen können.
Ihm blieb nur noch die Möglichkeit zu kapitulieren. Und genau diese nahm er wahr. „Ich erwarte dich nach dem Gespräch mit Rhodan wieder in meinem Büro." Kowa wandte demonstrativ den Blick ab. „Und jetzt verschwinde."
*
Der Raum war viel zu groß für die drei Gesprächsteilnehmer, von denen erst zwei eingetroffen waren.
Savoire saß jenem Mann gegenüber, den er aufgrund der Umstände als seinen Feind ansehen musste, obwohl seine Feindschaft eigentlich einem anderen galt.
Atturo Bicker war ein Schönling mit perfekt frisiertem braunem Haar, das er im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Über die Ohren hingen zwei gezwirbelte Zöpfe. Die blauen Augen blickten durch die Gläser einer eleganten Brille; ein exzentrischer Tick, den sich nur die Spleenigsten der Spleenigen leisteten.
Eine Laseroperation war einfacher, effektiver und bequemer. Er lächelte unentwegt und präsentierte perfekt ebenmäßige, strahlend weiße Zähne.
Bicker saß im Schatten einer Zimmerpalme, die bis unter die Decke reichte und verhinderte, dass das grelle Sonnenlicht durch das weite Fenster auf seinen Rücken fiel.
Savoire wiederum ließ es sich nicht nehmen, die wärmenden Strahlen auszukosten. Im ESCHER-Gebäude gab es dank der schmalen Fenster zu wenig echtes Tageslicht, und nach draußen kam er immer seltener. „ESCHER hatte seine Zeit", sagte Bicker leise. „Aber diese Zeit ist vorbei. Kowa hat seine Chance nicht genutzt. Warum kommt er nicht persönlich? Hat er Angst vor einer Konfrontation?"
Savoire dachte nicht daran, seinem Gegner im Vorfeld auch nur die geringsten Informationen zukommen zu lassen. „Wir sollten unseren Atem sparen, bis der Resident eintrifft."
„Was sicher jeden Moment der Fall sein wird. Das Meeting beginnt in ..." Bicker tippte auf den obersten Knopf seines Hemdes, woraufhin das Zifferblatt einer Uhr in Form einer kleinen Holografie vor sein Gesicht projiziert wurde. „:.. zwei Minuten. Ich rechne damit, dass der Resident pünktlich ist. Er weiß, wozu er verpflichtet ist, im Gegensatz zu Rodin Kowa."
Die Holografie verschwand. Savoire zeigte sich von dieser kleinen Demonstration nutzloser Accessoires überhaupt nicht beeindruckt.
Exakt eine Minute später schob sich zischend die Tür des Konferenzraumes beiseite. Perry Rhodan trat ein. „Ich freue mich, dass ihr den Weg hierher gefunden habt. Die Sicherheitsvorkehrungen; die ihr durchlaufen habt, lassen sich leider nicht vermeiden. Wer in diesen Teil der Residenz vordringen will, wird auf Herz und Nieren geprüft."
Atturo Bicker lachte gekünstelt. „Ich bin sicher, dass keiner von uns Waffen einschmuggeln wollte."
Rhodan setzte sich. „Kommen wir zur Sache. Es geht um die Zuteilung von nicht geringen Forschungsmitteln der Regierung.
Ein großer Teil der Entscheidung über diese Mittel obliegt mir. Bislang erhält das Projekt ESCHER das Geld."
„Und ESCHER stagniert", setzte Bicker sofort nach. „Millionen fließen in ein Projekt, das keine Fortschritte erzielt, ja, das sich derart von seiner Umgebung abschottet, dass man
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