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2378 - Der Erste Kybernetiker

Titel: 2378 - Der Erste Kybernetiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Ich bin Wissenschaftler. Aber ich bin auch ein Mensch. Das kannst du wohl nicht mehr verstehen!"
    Astuin legte die Hand auf Savoires Faust. „Was immer du ..." Weiter kam er nicht.
    Die Berührung brachte das Fass zum Überlaufen. Mit der Linken schob Savoire Astuins Hand beiseite und rammte ihm sofort danach die Faust gegen das Kinn.
    Astuins Kopf flog zur Seite, doch der Avatar zeigte keine Anzeichen von Schmerz. Stattdessen packte er mit einer blitzschnellen Bewegung Savoires Arm am Handgelenk und drückte zu.
    Der Griff war wie eine Stahlklammer.
    Savoire stöhnte. „Siehst du, was ich meine?", fragte Astuin in völlig ruhigem Tonfall. „Du benötigst Schlaf, denn du verlierst die .
    Beherrschung über dich und deine Gefühle. ESCHER kann keine außer Kontrolle geratenen Mitarbeiter gebrauchen."
    „Die Parapositronik wird sich damit abfinden müssen, dass ich nicht perfekt bin, weil ich ein Mensch bin. Die einzige Alternative liegt darin, mich zu töten und als Projektion auszuschicken."
    Sein Gegenüber nahm diese Spitze ungerührt hin. „Ich sagte dir schon, dass ESCHER dich als Menschen mit freiem Willen benötigt."
    „Dann soll er den Hypnoblock entfernen!
    Ich fühle mich nicht wohl, solange ich ..."
    Er brach ab, denn Pal Astuin entfernte sich bereits.
    Savoire starrte ihm noch nach und schüttelte die pochende Hand, als der Avatar schon lange hinter der Korridorbiegung verschwunden war. Der vollkommen gleichmäßige Rhythmus der Schritte verhallte, als sich die Tür zischend öffnete und schloss.
     
    *
     
    Nach außen hin gab Laurence Savoire nach und fügte sich, indem er seine Wohnung aufsuchte, sich ins Bett legte und das Licht löschte.
    Im Inneren jedoch gab dieses Erlebnis den Anstoß, Widerstand zu leisten. Noch in dieser Nacht entwickelte er den Plan eines unabhängigen, geheimen Sensornetzes. 29. Mai 1345 NGZ Schritte!
    Savoires Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Das nur einige Millimeter durchmessende Bauteil würde ihn nicht verraten, aber wie sollte er erklären, was er hinter dem Eingang in den zentralen Antigravschacht zu suchen hatte, auf Zehenspitzen, die Rechte weit über dem Kopf und die Abdeckplatte noch in der linken Hand?
    Wahrscheinlich näherte sich wieder einer der beiden Avatare, die zu oft seinen Weg kreuzten, als dass es Zufall sein konnte.
    Nur wenn sie sich wieder einmal auf Prozessorjagd befanden, fand Savoire vor ihnen Ruhe.
    Er führte die aktuelle Erweiterung seines Sensornetzes gerade deswegen in diesem Moment durch, weil die beiden Avatare vor wenigen Minuten das ESCHER-Gebäude verlassen hatten. Üblicherweise blieben sie wenigstens drei Stunden fort.
    Savoire hatte ihre Abwesenheit nutzen wollen, um eine weitere Minisonde zu installieren, die neunundzwanzigste seines geheimen Sensornetzes. Bislang war alles glatt gegangen, doch nun schien ihn das Glück verlassen zu haben.
    Hastig hob er die Abdeckplatte und drückte sie zurück an ihren Platz. Der Klickverschluss rastete beim ersten Versuch ein. Glück im Unglück, dachte Savoire. Aber es war längst zu spät. Als er in den Antigravschacht stieg, als hätte er nie etwas anderes tun wollen, folgte ihm der Neuankömmling. „Ich glaub, ich seh nicht richtig", begrüßte ihn Fral Kline, der hagere Sicherheitsbeamte. „Du tätigst Reparaturen?"
    In der grenzenlosen Erleichterung, es nicht mit einem der Avatare zu tun zu haben, fiel es Savoire schwer, eine passende Antwort zu finden. „Das war nur eine Kleinigkeit", sagte er lahm. „Bis ich jemandem alles erklärt und einen Auftrag gestellt hätte, habe ich es längst selbst erledigt. Es war nicht das erste Mal."
    Klines Antwort bestand aus einem Brummen, das sowohl Zustimmung, als auch Unverständnis ausdrücken konnte.
    Die beiden schwebten nebeneinander nach unten, und peinliches Schweigen breitete sich aus. Weil sich Savoire seit Wochen immer stärker zurückzog, fiel es ihm noch schwerer als früher, Smalltalk zu betreiben.
    Er war völlig aus der Übung. Um der Notwendigkeit zu einem belanglosen Gespräch zu entgehen, verließ er den Schacht an der nächsten Ausstiegsluke.
    Er fragte sich, ob sein Sensornetz tatsächlich eine gute Idee gewesen war.
    Solange er keinen Zugriff auf die Hyperdim-Matrix erlangte, nutzte es ihm wenig. Obwohl er all sein kybernetisches Wissen anwendete, wusste er nicht, wie er dieses Ziel erreichen sollte. Immerhin war es ihm gelungen, einen vollständig autarken Beobachtungskreis zu installieren, ohne von ESCHER bemerkt zu

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